Malaysischer Bundesstaat erlaubt Kinder-Ehen

KUALA LUMPUR - Die Entscheidung eines malaysischen Bundesstaates, Kinder-Ehen zu erlauben, hat bei Menschenrechtsgruppen für Empörung gesorgt.

Kinderehen kämen Pädophilie gleich, sagte Ivy Josiah von der Women's Aid Organisation am Mittwoch. "Das ist ein wirklicher Rückschritt."

Zuvor hatte der islamische Religionsrat des südlichen Bundesstaates Malacca grünes Licht gegeben, dass künftig Mädchen unter 16 und Jungen unter 18 Jahren heiraten dürfen, wenn ihre Eltern und ein Religionsgericht dies erlauben.


'Pragmatischer Schritt'

Der Ministerpräsident von Malacca, Ali Rustam, sagte einem Zeitungsbericht zufolge, auf diese Weise solle die Zahl der Schwangerschaften von Minderjährigen verringert werden.

"Das ist ein pragmatischer Schritt, um Fälle unverheirateter Teenie-Mütter und andere soziale Probleme zu verhindern", zitierte die Zeitung New Straits Times Rustam, der auch dem einflussreichen Religionsrat vorsteht, am Mittwoch.

Dem Bericht zufolge brachten im ersten Halbjahr 2010 174 muslimische Frauen in Malacca ein Kind zur Welt, ohne verheiratet zu sein. Alle seien unter 20 Jahre alt gewesen. Viele Babys wurden von ihren Müttern ausgesetzt.

In Malaysia sind rund 60 Prozent der Bevölkerung Muslime. In mehreren Bundesstaaten unterliegen sie parallel zum zivilen Rechtssystem der Scharia, dem islamischen Gesetz.

© AFP/Chris Helt