Gülen und Bill Gates in Action:

Büffeln für die Integration

Schweizer Muslime gründen Privatschulen gegen den Bildungsmangel ihrer Kinder

Die muslimische Gülen-Bewegung propagiert: «Baut Schulen statt Moscheen.» Auch in der Schweiz findet sie Gehör. Erste Privatschulen entstehen. Denn eine höhere Bildung erleichtert die Integration. Sagt sie.

Matthias Daum

«Wenn man nur macht, worauf man Lust hat, dann endet man als Putzfrau!», meint Halil mit krächzender Stimme. Die Klasse lacht. Der junge Türke hat den Stimmbruch. Es ist Donnerstag, kurz nach zehn Uhr in der privaten Sera-Schule in Zürich. Geschichtslektion bei Frau Müller. Das Thema: Bildung im Mittelalter und in der Renaissance. Die dreizehn Sekundarschüler in den rosa Poloshirts streiten sich, wer als Nächstes vorlesen darf. Doch Unruhe kommt im kleinen Schulzimmer keine auf. Denn wer hier ist, will lernen. Viele haben im ersten Anlauf die Aufnahmeprüfung ans Gymnasium nicht geschafft. Die Sera-Schule soll sie darauf vorbereiten. Auch den kleinen Streber Furkan. Er reckt seinen Arm in die Luft, wippt mit dem Fuss. Endlich, Frau Müller ruft ihn auf. Es folgt eine eloquente Erklärung des Begriffs «Humanismus». Die Lehrerin staunt.

Eröffnet wurde die Sera-Schule im August 2009. Nur wenige Monate später stand man bereits in den Negativschlagzeilen. Der «Beobachter» schrieb: Über ein intransparentes Netz förderten Anhänger des konservativen Muslim-Predigers Fethullah Gülen in der Schweiz Migrantenkinder. Und die Sera-Schule sei Teil dieses Netzwerks. Die Autoren meinten Spuren einer Parallelgesellschaft entdeckt zu haben. Der Tenor des Artikels: Hier wird etwas verschwiegen. Die Schulverantwortlichen fühlten sich missverstanden und zu Unrecht als Strenggläubige abgestempelt.


Bill Gates als Spender

Dass sie sich an Fethullah Gülens Gedanken orientieren, streiten sie nicht ab. «Sie sind sehr wichtig für uns», sagt Ahmet Sait Aydemir. Er präsidiert die Sera-Stiftung, welche die Schule betreibt. Aber Gülen stehe für toleranten, weltoffenen Islam. Das Credo des in den USA lebenden 69-jährigen Predigers: «Baut Schulen statt Moscheen.» Denn eine höhere Bildung erleichtere die Integration in die westlichen Gesellschaften. Die amerikanische Religionssoziologin Helen Ebaugh (siehe Interview) sagt: «Die Gülen-Anhänger sind konservativ insofern, als ihre Botschaft lautet: <Wir müssen die Jugend erziehen.>» Aber die Bewegung sei eine echte Alternative zu fundamentalistischen Strömungen. Der Westen habe ein Interesse, sie zu unterstützen. Zu Herzen nahm sich das Bill Gates. Seine Stiftung spendete 40 Millionen Dollar an amerikanische Gülen-Schulen.

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