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    NACH DEM MENSCH KOMMT DER WOLF: Bilderberger-Institut, Kinderarmut, Migration und Renaturierung

    Als ein wichtiges Argument für Migration, meist aus mohammedanischen Ländern, soll ja die Kinderarmut in Deutschland herhalten.

    In anderem Zusammenhang stieß ich zufällig auf den langjährigen Bilderberger-Gast Christoph Bertram (1978, 1979, 1980, 1981, 1982, 1984, 1987, 1990, 1991, 1992, 1993, 1994, 1995, 1996, 1998), der nicht der einzige Bilderberger-Gast von der ZEIT ist. Bertram ist auch:
    Direktor des IISS, Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik, Chefredakteur des Ressorts Politik DIE ZEIT, Mitglied des Redaktionsausschusses des Foreign Policy Magazine, Washington D. C, Mitglied im Steering Committee der Bilderberg Konferenzen

    Derzeit ist er Vorstandsvorsitzender des "Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung", das "Konzepte zur Lösung demografischer Probleme" erarbeitet
    'Konzepte zur Lösung demografischer Probleme' klingt interessant.

    Bereits Wikipedia verrät:
    Das Institut, sowie die berichtenden Medien, gelangte nach der Vorstellung der Studie „Die demografische Lage der Nation – Wie zukunftsfähig sind Deutschlands Regionen?“ im Jahr 2006 zum Teil in die Kritik. Der medialen Präsentation der Studie[1] wurde nachgewiesen, dass dabei sowohl bei der Geburtenrate als auch beim angeblich letzten Platz Deutschlands bei der Fertilitätsrate Unwahrheiten verbreitet wurden.[2] Es konnte gezeigt werden, dass die Aussagen der Medienberichte „Statistisch gesehen bringt jede Frau nur noch 1,36 Kinder zur Welt. Damit hat die Fertilitätsrate den Tiefstand des letzten Kriegsjahres 1945 erreicht.” in beiden Fällen unzutreffend ist.[3] Die Nachrichtenagentur dpa zog daraufhin die falsche Meldung nachträglich zurück.

    Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung führt die Fehler auf die Medienberichterstattung zurück, welche "Gesamtfruchtbarkeitsrate" und "rohe Geburtenrate" verwechselt habe, wodurch die Kinderzahl pro Frau mit der Kinderzahl pro Einwohner miteinander verwechselt wurde. In der Studie selbst gab es diese Verwechslung nicht.[4]
    Der Einzelhinweis vgl. ZAPP-Sendung: Peinliche Lügen prägen - Falschmeldungen als Lobbyisten-Slogans, 15. Juni 2008 führt ins Leere.

    Es wurden also von der Presse angeblich böse Falschmeldungen in Umlauf gebracht. Dabei hat das Berlin-Institut doch nobelpreisverdächtige Erkenntnisse parat: Den wirtschaftlich starken Regionen geht es gut, weil sie Migranten unter 35 Jahren anziehen konnten, wirtschaftlich schwächere Regionen konnten wenigstens durch Infrastrukturleistungen drohendem Bevölkerungsschwund entgegenwirken.

    Sogar ein Plan B existiert, wenn es mit der Demografie doch nicht so klappt: Renaturierung heißt das Zauberwort. Wenn sich Wolf und Luchs 'Gute Nacht' sagen können, ist noch lange nicht Feierabend.

    Traurig:

    http://www.berlin-institut.org/berli...tudie_2006.pdf
    "berlin-institut_studie_2006.pdf" could not be found, closest page matching is Error!

    Unter

    Die demografische Lage der Nation

    findet man - noch - eine Kurzfassung des Qualitätsberichts:

    [...] Betrachtet man die Zahl der Geburten je 1.000 Einwohner, so liegt Deutschland heute, wie schon vor 30 Jahren, weltweit auf dem letzten Platz. Dieser Messwert ist besonders wichtig, denn er beschreibt die Kopfstärke der nachwachsenden Generation, die für die Lösung der Zukunftsaufgaben zur Verfügung steht. Sie ist im Vergleich zu den Älteren, die es zu versorgen gilt, nirgendwo so klein wie in Deutschland. [...]

    Wir lernen zunächst, dass Altersaufbau und attraktive Infrastruktur ganz wichtig sind. Besonders umworben sind die unter 35-Jährigen, egal welche Fähigkeiten, Ausbildung und Arbeitsmotivation sie haben. Wirtschaftlich attraktive Gegenden ziehen, wir können es uns schon denken, Migranten an: (S. 4)


    GESAMTBEWERTUNG

    Eine funktionierende Gesellschaft braucht eine im Altersaufbau gut gemischte Bevölkerung sowie eine Wirtschaft, die ausreichend Werte schafft und alle notwendigen Dienstleistungen zur Verfügung stellt. Demografische und ökonomische Entwicklung sind somit für die Zukunftsaussichten der Regionen gleichermaßen wichtig: Eine florierende Wirtschaft sorgt für Wohlstand. Doch sie ist nichts ohne Konsumenten und Nachwuchs an motivierten, gut qualifizierten Arbeitskräften und Unternehmern.

    Deutschlandweit sinkt die Zahl der unter 35-Jährigen. So entsteht eine wachsende Konkurrenz der Regionen um um produktive junge Menschen. Mit einer stabilen Entwicklung ist deshalb nur in Gebieten zu rechnen, die entweder genug Nachwuchs haben, um sich ein eigenes demografisches Fundament zu bauen (wovon es in Deutschland nur sehr wenige gibt) oder die ökonomisch attraktiv genug sind, um anderswoher Bevölkerung anzuwerben. Aufgrund der unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklung in den einzelnen Bundesländern haben sich Hunderttausende auf die Wanderschaft gemacht. Darunter leiden vor allem jene Regionen, die ohnehin schon Probleme haben, während die Wachstumsgebiete von der Binnenmigration noch profitieren. Weil bei anhaltend niedrigen Nachwuchszahlen Stabilität nur in solchen Gebieten möglich ist, die anderswo Bevölkerung anlocken, verschärft sich der Wettbewerb der Regionen. [...]

    Wirtschaftsstarke Kreise punkten vor allem durch ihre Wertschöpfung, ländliche Kreise können auch bei schwächerer Wirtschaftskraft durch günstige Demografiewerte und eine bessere soziale und natürliche Umwelt Boden gut machen. [...]

    Am zukunftsfähigsten hat erweisen sich die süddeutschen Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern. Dort lockt eine moderne, innovative Wirtschaft seit Jahrzehnten Zuwanderer aus dem In- und Ausland an. In Baden-Württemberg liegen zwölf der 20 besten Kreise der Gesamtbewertung, im Nachbarland Bayern sieben. Doch im Gegensatz zu Baden-Württemberg weist der Freistaat erste Problemzonen auf. Zahlreiche bayerische Grenzkreise zur Tschechischen Republik, zu Sachsen und Thüringen, vor allem in Oberfranken, sind bereits in den demografisch-wirtschaftlichen Abwärtsstrudel geraten. Der eher ländlich geprägte niedersächsische Kreis Vechta vereint vergleichsweise hohe Kinderzahlen mit sehr guten Wirtschaftsdaten und rangiert deshalb als einziger nördlich des Mains in der Liga der 20 zukunftsfähigsten Kreise. [...]

    Inseln der Stabilität finden sich in den neuen Bundesländern ausschließlich im Umfeld wichtiger Großstädte. So erzielen die Umlandkreise von Berlin, Dresden und entlang der thüringischen Städtereihe Jan-Weimar-Erfurt-Eisenach günstige Bewertungen. Dort ist die Abwanderung zum Stillstand gekommen; einige Städte wie Dresden, Leipzig, Jena oder Potsdam gewinnen sogar wieder Bevölkerung hinzu. Die Menschen machen somit vor, was die Politik erst langsam erkennt: Dass sich angesichts des massiven Bevölkerungsrückgangs von alleine Leuchttürme, Zentren oder Kerne herausbilden, in denen der Erhalt wichtiger Infrastruktur lohnt. [...]

    In Deutschland lag im Jahr 2004 die durchschnittliche Kinderzahl je Frau auf einem Tiefstand von je 1,36. Weil die Geburtenziffer seit über drei Jahrzehnten auf ähnlich niedrigem Niveau verharrt, ist seither jede Kindergeneration um ein Drittel kleiner als die ihrer Eltern. Lange konnten Zuwanderungen aus dem Ausland den Überschuss der Sterbefälle über die Geburten ausgleichen: Seit dem Jahr 2003 ist auch dies vorbei und die Bevölkerung der Bundesrepublik nimmt seither ab. [...]

    Größere Städte sind generell kinderarm, weil sie den Familien zu wenig geeigneten Entfaltungsspielraum bieten. [...]


    Ein Quantum Trost gibt es aber auch (S. 10):

    NACH DEM MENSCH KOMMT DER WOLF

    Allen Prognosen zufolge wird die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen weiter abnehmen. Gleichzeitig zieht es die verbleibende Bevölkerung immer mehr in die Ballungszentren. Was Raumplaner, Ökonomen und Demografen betrübt, lässt manche Naturschützer freudig aufhorchen. Denn insbesondere in Gebieten, die bereits heute dünn besiedelt sind, erschließen sich neue Lebensräume für kleine und große Pflanzen und Tiere. In allen Mittelgebirgen und den geschlossenen Wäldern des deutschen Tieflands bietet sich beispielsweise potenzieller Lebensraum für den Luchs. Im Harz, in der Eifel, im Pfälzer und im Bayerischen Wald leben inzwischen wieder Exemplare dieser Katzen. Auch der Wolf ist auf eigenen Pfoten nach Deutschland zurückgekehrt und bald nach der Wende von Polen über die Neiße in die sächsische Lausitz eingewandert. Dort leben mittlerweile zwei Rudel mit ausreichend Nachwuchs.

    Ostdeutschland bietet das größte Potenzial für die Renaturierung. Besonders im bereits heute dünn besiedelten Mecklenburg- Vorpommern und in Brandenburg eröffnet sich ein zusammenhängender Lebensraum. Er reicht vom Norden her über den Harz, den Thüringer Wald bis in die Rhön und den fränkischen Spessart, gen Osten über das Erzgebirge, die Sächsische Schweiz bis in das Zittauer Gebirge. Sowie nach Süden über den Frankenwald bis zum Bayrischen- und Böhmerwald. [...]


    ERKENNTNIS STIFTEN

    Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Think tank, der sich mit Fragen globaler demografischer Veränderungen und der Entwicklungspolitik beschäftigt. Das Institut wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen Wandel zu schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern, neue Ideen in die Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung demografischer und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten.

    Das Berlin-Institut erstellt Studien, Diskussions- und Hintergrundpapiere, bereitet wissenschaftliche Informationen für den politischen Entscheidungsprozess auf und betreibt ein Online-Handbuch zum Thema Bevölkerung.

    Weitere Informationen, wie auch die Möglichkeit, den kostenlosen regelmäßigen Online-Newsletter „Demos“ zu abonnieren, finden Sie unter www.berlin-institut.org.

    Das Berlin-Institut finanziert sich über Projektzuwendungen, Spenden und Forschungsaufträge. Das Institut ist als gemeinnützig anerkannt und erhält keinerlei öffentliche Grundförderung. Spenden an das Berlin-Institut sind steuerlich absetzbar. [...]

    Dieses Projekt wurde unterstützt von:

    ROBERT BOSCH STIFTUNG

    DKV
    Deutsche Krankenversicherung

    Software AG Stiftung.

    ***

    Deutschland weltweit Schlusslicht bei Geburtenrate

    ***

    Gerd Bosbach: Achtung: Falschmeldungen unterwegs!!!

    19. März 2006 um 11:51 Uhr

    „Deutschland hat weltweit mit der niedrigsten Geburtenrate zu kämpfen.“ „Statistisch gesehen bringt jede Frau nur noch 1,36 Kinder zur Welt. Damit hat die Geburtenrate den Tiefstand des letzten Kriegsjahres 1945 erreicht.“So berichtete dpa über eine Pressekonferenz und Veröffentlichung des Berlin-Institutes für Bevölkerung und Entwicklung. Und fast alle Medien teilten uns diese alarmierenden „Forschungsergebnisse“ mit, oft als großer Aufreißer auf Seite 1 oder zu Beginn der Sendung.

    Beide „Fakten“ sind falsch.

    “Deutschland hat weltweit mit der niedrigsten Geburtenrate zu kämpfen.”

    Von Gerd Bosbach.
    Statistisch gesehen bringt jede Frau nur noch 1,36 Kinder zur Welt. Damit hat die Geburtenrate den Tiefstand des letzten Kriegsjahres 1945 erreicht.”
    So berichtete dpa über eine Pressekonferenz und Veröffentlichung des Berlin-Institutes für Bevölkerung und Entwicklung. Und fast alle Medien teilten uns diese alarmierenden „Forschungsergebnisse“ mit, oft als großer Aufreißer auf Seite 1 oder zu Beginn der Sendung. Beide „Fakten“ sind falsch.

    Das zeigt ein Blick in das Statistische Jahrbuch des Statistischen Bundesamtes, das belegen die Pressemeldungen des Statistischen Amtes der Europäischen Gemeinschaften (Eurostat). Aber auch ein Anruf bei den zuständigen Mitarbeitern des Statistischen Bundesamtes hätte zuerst ein überraschtes: „Was, das haben die behauptet?“ und anschließend eine Korrektur gebracht. (statistische Fakten s. unten)

    Die Medien sind einfach auf den „wissenschaftlichen“ Ruf hereingefallen – die Tendenz stimmt ja und das dramatische Ausmaß ist eine Schlagzeile wert – und haben nicht geprüft. Dabei hätte ein Blick in die verteilte Kurzfassung der Veröffentlichung genügt, um Zweifel zu bekommen: Was soll in einer wissenschaftlichen Studie zur deutschen Bevölkerung die in riesigen Lettern dargestellte Formulierung:

    „NACH DEM MENSCH KOMMT DER WOLF“
    , also ein Spiel mit menschlichen Urängsten. Einmal skeptisch, kann man auf der Homepage des privaten Institutes auch ihre Selbstdarstellung nachlesen: “Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung verfolgt das Ziel, die öffentliche Wahrnehmung der weltweiten demographischen Veränderungen zu verbessern.“, also ein privates Meinungsbildungsinstitut!

    Unzweifelhaft gibt es in Deutschland eine niedrige Geburtenrate. Aber die wenigen Kinder und Jugendlichen bekommen schon nicht genug Bildung, Ausbildung und Arbeitsplätze. Für die gibt es schon zu wenig Kinder.betreuungsplätze, Lehrer, moderne Schulen, Ausbildungs- und Arbeitsstellen! Was würden da jetzt mehr Kinder nutzen. Die Demografie-Debatte ist also eher nachrangig.
    Wir sind zu wenige, als dass wir es uns leisten könnten, nur ein einziges Kind in seiner schulischen Entwicklung aufgeben zu können.”
    Finnische Weisheit

    Übrigens an den o.g. Punkten Bildung, Ausbildung und Arbeitsstellen könnte und müsste Politik und Industrie sofort ansetzen! Dient die Demografie-Debatte der Ablenkung?

    Zu den statistischen Fakten:

    Für die Geburtenrate gibt es zwei Betrachtungsweisen:

    1. Anzahl der Kinder pro Frau
    2. Anzahl der Kinder pro 1000 Einwohner

    Da die erste Definition für die Stärke der nachfolgenden Generation aussage.kräftiger ist, wird sie vom Berlin-Institut zu Ihren Berechnungen und Grafiken fast ausschließlich benutzt. Zu beachten ist dabei, dass so definierte aktuelle Geburtenraten nur Schätzwerte sein können. Die Gesamtanzahl der Kinder einer gebärfähigen Frau steht ja noch nicht fest. Aufgrund der Ungenauigkeiten der Schätzungen bevorzuge ich, die Werte nur mit einer Nachkommastelle (z.B. 1,4 Kinder pro Frau) zu betrachten, berücksichtige hier aber die veröffentlichten Daten wegen der Vergleichbarkeit mit zwei Stellen hinter dem Komma. Ein Blick in die Pressemitteilung von Eurostat vom 25. Oktober 2005 zeigt, dass Deutschland 2004 in der EU der 25 auf Platz 14 liegt, also alleine dort 10 Länder niedrigere Geburtenraten hatten (ein Land lag gleichauf). Von den neun, von Eurostat aufgeführten Ländern, die nicht der EU der 25 angehören, hatten vier eine niedrigere Geburtenrate und Japan lag nur minimal höher (+0,01). Also 34 Länder, davon 14 unter Deutschland alleine im Jahre 2004. Das hat Nichts aber auch gar Nichts mit dem weltweit letzten Platz zu tun! Der gleichen Quelle ist direkt zu entnehmen, dass die Geburtenrate gegenüber 2003 angestiegen ist. Auch ein Blick zurück in die achtziger Jahre zeigt: Die Geburtenraten waren 1983 bis 1986 schon niedriger als 2004. Also auch nicht der Tiefstand seit 1945!

    Bezüglich der zweiten Definition zeigt das Statistische Jahrbuch 2005 für das Ausland (Hrsg.: Statistisches Bundesamt) auf S. 228, dass Deutschland unter 69 ausgewählten Ländern im Jahr 2000 auf Platz 61 und 2002 auf Platz 64 liegt. Die Formulierung des Institutes „…, so liegt Deutschland seit über 30 Jahren weltweit auf dem letzten Platz.“ ist also wieder offensichtlich falsch. Die Aussagekraft dieser Definition ist wesentlich geringer, weil dabei die Anzahl alter Menschen, die mit Geburt von Kindern nichts mehr zu tun haben, eine große Rolle spielen.

    Dass ein Institut für Bevölkerung und Entwicklung die o.g. Fakten nicht kennt, erscheint mir unwahrscheinlich. Es muss also von einer bewussten Manipulierung durch Übertreibung ausgegangen werden. Es ist eben ein finanzkräftiges privates Meinungsbildungsinstitut.

    Prof. Dr. Gerd Bosbach, Fachhochschule Remagen, bosbach@rheinahrcampus.de

    ***

    General-Anzeiger: "Warum sollen wir in Panik verfallen?"

    Der Statistiker Gerd Bosbach rät zu Skepsis und Zurückhaltung bei weit in die Zukunft reichenden Bevölkerungsprognosen: "Es kann ganz anders kommen" - Viele Daten werden nach Ansicht des Professors dramatisiert

    Köln. Mit dem Statistiker Gerd Bosbach, Professor am RheinAhr-Campus der Fachhochschule Koblenz, sprachen Kai Pfundt und Marcel Wolber.

    General-Anzeiger: Deutschland gilt als Land mit einer der niedrigsten Geburtenraten in Europa. Richtig?

    Gerd Bosbach. Wir haben eine niedrige Geburtenrate, das ist richtig. Aber bei weitem nicht die niedrigste. Nach den letzten Zahlen von 2004 hatten unter den 25 EU-Staaten zehn eine niedrigere Geburtenrate, ein oder zwei eine ähnliche, der Rest lag darüber. Wir liegen also bei der Geburtenrate in der unteren Hälfte, aber noch nicht einmal im unteren Drittel.

    GA: Woher kommt denn die Botschaft vom Geburtenschlusslicht Deutschland?

    Bosbach: Ich habe den Eindruck einer Kampagne. Im März hieß es, wir hätten die niedrigste Geburtenrate der Welt, beruhend auf einer Lüge des Berlin-Institutes für Bevölkerung und Entwicklung. Als dpa-Nachricht war sie dann auf fast allen Titelseiten. Ich habe mir die Daten beim Statistischen Bundesamt besorgt, die dpa-Meldung war völlig falsch. Ich habe daraufhin eine Richtigstellung geschrieben, dpa hat ihre Meldung als falsch zurück gezogen. Aber der generelle Eindruck hatte sich da schon verfestigt: Drama! Dass dieses Drama in dieser Form überhaupt nicht stattfindet, ist nicht mehr durchgedrungen.

    GA: Es gibt aber mehr als eine Studie, die den Trend einer schrumpfenden und alternden Bevölkerung belegt.

    Bosbach: Richtig. Entsprechende Veröffentlichungen gibt es im Zwei-Wochen-Rhythmus. Zum Beispiel Ende Juni. Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, eine Einrichtung des Statistischen Bundesamtes, und die Robert-Bosch-Stiftung brachten eine Meldung, nach der die Deutschen angeblich den niedrigsten Kinderwunsch in ganz Europa haben.

    Tatsächlich hatten die Autoren der Studie gerade einmal acht Länder inklusive Deutschland dargestellt. Von ganz Europa hätte also nicht die Rede sein dürfen, und die Zahl der Befragten war für diese weitreichende Schlussfolgerung viel zu gering. Auf diese Art und Weise bekommt man jedes Ergebnis hin. So geht das Schlag auf Schlag, eine dramatische Schlagzeile löst die nächste ab. Das bleibt haften.

    GA: Aber wird sich die Altersstruktur nicht wirklich dramatisch verschlechtern?

    Bosbach: Es ist anzunehmen, dass wir in Deutschland einen leichten Bevölkerungsrückgang erleben werden. Auch der Altersdurchschnitt wird steigen, das heißt, wir werden mehr Rentner haben. Erstaunlicherweise wird bei diesen Betrachtungen die Vergangenheit aber komplett ausgeblendet.

    Seit wir brauchbare statistische Aufzeichnungen haben, ungefähr seit 1870, altert die Bevölkerung, und zwar rapide. Dass wir im vergangenen Jahrhundert eine enorme Alterung verkraftet haben, der Wohlstand aber trotzdem enorm zugenommen hat und die Sozialsysteme erheblich ausgebaut wurden, wird in den Katastrophenszenarien nicht berücksichtigt. Auch der Rückgang der Kinderzahl ist kein Phänomen der Gegenwart. Das beobachten die Statistiker ebenfalls seit 1870.

    GA: Inwiefern hilft der Blick zurück weiter?

    Bosbach: Ich habe einmal die Entwicklung zwischen 1960 und 2005 berechnet, also ein ähnlicher Zeitraum wie von heute bis 2050. In allen Beziehungen waren die Zahlen von dem, was zwischen 1960 und 2005 geleistet wurde und dem, was bis 2050 erwartet wird, identisch: Steigerung des Altenquotienten, Verringerung der Kinderzahl, Zunahme der Hochbetagten. Wir haben also in der Vergangenheit gemeistert, was uns in den kommenden Jahrzehnten erneut bevorsteht, und dabei unser Bruttoinlandsprodukt mehr als verdreifacht. Warum sollen wir nun mit Blick auf die Zukunft in Panik verfallen?

    GA: Wie zuverlässig können Prognosen, die beispielsweise bis 2050 reichen, überhaupt sein?

    Bosbach: Es handelt sich lediglich um Hochrechnungen auf der Basis aktueller Daten. Es wird so getan, als würden diese Hochrechnungen tatsächlich Wirklichkeit. Dabei müssen wir nur in die Vergangenheit blicken, um zu sehen, wie unberechenbar die Zukunft ist.

    Alleine in den vergangenen fünf Jahrzehnten hatten wir sechs, sieben Brüche bei der Bevölkerungsentwicklung: von der Gastarbeiterzuwanderung bis zum Pillenknick, vom Trend zur Kleinfamilie bis zur Wiedervereinigung. Denken sie weiter zurück, haben zwei Weltkriege die Demographie maßgeblich geprägt. Solche Brüche sind nicht vorauszusehen, nicht planbar. Aber dass sie kommen, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

    GA: Also alles Kaffeesatzleserei?

    Bosbach: Ich bin schon dafür zu berechnen, was auf Basis heutiger Daten in der Zukunft passieren würde. Aber wir müssen uns vor Augen führen, dass diese Berechnungen keinen Absolutheitsanspruch besitzen. Außerdem dürfen die verantwortlichen Statistiker keine logischen Böcke schießen.

    GA: Zum Beispiel?

    Bosbach: Beim Zuwachs des Lebensalters werden heutige Altersgrenzen 50 Jahre in die Zukunft projiziert: die Grenze für den Renteneintritt oder die Grenze, ab der alte Menschen als hochbetagt, also zunehmend krank und pflegebedürftig gelten. In dieser Logik heißt das bei einer zusätzlichen Lebenserwartung zwischen sechs und acht Jahren in 2050, dass diese Lebensjahre die Zeit altersbedingter Krankheiten und Gesundheitsbeeinträchtigungen verlängern - mit entsprechend höheren Gesundheitskosten.

    Tatsächlich müsste auch die Grenze hochgesetzt werden, ab der jemand als hochbetagt gilt, von heute 80 Jahre auf 85 Jahre zum Beispiel. Die Rechnung für Pflege- und Krankheitskosten sieht dann ganz anders aus. Die Leute werden nicht nur älter, sie bleiben auch länger gesund.

    GA: Wichtige Einflussfaktoren wie der medizinische Fortschritt oder die Produktivitätssteigerung bleiben also unberücksichtigt?

    Bosbach: Genau. Es wird auch nicht berücksichtigt, dass die mittlere Generation nicht nur die Alten, sondern auch die Jungen ernähren muss. Die Kosten von Jugendlichen werden oft unterschätzt. Da sind nicht nur die Kosten in der Familie, sondern auch für Bildung, Gesundheit und die Kinderversorgung: ein Elternteil ist schließlich in der Regel damit beschäftigt und kann in dieser Zeit den Beruf nicht wahrnehmen. Bei einem Wiedereintritt müssen oft schlechtere Konditionen in Kauf genommen werden. Weniger Kinder bedeutet also auch weniger Kosten - in einer seriösen Zukunftsrechnung darf das nicht fehlen.

    GA: Warum gibt es angesichts dieser Unzulänglichkeiten nicht einen Aufschrei unter den Statistikern, wenn die Zukunft wieder einmal schwarz gemalt wird?

    Bosbach: Die Zunft der Demographen freut sich natürlich über die öffentliche Aufmerksamkeit, sie sonnen sich geradezu darin. Außerdem schwimmen die meisten in Deutschland gerne mit dem Strom. Wer, wie einige Kollegen und ich, gegen den herrschenden Mainstream argumentiert, wird oft ignoriert. Auch der Zugang zu Forschungsgeldern spielt eine Rolle.

    GA: Autoren und Wissenschaftler wie Frank Schirrmacher und Meinhard Miegel, die eine ziemlich düstere Zukunft beschwören, liegen also daneben?

    Bosbach: Meinhard Miegel hat sich vor 30 Jahren, was seine Ansichten angeht, festgelegt. Er kann jetzt nicht mehr zugeben, dass er seinerzeit zu kurz gedacht hat. Schirrmacher hat keine Ahnung von Fakten. Von den angeblichen Fakten, mit denen er argumentiert, kann ich auf Anhieb 50 Prozent als falsch darstellen. Die anderen 50 Prozent sind dubiose Zahlen, die er aus irgendwelchen Horrorrechnungen zusammengeklaubt hat. Ein Demograph wie Ernst Kistler, der in seinem Buch "Die "Methusalem-Lüge" ähnlich wie ich argumentiert, findet bei weitem nicht die Beachtung wie die Dramatisierer.

    GA: Wie soll denn die Politik mit diesen langfristigen Prognosen umgehen? Finger weg?

    Bosbach: Wir müssen uns mit diesen Daten durchaus beschäftigen. Wir müssen aber ihren Absolutheitsanspruch anzweifeln. Das Statistische Bundesamt hat 2003 neun sehr unterschiedliche Modellrechnungen für das Jahr 2050 vorgelegt. In der öffentlichen Diskussion hat nur ein Szenario ein Rolle gespielt. Wir müssen uns aber klar machen, dass es ganz anders kommen kann.

    GA: Wenn Kindermangel und zunehmendes Alter als Zukunftsbedrohung überschätzt werden, wo liegen denn die wirklichen Probleme?

    Bosbach: Auf dem Arbeitsmarkt. Tatsächlich werden wir Löcher in der Renten- oder Krankenversicherung haben. Aber nicht, weil wir immer kranker oder immer älter werden, sondern weil zu wenige Menschen Beiträge leisten. Wenn die Sozialsysteme zukunftssicher werden sollen, muss man sie umbauen, ihre Abhängigkeit von den Beitragszahlungen der Beschäftigten vermindern - durch eine Bürgerversicherung oder die Besteuerung von Kapitalgewinnen.

    GA: Gibt es überhaupt relativ gesicherte Zukunftsannahmen?

    Bosbach: Wir werden in der Zukunft weniger Menschen im mittleren Alter haben. Bei sinkender Arbeitslosigkeit verringert das bis 2030 aber noch nicht einmal die Anzahl der Versorger, also der Menschen, die über ihre beruflichen Einkünfte Familie und Gesellschaft finanzieren. Weiterhin bestimmen wir heute die Qualität der zukünftigen Versorger, sie sitzen nämlich bereits jetzt auf der Schulbank oder klopfen um einen Ausbildungsplatz an.

    Eine gute Bildung und Ausbildung würde sie fit für ihre Zukunftsaufgaben machen. Aber gerade das sehe ich durch Politik und Wirtschaft nicht gewährleistet. Ein Beispiel: Die NRW-Landesregierung brüstet sich damit, 1 000 neue Lehrer eingestellt zu haben. Bei knapp 7 000 öffentlichen Schulen im Land ist das also ein Siebtel Lehrer pro Schule. So bekommt man die Bildungsprobleme nicht in den Griff. Und mit zu wenig Ausbildungsplätzen erzeugt sich die Wirtschaft ihren zukünftigen Facharbeitermangel gerade selber!

    Artikel vom 08.11.2006

    berlin-institut_studie_2006.pdf

  2. #2
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    AW: NACH DEM MENSCH KOMMT DER WOLF: Bilderberger-Institut, Kinderarmut, Migration und Renaturierung

    Was nutzt es, wenn jedes Kind gefördert werden soll, aber letztendlich alles zusammenbricht, wo zuviele lernunwillige Muselbalgen die lernwilligen Mitschüler so fertig machen, dass sie krank werden oder flüchten in Privatschulen? Die Hauptschulen mit großem Muselbalgenanteil werden so zu Horten der Schulabbrecher und Anlaufstelle für kriminelle Karrieren. Es dürfte ein Wunschtraum der Politiker bleiben, alle Kinder durch Förderung zu guten Mitmenschen machen zu können. Dreckspack bleibt Dreckspack. Die Behauptung, die Muslime und andere Migranten hätten wesentlich dazu beigetragen, den Geburtenrückgang aufzubessern. Was produzieren die denn? Auf diesen Abschaum können wir verzichten. Mit denen wächst keine Jugend heran, die mal brauchbare Bürger werden. Nein, die werden kriminell und liegen uns auf der Tasche. Nur die wenigsten von denen haben eine reelle Chance, Mitbürger zu werden, die man auch brauchen kann. Es gibt schon genug deutschen Abfall. Da braucht es den Migrantenmüll schon gar nicht.

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