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    Jesuiten – der harte Kampf der "Soldaten Christi"

    DIE WELT: Orden

    welt: Jesuiten – der harte Kampf der "Soldaten Christi"

    Von Gernot Facius 3. Februar 2010, 11:34 Uhr

    Die Enthüllungen um das Berliner Canisius-Kolleg rühren an alten Klischees. Die Jesuiten auf eine Skandalgeschichte zu reduzieren, wäre allerdings eine unzulässige Verkürzung. Die Geschichte der katholischen Ordensgemeinschaft lebt von den Spannungsfeldern zwischen Aufklärung und Missbrauch.




    Die Jesuiten hatten es nicht immer leicht. Das zeigt u.a. das Gemälde "Martyrium der Jesuiten in Japan am 10. September 1622" eines unbekannten Malers

    Sie sind überall, die „Soldaten Christi“: Sie lehren an der Päpstlichen Universität Gregoriana, sie leiten Radio Vatikan, einer der ihren ist vatikanischer Pressesprecher, sie sind präsent in der Mission, der Wissenschaft, der Jugendarbeit und der Schulbildung – in Berlin am Canisius-Kolleg, das aktuell durch eine Reihe unaufgeklärter Missbrauchsfälle negativ von sich reden macht.

    „Elitechristen“ sollten herangebildet werden, fordert eine alte Ordensinstruktion, das große Ziel sei die Herbeiführung „der höchsten Herrlichkeit Gottes“ auch im Unterricht. Sätze, die angesichts des Sex-Skandals wie Hohn klingen, sie aktivieren Jahrhunderte alte Vorurteile.

    Von Petrus Canisius (1521-1597), Namensgeber des Gymnasiums in Berlin-Tiergarten, ist überliefert, dass der Name „Jesuit“ zunächst als Schimpfwort für die Mitglieder der „Gesellschaft Jesu“, so der korrekte Name des von dem Basken Ignatius von Loyola 1534 in der Märtyrerkapelle auf dem Pariser Montmartre gegründeten Ordens, gebraucht wurde – als Synonym für einen hinterlistigen oder spitzfindigen Menschen.

    Die Gefährten des Mystikers Ignatius nannten ihre Gemeinschaft lieber „Compania“. Das Wort hat zwar einen militanten Klang, aber es wurde damals häufig für kirchliche Gruppen verwendet.

    Die spannungsreiche Jesuiten-Historie lässt sich nicht auf eine Formel bringen, sie auf eine Skandalgeschichte zu reduzieren, wäre eine unzulässige Verkürzung. Es vereinen sich, wie bei Ignatius selbst, eine Reihe von Gegensätzen. Kontemplation ist mit weltlichem, auch politischem Engagement verbunden, Frömmigkeit mit Weltklugheit.

    Über allem steht der bedingungslose Gehorsam, die Unterordnung der Welt unter das Papsttum. „Und wenn die Kirche, was unserem Auge weiß erscheint, als schwarz definiert, so sind wir verpflichtet, es für schwarz zu erklären“, schrieb Ignatius an einen portugiesischen Freund.

    Ein Beleg für blinden Gehorsam? Nicht unbedingt, sagen heute viele Kirchenhistoriker, immerhin habe der Ordensgründer ein hohes Maß an Unterscheidungsfähigkeit und Eigeninitiative verlangt. Die institutionelle Kirche Roms galt ihm als „der fortlebende Christus“.

    Ob er, wie behauptet, eine Restauration der vorreformatorischen Zustände anstrebte, wird bezweifelt. Ignatius betonte die katholische Lehre vom Zusammenwirken von Gott und Mensch, Gnade und Natur: „Bete so, als hänge alles nur von Gott ab; aber wirke selbst so mit, als ob es ganz von Dir abhinge, ob Du gerettet wirst.“

    Dennoch begann sich bei der „Verteidigung des Glaubens“ die verräterische Maxime durchzusetzen: „Der Zweck heiligt die Mittel.“ Auch bei der Abwehr reformatorischer Einflüsse. Der Ingolstädter Jesuit Mayrhofer lehrte, die Tötung von Protestanten sei „nicht mehr wider die Billigkeit, als wenn einer sage, die Dieb’, die Münzfälscher, die Totschläger, die Aufrührer könne und solle man am Leben strafen“.

    In Böhmen des 17. Jahrhundert überredeten Ordensmitglieder König Ferdinand, die Protestanten „auszurotten“. Auch in anderen Teilen Europas waren sie beteiligt an der blutigen Verfolgung von „Ketzern“.

    Schon früh gab es jedoch auch Bekennergestalten in ihren Reihen, die sich mutig gegen Staat und Kirche stellten. Zum Beispiel Friedrich Spee von Langenfeld (1592-1635), der tapfere Bekämpfer des Hexenwahns („Cautio criminalis“), eine Ausnahmeerscheinung unter den Loyola-Jüngern seiner Generation.

    Die meisten waren sich ihrer Macht bewusst und spielten sie aus. An den bedeutendsten Höfen gab es Jesuiten als Beichtväter: in Wien, München, Paris, Madrid, Lissabon. Quasi aus dem Beichtstuhl heraus steuerten sie die Religionspolitik zugunsten Roms.



    Ausweisung der Jesuiten 1871 (Holzstich nach einer Zeichnung von P. Kauffmann. Aus: Germania, 1880)

    Päpste haben sie dafür reich belohnt. Gregor XIII. gab ihnen das Recht, sich in Handel und Bankgeschäften zu betätigen. In Paraguay begann 1609 das Experiment der „Reduktionen“, die Missionierung der Guarani-Indianer in eigenen Niederlassungen, wo sie ihr eigenes religiöses, soziales und wirtschaftliches Leben entfalten können.

    Ein Jesuitenstaat in Lateinamerika. Die Patres hatten es mit nomadischen und unterwürfigen Indianern zu tun. „Wie Väter sorgten sie für sie, und wie Väter straften sie auch etwaige Vergehen“, heißt es in einem zeitgenössischen Bericht.

    In Paraguay besaßen Jesuiten Plantagen, in Mexiko kontrollierten sie Silberminen und Zuckerraffinerien. 1647 schrieb ein apostolischer Visitator an Papst Innozenz VIII: „Sämtliche Reichtümer Südamerikas sind in der Hand der Jesuiten.“ In China liehen die frommen Männer den Kaufleuten Geld zu horrenden Zinsen. Der Begründer der Asienmission, Franz Xaver (1552 gestorben), schlug allen Ernstes vor, Sklaven zu verkaufen, um Schulden der Missionsschulen abzubauen.


    In Asien neue Wege

    In Asien gingen Jesuiten allerdings auch neue Wege der Heidenmission: statt der Europäisierung die möglichste Form der Anpassung an die einheimische Kultur. In China versuchten Matteo Ricci (1610 gestorben) und Johann Adam Schall von Bell (1656 gestorben) als Mathematiker und Astronomen, die gebildeten Schichten und das Kaiserhaus für das Christentum zu interessieren.

    Doch 1742 verbot der Papst die „Chinesischen Riten“, 1750 wurden die Bewohner von sieben paraguayschen „Reduktionen“ nach einem Gebietsaustausch zwischen dem heutigen Brasilien, Argentinien und Paraguay zur Umsiedlung gezwungen. Der gewaltsame Widerstand der Indianer wurde den Jesuiten angelastet. Ihr Orden näherte sich mehr und mehr dem Zusammenbruch.


    Feind Aufklärung

    Die Aufklärung, vor allem an den bourbonischen Höfen, sah in der „Gesellschaft Jesu“ ihren Feind. Nach und nach wurden die Jesuiten – in Etappen, und mehrmals – vertrieben, den Anfang machte 1759 Portugal. 1872, während des Bismarckschen Kulturkampfes, mussten sie auch Deutschland verlassen – wegen ihrer absoluten Papsttreue; erst 1917 wurde das Verbot des Ordens offiziell aufgehoben.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Unbefle...mpf%C3%A4ngnis


    Und Jesuiten waren es, die vehement für die Unfehlbarkeit des Papstes auf dem Ersten Vatikanischen Konzils (1870) eintraten. Nicht grundlos hieß es deshalb über die Gefolgsleute Loyolas, sie seien „die Federhalter des Papstes“. Sie sollen auch am Drehbuch der berüchtigten französischen Dreyfuss-Affäre (sic!) mitgeschrieben haben.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Dreyfus-Aff%C3%A4re


    Restaurativen Tendenzen überwunden

    Im 20. Jahrhundert sind die restaurativen Tendenzen weitgehend überwunden. Wegen Beteiligung am Widerstand gegen Hitler (Kreisauer Kreis) wurde der Jesuit Alfred Delp hingerichtet. Patres wie Karl Rahner und der zum Kardinal erhobene Augustin Bea aus dem Schwarzwald gaben dem Zweiten Vatikanischen Konzil wichtige Impulse.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Ignatius_von_Loyola


    http://de.wikipedia.org/wiki/Jesuiten


    Jesuiten-Kolleg: Schüler mussten mit den Patres nackt duschen

    Eid der Jesuiten

    Wie der Vatikan den Islam erschuf

  2. #2
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    AW: Jesuiten – der harte Kampf der "Soldaten Christi"

    An dieser Stelle möchte ich noch die gerechtfertigten Massnahmen eines grossen deutschen Staatsmannes Otto v. Bismarck (Ehre wem Ehre gebührt, auch wenn es der ideologische Gegner ist, aber seine Verdienste sollen nicht geschmälert werden) anfügen.




    Maßnahmen um die damals frech gewordenen Papisten in die verdienten Schranken zu weisen (aus Wikipedia):
    • Juli 1871: Bismarck löst die katholische Abteilung im preußischen Kultusministerium auf.
    • Dezember 1871: Im "Kanzelparagraphen", einem Reichsgesetz zur Abänderung des Strafgesetzbuches, wird den Geistlichen verboten, bei Verlautbarungen in ihrem Beruf den "öffentlichen Frieden" zu gefährden, wie es hieß.
    • 1872: Die Jesuiten dürfen in Deutschland keine Niederlassungen errichten (Jesuitengesetz). Die geistliche Schulaufsicht wird durch eine staatliche ersetzt (Schulaufsichtsgesetz).
    • Maigesetze 1873: Der Staat kontrolliert Ausbildung und Einstellung der Geistlichen, gewählte Gemeindevertretungen verwalten das kirchliche Vermögen.
    • 1875: Vor dem Gesetz ist nur noch die Eheschließung des Standesamtes gültig (Zivilehe), nicht mehr die kirchliche. Wer kirchlich heiraten wollte, durfte dies erst nach der standesamtlichen Trauung.´
    • 1875: Das "Brotkorbgesetz" entzieht der Kirche die staatlichen Zuwendungen. Das Klostergesetz löst die Klostergenossen in Preußen auf, mit Ausnahme derjenigen, die sich mit Krankenpflege beschäftigen.
    Manfred Görtemaker zufolge ist es falsch, wie Papst Pius von einer Verfolgung der Gläubigen zu sprechen.
    Wohl ging es darum, die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der Kirchen zu brechen oder zu mindern.

    Anm: Aus diesen Anordnungen können wir heute noch unsere Lehren ziehen!-Der Kanzelparagraph sollte wieder eingeführt werden, um zu gewährleisten dass Papisten, Beduinen, etc. sich nicht hinter ihrer Religion verstecken können, wenn sie das Grundgesetz und die Verfassung der Staaten, wo sie ihr parasitäres Dasein führen, gefährden können.

    Außerdem wurden 1872 die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan abgebrochen.
    In einer Reichstagsrede bekräftigte Bismarck mit dem Ausspruch Nach Canossa gehen wir nicht!, seine Absicht, im Konflikt mit der katholischen Kirche „keinen Fußbreit nachzugeben“.
    Über den Kanzelparagraphen kam es sogar zu Haftstrafen für katholische Geistliche, beispielsweise den Erzbischof von Posen, Mieczysław Halka Ledóchowski.
    Er wurde zur Höchststrafe von zwei Jahren verurteilt.Am 13. Juli 1874 verübte der katholische Handwerker Eduard Franz Ludwig Kullmann wegen des Kulturkampfs ein Attentat auf Bismarck, der dabei aber nur leicht verletzt wurde.

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