weltwoche.ch: «Den Rubikon überschritten»

Das Rettungspaket der Europäischen Union für den Pleitestaat Griechenland ist ein glatter Rechtsbruch gegen EU-Verträge. Die Lebenslügen der Einheitswährung werden sichtbar. Nationale Ressentiments brechen hervor.

Von René Lüchinger

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«In den Vorstandsetagen deutscher Banken und Versicherungen wird gerade tief durchgeatmet», kommentierte etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung, «die drohenden Abschreibungen auf ihre Investments sind erst einmal abgewendet.» Ein Pakt zwischen Gläubigerbanken und Griechenland, so interpretieren das neutrale Beobachter, sei da für viel Geld geschlossen worden. Der Schutz von Bank-Investments im südlichen Inselstaat wäre freilich auch billiger zu haben gewesen – Bundeskanzlerin Merkel hätte einige Millionen auch direkt einer Gläubigerbank wie der Hypo Real Estate in die Hand drücken können. So aber wird deutsches Geld geschüttet, und es profitiert davon auch die ausländische Bankenkonkurrenz mit offenen Rechnungen in Griechenland.

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«Auf den Euro», meinte Aznar pathetisch, «setze ich alles.» Dass diese Geisteshaltung viel mit Politik und nichts mit Ökonomie und schon gar nichts mit Währungspolitik zu tun hat, wischte der Spanier mit seltener Offenherzigkeit vom Tisch: «Alles ist Politik.» So kochte jeder sein Süppchen mit dem Euro solange, bis dieser weichgekocht war. Kritik war unerwünscht. «Wer heute den Euro schlechtredet», mahnte Altbundeskanzler Helmut Schmidt im Jahr 2000, «erledigt nur das Geschäft für jene Finanzmanager, die am Auf und Ab verdienen.» So wuchs ein grosses Euro-Lügengebäude empor, und Land für Land erhielt das begehrte Geld, auch wenn es für eine transnationale Währungsunion keineswegs präpariert war und dafür auch kein historisches Vorbild existierte.

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Es klingt wie ein Hohn, wenn man sich in der Geschichte der Euro-Euphorie ein paar Jahre zurückerinnert. Um das Wagnis des Euro den Deutschen seinerzeit schmackhaft zu machen, sagte der damalige Staatssekretär Horst Köhler, heute Bundespräsident, in einem Spiegel-Interview: «Wenn sich ein Land durch eigenes Verschulden hohe Defizite zulegt, dann ist weder die Gemeinschaft noch ein Mitgliedstaat verpflichtet, diesem Land zu helfen.» Weiter merkte er an: «Es wird nicht sein, dass der Süden bei den sogenannten reichen Ländern abkassiert. Dann nämlich würde Europa auseinanderfallen.» Bereits damals war die Griechenland-Problematik für Köhler ein Thema: «Wir würden eine historische Chance vertun, wenn wir die vor den Kopf stossen würden, die sich deutsche Stabilitätsvorstellungen zu eigen machen.» Heute plädiert der gleiche Köhler ähnlich wortreich für staatliche Rettungspakete für den Pleitestaat am Mittelmeer. Von den deutschen Steuerzahlern wird erwartet, dass sie die Wendemanöver ihrer Politiker klaglos mit immer neuen Milliarden finanzieren.

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Nationalismus im Verzug

Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Euro-Schock am Ende das hervorkitzelt, was die EU verhindern wollte: nationale Ressentiments. Vor einigen Wochen geisterten unschöne Artikel durch die griechischen Medien. Als die deutsche Regierung Kritik an Hilfszahlungen geäussert hatte, griffen einige griechische Zeitungen zur Nazi-Keule und wollten die Subventionen erpresserisch dadurch rechtfertigen, dass die Deutschen aus dem Zweiten Weltkrieg noch alte Kriegsschulden abzutragen hätten. Der faktenwidrige Vorwurf sollte die Tatsache vergessen machen, dass es zuallererst die Griechen selber waren, die sich durch Verschwendung, Täuschung und Betrug in eine missliche Lage manövriert hatten. Der ganze Text >>>

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