Illustration: Wieslaw Smetek / Weltwoche, Zürich

Da kennt einer jemanden der einen kennt – und der soll behauptet haben, beim Geldscheindrucker und Hersteller von Smart Cards, Giesecke und Devrient, würden insgeheim schon wieder DM-Scheine gedruckt. Da grinst man sich eins – und kommt dann doch ins Grübeln.. Die DM war ein Stabilitätsgarant, eine deutsche Identikationsklammer, ein Vertrauensanker. Der Euro, erzählte man uns, brächte all diese Vorteile gleichfalls mit sich, nur auf größerer Ebene. Das war im besten Fall naiv, im schlechtesten Fall gelogen. Jetzt mehren sich die Stimmen, dass es eine Chance gegeben hätte, den Euro halbwegs stabil zu halten, indem man Griechenland geholfen hätte, sich selbst zu helfen – ohne dass wir uns mit weiteren Milliarden verschuldet hätten.Der Bruch des EU-Vertrages, wonach kein Land einem anderen finanziell aus der Bredouille helfen dürfe, ist beschlossen – von der Bundesregierung, die bereits. geschätzte 200 Milliarden Euro in Casino-Banken gesteckt hat, ohne jedoch damit künftige Zockereien nachhaltig zu unterbinden.

Viele hochkarätige Finanzexperten sind. sich einig, dass die enorme Euro-Pump-Förderleistung in das finanziell ausgetrocknete Griechenland ein Fehler ist – sowohl finanzpolitisch fatal als auch juristisch. angreifbar. Männer wie Bundesbanker Thilo Sarrazin,. CEPS-Think Tank-Chef Daniel Gros, die Wirtschaftsprofessoren Joachim Starbatty, Karl Albrecht Schachtschneider und Wilhelm Hankel, die gemeinsam beim Bundesverfassungsgericht klagen wollen,. ifo-Chef Werner Sinn (“Fass ohne Boden”), Milliarden-Vermögensverwalter Bert Flossbach und viele kluge Köpfe mehr, sind strikt gegen die Griechenlandhilfe.

Die Schweizer Weltwoche, die nicht dafür bekannt ist, in gängigen Meinungschören mitzusingen, sieht derzeit schon die ganze EU zerbröseln:

Was Propheten wert sind, zeigt sich erst im Rückblick. 1999 ist der Bundesrat noch ganz offen auf EU-Kurs. In seinem Integrationsbericht, der die aussenpolitischen Ziele formuliert, ist zu lesen: Für den Beitritt zur Europäischen Union spreche überdies, «dass mit der Übernahme der Einheitswährung Euro [. . .] das Risiko von schädlichen Spekulationen auf den Schweizerfranken dahinfallen würde».

Heute steht der Euro am Abgrund und der souveräne Schweizer Franken ist stabil wie eh und je. Dafür beklagen EU-Politiker die Spekulationsattacken auf den Euro. Ironie des Schicksals? Oder bloss Pech gehabt? Weder noch. Der Euro war von Anfang an eine ökonomische Fehlleistung.

Die Finanzmärkte legen jetzt nur etwas unsentimental offen, was an diesem Konstrukt schon im Kern falsch angelegt war: Es kann keine vernünftige gemeinsame Währungspolitik für so unterschiedliche Volkswirtschaften geben wie das Kleinstfürstentum Luxemburg, den Industriegiganten Deutschland und Larifari-Staaten wie Portugal oder Griechenland. Der Euro ist ein politisches Projekt – und dieses Projekt ist gescheitert. Was jetzt abläuft, sind lebenserhaltende Massnahmen für eine klinisch tote Währung.
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