Eine Diskussion zum Thema 'Braucht die Schweiz ein Burka-Verbot?' mit Nora Illi, der Frauenbeauftragten des Islamischen Zentralrats Schweiz, wird im Schweizer Fernsehen wiederholt:

Donnerstag, 13. Mai 2010, 12.40 Uhr, SF info
Samstag, 15. Mai 2010, 14.05 Uhr, SF 1

Auch bei der Schweizer Tageszeitung BLICK kann man Nora Illis Antworten zu in einem Chat gestellten Fragen lesen. Am Ende des Textes sind noch einige Links zur aktuellen Diskussion beim BLICK zu finden.

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Vom Mohammedanern lernen, heißt Taqiyya lernen. Die Frauenbeauftrage des schweizerischen Islamischen Zentralrats belehrt uns: "Der Islam lehnt Gewalt gegen Unschuldige in jeder Form ab." Daraus könnte man ja folgern, dass Opfer von Gewalt durch Mohammedaner wohl schuldig sein müssen - z.B. weil sie eben keine rechtgeleiteten Anhänger der Religion des Friedens™ sind.

Die Religionsexpertin (Polygrafin mit Berufsmatura) sieht den Islam als die Fortsetzung des Christentums an. Komisch, im Christentum galten solche Regeln wie 'Du sollst nicht lügen stehlen, morden, Deine Feinde lieben, als Mann nur eine Frau haben... Der Islam fordert dazu auf, die Nicht-Mohammedaner zu belügen, zu bestehlen, zu ermorden, Mohammedaner können bis zu 4 Frauen haben, der islamische 'Erlöser' kann erst dann kommen, wenn alle Juden getötet wurden ... Vielleicht wurde da etwas missverstanden. Ist der Islam nicht eher eine antichristliche Religion?

Nicht fehlen darf der Taqiyya-Klassiker, dass Jesus auch im Islam ein Prophet sei.

Naja, ein Prophet zwar, aber einer dessen wesentliche Aussagen in Zweifel gezogen und der dadurch als ein Lügner und falscher Prophet dargestellt wird, der irgendwann einmal zurückkommen und den Islam als wahre Religion verkünden würde...

Einfach eine Quelle oder eine Koranstelle zu nennen, die das Tragen der Burka oder des Kopftuchs vorschreibt, würde den Rahmen des Chats sprengen, man müsste die Dame via nora.illi@izrs.ch kontaktieren. Das gilt auch für Fragen zu den Gewaltaufrufen im Koran.

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Nora Illi, die Frauenbeauftragte des Islamischen Zentralrats im Online-Chat:

blick.ch: «Mein Mann sollte noch andere Frauen heiraten»

ZÜRICH – Was die Frauenbeauftragte des Islamischen Zentralrates unter dem Schleier trägt, was sie vom «Burka-Verbot» hält und wie sie zur Vielweiberei steht, lesen Sie im Protokoll des Blick.ch-Chats.


Die Blick.ch-Leser wollten nicht aufhören Nora Illi (26) mit ihren Fragen zu bombardieren. Eineinhalb Stunden lang nahm sich die Frauenbeauftragte des Islamischen Zentralrats Schweiz Zeit, die Schweiz über das Leben hinter dem Ganzkörper-Schleier aufzuklären. Hier das Protokoll:

Nora Illi, Frauenbeauftragte des Islamischen Zentralrats Schweiz:
Guten Tag – Marhan bi kum.

Sonja Berthold, Zürich: Frau Illi, ist es nicht unangenehm im Alltag mit einer Burka? Ich meine alle Hausarbeiten sind doch extrem erschwert?

Guten Tag Frau Berthold, ich trage nur in der Öffentlichkeit den Gesichtsschleier. Zu Hause kleide ich mich in westlicher Kleidung. Im Alltag ausser Haus ist der Gesichtsschleier kein Hindernis. Ich trage keine Burka, meine Augen sind frei.

Charles Meisterhans, Zürich: Ganz allgemein: Wann ziehen Sie den Schleier aus und wie fühlen Sie sich dabei? Erleichtert?

Ich ziehe den Schleier aus, wenn ich nur unter Frauen bin oder zu Hause. Es macht keinen grossen Unterschied für mich, ob ich ihn trage oder nicht. Nur beim Suppenessen mit Niqab kann es Schwierigkeiten geben. ;)

Maurer Tobias Aarau: Guten Tag. Ich bin gerade ungefähr in dem Alter in dem Sie zum Islam konvertiert sind. Ich wollte Sie fragen, wie Sie von einem «Buch» und anderen Einflüssen zur Überzeugung gekommen sind, Ihr Leben derart zu verändern?

Der Ausschlag gegeben hat der Gebetsruf in Dubai. Als ich ihn das erste Mal gehört habe, war ich fasziniert. Ich war zu dem Zeitpunkt auch auf der Suche nach der für mich, praktikablen Religion. Durch Lesen in verschiedenen Büchern, Aneignen von Wissen und vielen Diskussionen ist mein Glaube gereift. Dies war ein längerer Prozess.

Catan Gül, Salmsach: Ich finde es schön, dass ein Mensch seinen Glauben auslebt, aber ich bin auch Muslima und habe oft den Koran gelesen, bin sehr oft in der Moschee gewesen, habe viele Predigten gehört, aber nirgendswo steht, dass man eine Burka tragen muss, im Gegenteil laut Prophezeihung dürfen Gesicht, Hände und Füsse unbedeckt sein, merken Sie nicht, dass Sie ein total schlechtes Licht auf den Islam werfen?

Assalamu alaykum wa rahmadulah wa barakathu. Im Quran steht nicht, dass das Verschleiern des Gesichtes Pflicht ist. Jedoch gibt es in der Sunnah mehrere Beweise, welche die Vorzüge dieser Form der Verschleierung aufzeigen. Der Hadith mit dem Gesicht und den Händen ist ein schwacher Hadith. Ich finde jeder darf den Islam leben, wie er ihn für richtig hält. Jedoch möchte ich auch meinen Weg mit Gesichtsschleier leben dürfen.

Kurz Mujo, Aargau: Was passiert, wenn eine Muslimin ihren Schleier nicht trägt und der Mann das sieht?

Ich persönlich kenne keine Muslima, welche den Schleier nicht freiwillig trägt. Daher wird die Reaktion des Mannes höchstens etwas ein erstaunter Blick sein und evt. die Frage nach den Gründen.

Franziska Maurer: Marhaba. Haben Sie ihren Mann kennen gelernt, nachdem oder bevor Sie konvertiert sind?

Mein Mann ist auch Konvertit und wir sind unabhängig von einander konvertiert.

Hannah, Zürich: Hallo Frau Illi, würden Sie den Gesichtsschleier in bestimmten Situationen z.B. bei der Flughafenkontrolle, auf den Behörden, bei Polizeikontrollen etc. abnehmen?

Es gibt immer wieder Situationen, in denen die Identität klar festgestellt werden muss. In all diesen ist es notwendig, den Schleier zu heben. Bis anhin hatte ich hiermit noch nie ein Problem.

Sabine Thalmann, Uster: Guten Tag Frau Illi, können Sie kurz beschreiben, wieso Sie den Schleier tragen?

Für mich ist dies eine Ehrerbietung Allah gegenüber, ein Teil meines Kultus. Ich fühle mich mit dem Schleier viel freier. Ich muss nicht teilnehmen an dem Wettkampf unter den Frauen, wie ich am meisten Auffalle. Mein Äusseres gibt nicht Auskunft über meinen Charakter. Ich werde als Person wahrgenommen und nicht als Objekt.

Sara Lisch, Aarau: Frau Illi, dürfen Ihre Töchter einmal selber entscheiden, ob sie sich verschleiern oder nicht?

Natürlich wünsche ich mir, dass meine Töchter das Kopftuch tragen werden. Jedoch werde ich es ihnen nicht aufzwingen. Dies ist eine Sache zwischen ihnen und Allah.

Hansueli Müller, Winterthur: Warum bitte sehr sollte die Burka nicht verboten werden? Wenn ich an einen Fussballmatch gehe, gilt auch das Vermummungsverbot. Warum sollen Sie sich dann vermummen dürfen?

Weil das Tragen des Gesichtsschleier ein Teil meiner Religion ist und die Schweiz ein religionsneutraler Staat. Aber auch ich müsste sicher bei einem Fussballspiel mich beim Einlass identifizieren.

Frank Meyer, Solothurn: Sind Sie der Meinung der Islam sei die einzig richtige Religion?

Jeder religiöse Mensch bezeichnet seine Religion als die richtige. Daher sage ich immer: für mich die richtige Religion.

Anton Strasser, Bern: Was halten sie vom Christentum?

Ich habe mich, bevor ich zum Islam konvertierte, lange mit dem Christentum beschäftigt. Für mich ist der Islam die Fortsetzung des Christentums.

Peter Huber, Wil: Behindert Sie Ihr Schleier beim Autofahren oder haben Sie einen guten Rundumblick?

Ich kann nicht Auto fahren
und daher dies auch nicht beurteilen.

Michi, Zürich: Warum denken Sie, hat die Bevölkerung so viel Angst vor dem Islam?

Einerseits ist sicher Desinformation ein Problem und die Verknüpfung von Asylpolitik und Islam durch die Politiker.

Anna Izmir, Balm: Warum sollte Schminke Gott nicht gefallen? Sie verschönert doch nur sein Werk.

Wer hat gesagt, dass Schminke Gott nicht gefällt? Ich schminke mich auch gerne im privaten Kreise oder bei Frauenveranstaltungen.

Peter Huber, Wil: Haben Sie im Sommer nicht sehr warm unter einer schwarzen Burka?

Ich trage keine Burka, sondern ein Niqab. Aber ich merke die Wärme nicht mehr, da die Stoffe sehr dünn sind. Die Farbe spielt keine Rolle, hin und wieder trage ich auch blau, braun oder gar beige.

Charles Meisterhans, Zürich: Für uns als Schweizer ist es doch sehr eigenartig, wenn unser Gegenüber sein Gesicht nicht zeigen will. Deshalb muss doch jede Vermummung verboten werden.

Die Schweiz ist ein religionsneutraler Staat, welcher mir in der Bundesverfassung zusichert, dass ich meinen Kultus frei praktizieren kann. Daher habe ich die Freiheit, mein Gesicht aus religiösen Gründen, die belegbar sind, zu verschleiern.

Cengiz Ajdini, Hombrechtikon: Guten Tag. Was machen Sie wenn das Burka-Verbot wirklich durchkommt? Sie wollen sich nicht ernsthaft ein Leben lang zu Hause einsperren?

Doch, ich werde mich nicht so einfach vertreiben lassen. Dies hiesse für mich in der Realität Hausarrest oder bestenfalls mit dem Auto von Tür zu Tür transportiert zu werden.

Zbinden Ruedi, Basel: Guten Tag Frau Illi, wie stehen Sie zum Thema Steinigung?

Die Steinigung würde Ehebrecher, Männer und Frauen betreffen. Jedoch ist sie nur in einem absolut hundertprozentig islamischen System anwendbar. Ein solches existiert nicht auf der ganzen Welt.

Peter Wick, St. Gallen: Wollten Sie damit sagen, dass sie die Steinigung als Bestrafung in einem islamischen System gutheissen würden?

Die Steinigung ist ein Bestandteil der Scharia. Diese hat aber, wie bereits mehrmals geschrieben, nur in einem hundertprozentig islamischen System eine Berechtigung. Ein solches System gibt es nicht.

Claudia Maurer, Bern: Wie kann man gleichzeitig für den Rechtsstaat als auch für ein «ideal islamisches System» sein?

Ich habe mich für ein Leben in der Schweiz entschieden. Somit habe ich die Verfassung hier zu respektieren.

Frank Meyer, Solothurn: Rein hypothetisch: Wären Sie denn dafür, dass in der Schweiz ein hundertprozentig islamisches System eingeführt würde?

Nein.

Sabine Berger, Bern: Frau Illi, wie kann man sich nur hinter einem Schleier verstecken? Ich jedenfalls geniesse die Blicke fremder Männer. Das tut meinem Ego gut.

So sind die Menschen verschieden. Ich möchte diese Form der oberflächlichen Bestätigung nicht.

Rebekka Meierhofer, St. Gallen: Kann eine Frau überhaupt erfolgreich im Beruf sein, wenn niemand ihr Gesicht kennt?

Es gibt viele Formen von Arbeit. Von zu Hause selbständig im grafischen Bereich, wie ich –oder ein Einzelbüro, was nach neusten Erkenntnissen ja sogar die Effektivität fördert. In individuellen Fällen kann auch über das Ablegen des Gesichtsschleiers während der beruflichen Tätigkeit diskutiert werden.

Sutter Paolo: Bis vor ein paar Jahren war das Thema Islam in der Schweiz kein Thema. Warum fordern die Muslime erst jetzt mehr Freiheiten. Bis heute war das ja anscheinend nie ein Problem

Der Islam war weniger ein Thema. Somit war es auch bis anhin kein Problem, wenn ich mit GA im Zug fuhr oder in die Bank ging. Auch das Beten in der Kaffeepause war nie ein Thema. Erst jetzt wird darüber diskutiert und die Muslime setzen sich ein für ihre Rechte.

[...]

Hans Moser, Uster: Frau Illi – Sie wohnen ja in der Schweiz – wenn es hart auf hart kommt, wem folgen Sie? Dem Schweizer Rechtsstaat oder der Scharia?

Klar der Schweizer Bundesverfassung.


Alina Gilgen, Herzogenaurach: Genaugenommen: Sie würden also dem Schweizer Recht nicht folgen, nur der Bundesverfassung?

Doch auch dem Schweizer Recht dies ankert ja auch der Bundesverfassung und auf den Menschenrechten.

Erich Schwegler, Rafz: Guten Tag, Frau Illi, Warum kommen Muslime in die Schweiz (Sie als Schweizerin sind da eine Ausnahme)?

Das ist die Thematik des Asylwesen und ich kann nur spekulieren.

Tobi Steg, Baden: Frau Illi, darf man fragen, wieso Sie in der Schweiz leben, obwohl Sie die Religion und die Kultur der östlichen Welt leben? Würden Sie sich in der östlichen Welt nicht wohler fühlen?

Die Schweiz ist mein Heimatland. Ich bin hier aufgewachsen, meine Eltern leben hier und ich schätze viele Aspekte der Schweiz. Unter anderm die Berge, glasklaren Gletscherseen und das Raclette im Winter nach dem Schlitteln.

Marco di Bruscio, Zürich: Ich nehme mal an auf der ID/dem Pass/dem GA-Abo sind Sie ohne Niqab abgelichtet. Dürfen Sie diese Ausweise fremden Männern zeigen? (z.B. Polizisten, SBB etc.)

Ja, auf meiner ID und dem Pass bin ich ohne Niqab. Sicher dürfen diese Personen sie sehen. Irgendwie müssen sie mich ja identifizieren.

Claudia Maurer, Bern: Wie haben Ihre Eltern auf die Konversion reagiert?

Sie haben ja die Entwicklung mitgemacht und die Konversion war dann der logische Schritt. Daher verstehen, resp. akzeptieren sie es.

Severine Ritter, Schupfart: Frau Illi, was halten Sie von Feriengästen, die sich in arabischen Ländern aufhalten, leicht bekleidet sind? Das wird doch von den Muslimen auch nicht gerne akzeptiert. Daher verstehe ich einige Menschen im Westen, die die Burka auch nicht akzeptieren möchten.

Dies kann ich so nicht bestätigen. Touristen in Ägypten, Tunesien, etc. können sich frei bewegen und dies wird akzeptiert. Jedoch werden sie wohl auch den einen oder anderen Blick ernten. Aber dies mache ich hier auch und kann ich auch nachvollziehen.

Marc Huber, Wichtrach: Können Sie verstehen, wieso die Menschen Angst vor dem Islam haben?

Wenn man nur die Boulevard-Medien liest: Ja, das kann ich in gewisser Weise nachvollziehen. Denn dort wird der Islam wirklich als Schreckensgespenst dargestellt. Jedoch sollte man sich informieren, z B. an einem Infostand über den Islam, denn so können Ängste abgebaut werden.

Patrick Müller, Oerlikon: Denken Sie, es ist im Sinne von Gott dass ein Mann mehrere Frauen haben kann?

Ja und auch in meinem Sinne. ;)


Claudia Maurer, Bern: Meinen sie das ernst mit den Frauen? Sollte Qaasim noch andere heiraten?

Ja. Ich sehe in einer Mehrehe nicht nur Nachteile. Aber dies ist in der Schweiz meines Wissens nicht möglich.


Sara Hasler: Frau Illi, stören Sie die Blicke der anderen Menschen? Ich muss sagen, ich schaue auch, wenn ich sowas auf der Strasse sehe. Wurden Sie schon mal auf der Strasse beleidigt?

Nein, Blicke stören mich nicht. Ist es doch nicht ein alltäglicher Anblick. Aber leider wird es doch auch sehr negativ kommentiert und ich wurde schon mehrmals übelst beleidigt sowie auch angespuckt, etc.

Sandra Hofer, Basel: Guten Tag Frau Illi. Ich bin Christin und habe folgende Frage an Sie: Können Sie es nachvollziehen, dass sich eine Frau ohne Gesichtsschleier unwohl fühlen kann, wenn sie mit einer mit Gesichtsschleier sprechen möchte? Die Frau ohne sieht ja «nur» ein wenig von den Augen, die Frau mit Gesichtsschleier jedoch das offene Gesicht!

Also die Augen sind gut sichtbar und es ist auch einiges an Mimik abzulesen. Aber für ein tieferes Gespräch können sie sich ja an einen privaten Ort zurückziehen, dann können sie von Angesicht zu Angesicht sprechen.

Michael Hofstettler, Bern: Ich finde, jeder sollte anziehen dürfen, was er will, ich würde aber eine Anlaufstelle für unterdrückte Musliminen befürworten.

Ja, das ist eine gute Idee. Jedoch kenne ich niemanden, der das Kopftuch oder den Gesichtsschleier nicht freiwillig trägt.

Jonathan Herren: Warum müssen Männer keine Burka tragen?

Frauen müssen auch keine Burka tragen. Aber sie dürfen – im Gegensatz zu den Männern. ;)


Tamara Dettler, USA: Darf ich fragen, über welche Ausbildung Sie verfügen?

Ich bin Polygrafin und habe eine Berufsmatura.

[...]

Frank Meyer, Solothurn: Finden Sie, dass der Islam in den letzten Jahren weltweit radikaler geworden ist?


Nein, nicht radikaler. Aber einige Muslime lesen wieder vermehrt über ihre Religion und entscheiden sich dann bewusst für ein Kopftuch.

Kurz Mujo, Aargau: Ich habe schon gehört, dass 50 Prozent der Frauen den Schleier nicht freiwillig tragen. Bei Ihnen ist es ja anders, aber können Sie es nachvollziehen und bekommen da etwas mehr mit?

Ich persönlich kenne keine Frau oder habe auch nur von einer gehört, welche den Schleier unfreiwillig trägt. Eine Muslima sollte dies aus eigenem Willen machen.

[...]

Michael Hofstettler, Bern: Ich finde, jeder sollte anziehen dürfen, was er will, ich würde es aber befürworten, wenn es für unterdrückte Frauen einen anonyme Anlaufstelle geben würde, wo sie sich wehren können, falls sie gezwungen werden, die Burka oder Ähnliches zu tragen. Würden Sie das befürworten?

Ja, dies ist eine gute Idee.

Carla Meyer, Luzern: Sehr geehrte Frau Illi, Sie schreiben, dass Sie den Niqab aus religiösen Gründen tragen. Können Sie etwas genauer erklären, was Ihnen das Tragen des Niqab bedeutet? Man könnte ja auch argumentieren, dass das Äusserlichkeiten sind, welche nicht unbedingt notwendig sind, um ein ethisch gutes Leben zu führen.

Das Tragen des Niqabs ist für mich eine Ehrbietung gegenüber Allah. Ich fühle mich freier und trage den Niqab doch auch mit einem gewissen Stolz.

Hannes Müller, Bern: Können Sie mir bitte die Quelle bzw. Koranvers zitieren, die die Burka oder das Kopftuch im Islam vorschreibt?

Dies sprengt leider den Rahmen dieses Chats
. Aber sie können mich gerne via nora.illi@izrs.ch kontaktieren. Dann kann ich Ihnen eine ausführliche Antwort geben.

Rashida Abbas, Zürich: Hatten Sie eine schwierige Jugend?
Nein, ich hatte eine sehr schöne Kindheit.

Hannes Müller, Bern: Welche Schweizer Partei steht Ihnen am nächsten? Gehen Sie wählen?

Ich nehme regelmässig an Abstimmungen teil. Jedoch habe ich keine spezielle Partei, die ich ausschliesslich wähle.

Lange, Roman, SG: Erklären Sie uns doch mal die ganzen Gewaltaufrufe im Koran ohne die platten Ausreden wie «ist aus dem Kontext gerissen» etc.

Dies ist auch ein Thema, das den Rahmen dieses Chats sprengt. Sie können mir gerne die von Ihnen konkret angesprochenen Stellen via E-Mail zusenden und ich kommentiere diese.


Hürlimann, Melanie, Wetzikon: Guten Tag, nackte Haut sieht man überall, eine verschleierte Frau dagegen nicht. Früher war dies nicht so, damals gaben alle Frauen sich bedeckter, doch heute fallen Sie ja enorm auf. Jeder Mann schaut Ihnen doch zusätzlich nach und die Neugier, was unter dem Schleier steckt, lockt doch viel mehr als Grund zu einer Vergewaltigung als übliche dezente Kleidung. Oder sehen sie die Neugier nicht als Ausgangspunkt einer Tat?

Nein, ich sehe die Neugier, welche natürlich ist, nicht als Ausgangspunkt einer Tat. Ein Mann wird sich, in sicher 90 Prozent der Fälle eher von einer leicht bekleideten Frau angesprochen fühlen als von einem «schwarzen Zelt».

Claudia Maurer, Bern: Schwimmen sie im Burkini?

Ja, sogar sehr gerne und im Sommer auch öfters.

Laurent Meier, Biel: Guten Tag, Frau Illi, unterstützen Sie den Wahhabismus, wie er in Saudiarabien gelebt wird? Was halten Sie davon, dass in arabischen Ländern das Tragen von christlichen Symbolen unter Strafe verboten ist?

Das System ist in Saudiarabien ist komplett anders als in der Schweiz und sie definieren sich nicht als religionsneutral. Aber ich bin Schweizerin und lebe in diesem System hier und daher liegt es mir fern, andere Systeme zu kommentieren.

Anton Strasser, Bern: Und wie stehen Sie zu den Mordanschlägen im Namen Allahs? Zum Beispiel vom 11. September oder der Anschlag auf die U-Bahn in Madrid?

Gewalt gibt es in allen Kontexten, sei es im Kommunismus, Judentum oder auch Christentum. Der Islam lehnt Gewalt gegen Unschuldige in jeder Form ab.

Samuel Eggimann, Zürich: Haben Sie andersgläubige Freunde? Also enge Freunde, nicht bloss Bekanntschaften?

Ja, ich habe noch Freunde, mit welchen ich auch heute noch die Freundschaft pflege.

Sonja Berthold Zürich: Wie treten Sie denn heute im Club bei SF auf? Verschleiert?

Ja, natürlich. Dort werden Sie mich wie auf der Strasse antreffen.

Marco di Bruscio, Zürich: Was trägt man unter einer Burka? Spezielle Burka-´Unterkleider´, Normale Jeans/Leibchen aus dem Fachhandel, lediglich Unterwäsche oder sogar gar nichts (wie z.B. beim Schottenrock)? Besten Dank für die Aufklärung. Grüsse

Also ich selbst trage den Niqab. Die Burka ist im Gegensatz ein Umhang von Kopf bis Fuss. Darunter wird meist ein Rock getragen oder ganz normale westliche Kleidung.

Anna Izmir, Balm: Werden wir Sie gar nie zu Gesicht kriegen? Das finde ich schade.
Falls wir uns mal treffen, können wir schnell auf die Damentoilette und ich zeige Ihnen, sofern sie weiblich sind, gerne mein Gesicht.

Lange Roman, SG: Muss das Dar al-Islam mit allen Mitteln eingeführt werden?
Nein.

Sutter Paolo: Was halten Sie von der SVP?

Ist eine Schweizer Partei.

Raphäl Fernadez, Spanien: Frau Illi, sie sagen, sie wollen sich vor den Blicken der Männer schützen, jedoch schaue ich persönlich eher einer Frau nach, die sich verschleiert als einer, die unverschleiert ist. Sie bewirken also genau das Gegenteil, sehen sie das anders?

Wenn Sie mir hinterher schauen, machen Sie dies aus anderen Gründen. Sie werden meine Reize trotzdem nicht sehen.

Meltem, Horgen: Frau Illi in verschiedenen islamischen Ländern (wie z.B. in der Türkei) wird «nur» ein Kopftuch und dies in verschiedenen Farben und Formen getragen. Wie stehen Sie dazu? Ist wirklich das «schwarze Gewand» das Richtige?

In der Türkei, das von Ihnen genannte Beispiel, können Sie je nach Region auch Frauen mit schwarzen Gewändern und Gesichtsschleiern tragen. Ist doch schön, alles ist möglich, mit oder ohne Kopftuch, bunt oder schwarz, ohne Gesichtschleier oder mit.

Severine Ritter, Schupfart: Ich kann nicht nachvollziehen, wie man sich unter den Schleiern wohlfühlen kann. Aber ich denke, jeder Mensch hat das Recht und die Freiheit, sich so zu kleiden, wie er sich wohl fühlt.

Danke.

Schiess Jonathan, Chur: Mich würde es interessieren, wo Sie den grossen Unterschied zwischen dem Islam, dem Christentum und dem Judentum sehen. In allen drei Religionen ist es der gleiche Gott.

Genau. Aber dies ist wie ein Fortsetzungsroman und der letzte Band ist der Islam.


Marco di Bruscio, Zürich: Können Sie sich vorstellen irgendwann wieder zum Christentum zu konvertieren? Oder sind Sie mit Jesus nicht einverstanden?

Jesus ist auch im Islam ein Prophet
. Ich habe im Islam die richtige Religion gefunden. Alhamdulilah.

V. Diggelmann: Sind Sie nicht genervt ab solchen Fragen von Leuten, die offensichtlich keine Ahnung haben, von was sie da reden?

Nein, denn es ist aus meiner Sicht wichtig, Wissen über den Islam zu verbreiten. So können die Vorurteile abgebaut werden.

Gianni Mora, Zürich: Ich glaube, Sie vertreten gar nicht die Meinung von Muslimen, Sie sind irgend eine konvertierte Muslimin mit verschleiertem Gesicht, was ein ganz winziger Teil der muslimischen Gemeinschaft betrifft. Daher ist es eigentlich nicht richtig, wenn Sie im Namen der muslimischen Bevölkerung in der Schweiz reden.

Der Gesichtsschleier ist ein Teil des islamischen Kultus. Er ist keine Pflicht und wird hier in der Schweiz tatsächlich von einem kleinen Teil getragen.

Mike Weber, Bern: Frau Illi, Burka-Verbot, Diskussionen über Minarette etc. Ich persönlich finde, das Problem liegt gaaaanz woanders: Seit den Terroranschlägen im 2001 ist jeder Aaraber ein potenzieller Terrorist, die Bevölkerung durch die (oberflächlichen) Medien verunsichert und daher gegen alles, was fremd ist. Würden Sie mir da zustimmen?

Ja, es sind sicher auch die Angst vor dem Fremden und die Vorurteile seit dem 11.9.

Claudia Maurer, Bern: Gibt es eigentlich so etwas wie eine Mode für Niqabs, Tschadors, Hijabs, Burkinis und Burkas?

Oh ja... in gewisser Weise. Sie sind in verschiedenen Farben, Formen und mit verschiedenen Stickereien erhältlich.

Sibille Blaser, Kirchberg: Grüezi Frau Illi, arbeiten Sie oder wollen Sie später wieder arbeiten?

Ja, ich arbeite von zu Hause selbständig, soweit meine Zeit mit vier Kleinkindern dies zulässt.

Paul Bosshart, Effretikon: Frau Illi, ich habe gemeint, laut Koran sei für Muslimas das tragen von langen Hosen verboten. Auf ihrem Foto in den Bergen tragen sie aber Hosen.

Das Tragen von Hosen ist nicht verboten. Es geht nur darum die Reize zu verbergen und dies kann auch mit weiten Hosen geschehen.

Müller Andy, Luzern: Frau Illi, wie kommt man als Schweizer Bürgerin dazu, zum Islam zu konvertieren und sich jetzt noch dafür einzusetzen? Genau Sie sollten ja wissen, dass wir hier in der Schweiz andere Sitten haben an welche man sich eben anpassen muss. Ausserdem darf der Staat sehr wohl ein Verschleierungsverbot in Kraft setzen. Wir dürfen auch nicht nackt in der Öffentlichkeit rumlaufen oder vermummt an ein Fussballspiel gehen!

Ja, gegen unten gibt es Grenzen, aber warum sollte es verboten sein mehr anzuziehen, als gefordert? Bei einem Fussballspiel, etc. geht es um die Identifizierung, daran muss auch ich mich halten.

Gerhard Koch, Bern: Dürfen Ihre Kinder mal zum Christentum konvertieren!

Ich wünsche mir natürlich für meine Kinder, dass sie den Weg des Islams gehen werden, aber dazu zwingen kann ich sie nicht.

Pascal Aschlimann, Chur: Die Burka ist also ausschliesslich ein religiöses Objekt und dient keinem weiteren Zweck? Ist Ihnen und allen anderen Muslimen die Religion wichtiger als die Integration in die westliche Kultur obwohl Sie hier leben?

Aber ich kann mich sehr gut auch mit Niqab integrieren und auch am kulturellen Leben teilnehmen. Dies ist kein Widerspruch.

Karl Lang, Zürich: Früher haben Sie alles ausser dem Gesicht verschleiert. Was war ausschlaggebend, dass Sie nun nur noch den Blick auf Ihre Augen «freigeben»?
Durch das Erlangen von mehr Wissen gelangte ich zur Ansicht, dass dies für mich der richtige Weg ist und es mich Allah näher bringt.

Aubert Nadine, Wollishofen: Was halten Sie von dem Prinzip: «when in Rom, do as the Romans do»?

In all den Punkten, in welchen es nicht den Kultus meiner Religon betrifft, stimme ich dem zu.

Peter, Kloten: Sie sagen, Sie glauben aus Überzeugung an diese Religion. Wie können Sie von einer Religion, die es vorsieht Frauen – eine wie Sie sind – zu schlagen, wenn «bestimmte Gründe» eintreffen, überzeugt sein?

Das Schlagen der Frau ist kein Bestandteil des Islams.

Sutter Paolo: Fühlen Sie sich nicht wie ein Aussätzige mit der Burka in der Schweiz?
Nein, wie eine praktizierende Muslima

Bruno Mordasini, Mellingen: Guten Tag Frau Illi. Ich muss sagen, mich stört diese ganze Diskussion. Ich finde die Burka sehr schön. Ich möchte mich jedoch erkundigen ob es auch eine Möglichkeit gibt die Farben der Burka zu ändern? Also könnten Sie auch eine gelbe oder grüne oder ganz farbige Regenbogen-Farben) Burka tragen

Die Farben sollten neutral sein, also nicht Papageien-bunt. Aber es gibt, braune, grüne, blaue, schwarze, beige und auch mit unterschiedlichen Stickereien.

Sarah Schrupf, Bern: Ich bin vor 6 Jahren zum Islam konvertiert, jedoch würde ich mich nie wohl fühlen so verschleiert in der Schweiz herumzulaufen. Ich finde es jedoch super, dass Sie dazu stehen und sich so wohl fühlen.

Wa alaykum salam wa rahmadulah wa barakathu. Danke für deinen Zuspruch.

Claudia Maurer, Bern: Gab es tatsächlich nie Konflikte mit den Eltern?

Nein, es war ein Prozess, an welchem sie auch teilnahmen.

Adem Halimi, Olten: Kompliment, ich bewundere Ihre Einstellung zum Islam und mit was für einer Geduld Sie die Fragen beantworten... Islam ist FRIEDEN

Danke

Daniela Zürich: Liebe Frau Illi. Ich finde es super, dass Sie versuchen die Menschen über das Leben von islamischen Frauen zu informieren. Vorurteile gibt es immer. Ich begreife natürlich die Schweizer, die sagen, dass sich alle Menschen gemäss den Schweizer Leben anpassen sollen, finde ich auch. Zumal wir im Ausland uns doch auch anpassen. Schlussendlich bin ich aber der Meinung, dass jeder Mensch selber entscheiden soll/muss, wie er sich kleidet, nach welchen Grundregeln er lebt, ob Frau, Mann, Muslim, Christ etc. Ich hoffe, dass Ihre Arbeit Früchte trägt und wünsche Ihnen alles Gute!

Danke. Es hat mich sehr gefreut, dass so eine rege Teilnahme gab.

Die Blick.ch-Redaktion bedankt sich herzlich bei Nora Illi und unseren Lesern für die engagierte Diskussion.





Nora Illi (26) mit ihren beiden Töchtern in den Sommerferien 2009 am Lago Maggiore. (ZVG)




Die Frauenbeauftragte des Islamischen Zentralrates der Schweiz beim Wandern. (ZVG)


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