PR-Debakel um Ölleck


krone.at: BP manipulierte Bilder aus der Krisen-Zentrale




Die US-Ölpest hat BP bereits einen Image-Schaden in ungeahntem Ausmaß eingebracht. Nun gibt es erneut Wirbel. Ein Blogger hat im Internet aufgedeckt, dass Fotos aus der BP-Firmenzentrale plump manipuliert wurden, um geschäftiges und kompetentes Treiben vorzugaukeln. Mittlerweile ist sogar noch eine zweite Fälschung aufgetaucht. Der Konzern hat die Retuschen mittlerweile bestätigt - und eine merkwürdige Begründung geliefert.

Bereits vor einigen Tagen hatte ein User auf americablog.com darüber berichtet, dass Fotos auf der BP-Website seiner Meinung nach plumpe Manipulationen seien (siehe Link). Auf den Bildern ist die Schaltzentrale des Erdölkonzerns zu sehen, in der anscheinend geschäftig an der Lösung der Umweltkatastrophe gearbeitet wird. Die Mitarbeiter überwachen dabei auf zahlreichen Bildschirmen die Arbeiten am Ölleck.


Bilder nachträglich eingefügt

Das Problem: Der User konnte nachweisen, dass viele der Monitore in Wahrheit gar nicht eingeschaltet waren und statt Bildern aus dem Golf von Mexiko einfach Mattscheibe zeigten. Der Ölkonzern habe vielmehr nachträglich Bilder vom Meeresgrund eingefügt, dabei aber sehr plump gearbeitet. So zeigte er etwa auf, dass die angeblichen Bildschirmanzeigen den Monitor sogar überlappen und auch sonst eher amateurhaft eingesetzt wurden (siehe kleines Bild oben).

Mittlerweile räumte BP-Sprecher Scott Dean gegenüber der "Washington Post" ein, dass die Beschuldigungen der Wahrheit entsprechen würden und lieferte auch gleich eine kuriose Begründung für die Manipulationen. Seiner Meinung nach seien die Veränderungen nicht mit Absicht erfolgt, der Fotograf habe lediglich seine Kenntnisse im Bearbeitungsprogramm Photoshop unter Beweis stellen wollen.


Blogger enthüllen auch noch zweite Bildfälschung


Doch anstatt nun mit offenen Karten zu spielen und mögliche weitere Fälschungen zuzugeben, waren es am Donnerstag wieder Blogger, die neue Manipulationen aufdeckten. Und wieder wurde der Fehltritt erst durch die "Washington Post" so richtig publik. Diesmal handelte es sich um ein Bild, das die Innenansicht eines Helikopter-Cockpits zeigt (siehe Link in der Infobox). Offenbar fliegt der Hubschrauber gerade auf die Unglücksstelle im Golf von Mexiko zu - dabei befand er sich zum fraglichen Zeitpunkt gar nicht in der Luft.

Zu erkennen ist die wieder einmal stümperhafte Retusche vor allem an zwei Auffälligkeiten. Durch die Hauptfenster des Cockpits ist dank des Bildbearbeiters zwar der Ozean zu sehen, auf dem sich die zahlreichen Schiffe tummeln, die vor Ort mit der Ölabsaugung beschäftigt sind. Doch offenbar hat der Möchtegern-Profi auf die durchsichtigen Dachluken des Hubschraubers vergessen. Durch das linke der Oberfenster sind die Aufbauten eines Schiffes zu sehen, auf dem der Hubschrauber stand, während das Foto geschossen wurde. Auch die unterschiedlichen Farbabstufungen des Meerwassers legten den Verdacht einer Manipulation nahe. Und wieder musste BP kleinlaut eine Fälschung einräumen.


PR-Desaster für BP immer schlimmer

BP tappte in den letzten Monaten generell von einem PR-Fettnäpfchen ins nächste. Erst wurde das wahre Ausmaß der Ölkatastrophe verharmlost und kleingeredet, bis man schließlich doch zugeben musste, dass von Beginn an doch viel größere Mengen ins Meer geflossen sind als anfänglich behauptet. Auch andere Aussagen der Öffentlichkeitsabteilung wurden von zahlreichen Kommentatoren, vor allem auch im Internet, immer wieder angegriffen und teils auch widerlegt (siehe auch Infobox: [bei krone.at] "BP und das WWW").

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