Russischer Richter ermordet

Ein für sein Engagement gegen Neonazis bekannter russischer Richter ist in Moskau vor seiner Wohnungstür erschossen worden.

Der 47 Jahre alte Eduard Tschuwaschow wurde mit Schüssen in Kopf und Brust getötet, so ein Sprecher der russischen Generalstaatsanwaltschaft.

Medien in Moskau veröffentlichten Fotos einer Überwachungskamera im Treppenhaus. Die Bluttat sei wahrscheinlich Rache für eine Verurteilung, sagte ein Ermittler.
In vielen ähnlich lautenden Berichten wird der erschossene Richter so beschrieben, dass er wegen seines Engagements gegen Neonazis, Rechtsradikale, Skinheads, ... bekannt war.

In entsprechenden Artikeln kann man sogar Aussagen lesen, die sowohl für den Pulitzer- als auch für den Nobelpreis vorgeschlagen werden könnten wie z.B.

n-tv.de: Ranghoher Richter erschossen

Die Ermittler schlossen Vergeltung für eine Verurteilung als Motiv für die Tat nicht aus.
Clever, verdammt clever.

Das hilft natürlich bereits bereits erheblich weiter, man kann also ein Duell, einen Sexualmord oder einen versehentlichen Treffer eines übenden Sportschützen schon einmal ausschließen...

Russia Today wird etwas deutlicher in Bezug auf die Neonazis.

Russian judge killed in Moscow, police cite race hate motives

Dort heißen die Neo-Nazis 'Ultra-Nationalisten'.

Der Richter hatte sich u.a. auf Korruptionsfälle und auf Hassverbrechen spezialisiert und einige der 'Weißen Wölfe' zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, erst kürzlich wieder Anfang April.

9 Verurteilte hatten 11 Morde begangen, meistens an Bürgern von Kirgisien und Usbekistan. 2 der Verurteilten, Ryno und Skachevsky waren zu den Tatzeitpunkten 2006 und 2007 noch minderjährig. Es wurden Menschen mit nicht-slawischen Aussehen getötet und Videos davon im Internet veröffentlicht.

Insgesamt gab es Verurteilungen für 20 vollendete und 12 versuchte Morde, die Strafen lagen zwischen 6 und 20 Jahren.

Letztes Jahr war der Rechtsanwalt Stanislav Markelow, der an einer Verhandlung gegen den russischen Kolonel Budanov beteiligt war, am helllichten Tag in der City von Moskau erschossen worden.

Budanov hatte ein tschetschenisches Mädchen erschossen, war zu 10 Jahren verurteilt worden und dann auf Bewährung freigelassen worden; kurz danach wurde Markelov erschossen.

Eine gewisse Galina Kozhevnikova, Vizedirektorin des Forschungszentrums SOVA für Probleme des Nationalismus und der Fremdenfeindlichkeit hatte auch zu den Themen Angaben gemacht.

So tragisch und aufsehenerregend der Mord auch ist, so ist er durch die durch ihn angestoßene Berichterstattung für uns doch aufschlussreich:

  • Es gibt nicht nur 'spontane' Fremdenfreindlichkeit, sondern regelrecht organisierte fremdenfeindliche Organisationen.
  • Es gibt offensichtlich so viele derartige Probleme, dass ein Forschungszentrums SOVA für Probleme des Nationalismus und der Fremdenfeindlichkei eingerichtet wurde.
  • Einige Morde wurden an Bürgern von Kirgisien und Usbekistan begangen, mindestens einer an einem tschetschenisches Mädchen.

Was ist wohl die Vorgeschichte bzw. die Situation, dass es zu diesen Dingen kommen konnte?


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Da der Richter auch Korruptionsfälle behandelte und der Mörder auch sehr professionell vorgegangen war - manche schreiben von Auftragsmord - ist die Sache dennoch unklar.

Welche eher jüngere Skin-Gruppe geht selbst so professionell vor oder kann sich einen Profi leisten?

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Russian race crime role reversal – ethnic group sentenced

Hier wurden 2 Studenten von Angehörigen 'ethnischer Minoritäten' in der Metro mit Messern angegriffen, die Angriffe wurden aufgenommen und ebenfalls veröffentlicht.

Die Verurteilten gehörten den 'Schwarzen Falken' an.

Bei ihren Messertechereien schrien die Angehörigen der 'ethischen Minderheiten'
'Allah Akhbar' und 'russische Schweine'.


Der Angriff schien zumindest teilweise organisiert, die zwei in der Metro angegriffenen Studenten seien zu einem Treffen von jemanden eingeladen worden, der sich im Internet als ein Opfer ethnischer Minderheiten ausgegeben hatte.

Die Anklage erfolgte wegen 'Hooliganismus'...

Im ersten Halbjahr 2009 gab es einige Verbrechen aus 'Rassenhass': bei fremdenfeindlichen Angriffen wurden 38 getötet und 106 verletzt.

Die Opfer stammten öfter aus den ehemaligen Sowjetrepubliken oder waren Asiaten oder Afrikaner.

Auch in Russland fühlt sich die Bevölkerung von der eigenen Regierung nicht geschützt und möchte - legale - Maßnahmen zur Selbstverteidigung ergreifen.