Krise wird zum Flächenbrand

bild.de: „Märkte führen Krieg gegen den Euro“

EZB schaut hilflos zu +++ EU gründet Währungspolizei +++

Von Inga Frenser

Armer Euro!

Die Hilfs-Milliarden sind auf dem Weg nach nach Athen. Per Eilbote. Die Märkte können also beruhigt sein, der Euro sollte sich gegenüber dem Dollar erholen... Fehlanzeige! Die blutige Randale in Athen steht symbolisch für den andauernden Krieg an den Märkten.

Als wahrscheinlich gilt: Statt besser wird es erst einmal schlimmer! Die EU versucht gegenzulenken, will noch an diesem Wochenende eine Währungspolizei aufstellen. Kann das den Euro noch retten?

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„Ich bin sicher, dass die Märkte in den kommenden Wochen sehr stark unter Druck geraten“, sagt Börsen-Experte Dirk Müller zu BILD.de. „Es droht ein Auseinanderdriften der Eurozone!“

An den Märkten spricht man von Lehman 2.0 und denkt an die Pleite der großen US-Bank!

„Das Szenario ist dasselbe“, so Müller. „Die Banken trauen sich untereinander nicht mehr über den Weg.“ Keiner borge dem anderen noch Geld. Und: Es werde Geld aus den Wackelkandidaten des Euro, wie Griechenland, Portugal und Spanien, abgezogen. Massenhaft!

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Der Mann, der den Euro noch retten kann, wirkt konsterniert. Machtlos. Orientierungslos. So sehr hofft man auf ein starkes Wort, eine klare Ansage von Jean-Claude Trichet, dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB). Vergeblich!

Der Euro-Hüter wurde von der Heftigkeit der Griechenland-Krise offenbar überrumpelt. Seine Haltung: schwankend.

Noch Anfang des Jahres hatte er sich vehement gegen Ausnahmen für die Griechen ausgesprochen. Von dieser Haltung rückte er immer weiter ab. Nun darf Griechenland sogar Ramschpapier gegen Geld bei der EZB eintauschen!

Spekulanten gehen davon aus, dass das noch nicht alles war. Die schlimme Prognose: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Trichet selbst zum Käufer griechischer Staatsanleihen wird, um den Pleite-Staat zu retten.

Das wäre allerdings tatsächlich historisch. Nie zuvor hat die EZB in die Märkte eingegriffen. Doch vermutlich spürt der oberste Euro-Wächter, dass er es nicht mehr alleine in der Hand hat, den Euro zu retten.

„Das ist der Ernstfall“, rutschte es Bundesbank-Chef und möglicher Trichet-Nachfolger Axel Weber diese Woche heraus.

Deutschlands Chef-Finanzaufseher Jochen Sanio ging sogar noch einen Schritt weiter: „Hier wird von Spekulanten ein Angriffskrieg gegen die Euro-Zone geführt“, sagte der Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im Haushaltsausschuss des Bundestages am Mittwoch.

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„Wir werden den Euro verteidigen, was immer es kosten mag“, versprach EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso nach dem Sondergipfel in Brüssel. Auch Spekulanten soll es dabei verstärkt an den Kragen gehen.

Das geplante Rettungssystem ist die bedeutendste Reform der Währungsunion seit der Einführung des Euro vor gut elf Jahren.

Es soll verhindern, dass Staaten in eine gefährliche Schieflage geraten und die gemeinsame Euro-Währung gefährden, wenn sie ihre Schulden nicht mehr an den Finanzmärkten refinanzieren können.

Details blieben zunächst offen. Ein wahrscheinliches Szenario ist, dass die Kommission Kredite an den Finanzmärkten aufnimmt und diese weiter verleiht.

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„Wir werfen Athen Geld zu, ohne sicher zu sein, dass es etwas bringen wird“, sagte Anton Börner, Präsident der Außenhandelsverband BGA der „Welt am Sonntag“. „Ich befürchte, dass Griechenland ein unendlicher Leidensweg wird, an dessen Ende dann doch ein Staatsbankrott steht.“

Ausgerechnet die Bundesregierung hat mit ihrer Ansage, sich für eine Regelung zur geordneten Insolvenz von Euro-Sündern einzusetzen, Öl ins Feuer gegossen. Auch der Umstand, dass Athen die Investmentbank Lazard als Berater engagiert hat, macht Angst. Das Bankhaus hatte schon Argentinien bei der Umstrukturierung seiner Schulden unterstützt.

[...] Der Krieg um den Euro tobt fernab von Otto Normal? Leider nicht. Der billige Euro macht unser Leben erheblich teurer.

Zwar freut sich derzeit die Exportbranche über rege Nachfrage, doch die Importe verteuern sich. Die Folge: Preise für Benzin, Heizöl, Weizen, Computer, Küchengeräte, Kleidung, Reisen etc. werden steigen. Damit steigt auch die Inflationsrate.

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