Lauingen Durak Aytan ist fassungslos: „Wie kann man so etwas machen?“ Der 2. Vorsitzende des türkisch-islamischen Vereins in Lauingen ist entsetzt über die Nachricht, dass ein Türke in Lauingen seine Frau brutal misshandelt haben soll. „Wir verurteilen diese Tat auf jeden Fall.“ Viereinhalb Jahre lang soll der 30-Jährige seiner Frau mehrfach Gewalt angetan und sie vergewaltigt haben (wir berichteten). Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen. Und darin werden dem Lauinger auch 13 Fälle von gefährlicher Körperverletzung zur Last gelegt. Unter anderem soll er seiner Frau den Oberarm gebrochen haben.
Seit Mitte Oktober sitzt der Mann in Untersuchungshaft, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft Augsburg, Matthias Nickolai. Ob der Familienvater seine Frau auch eingesperrt hat, das werde derzeit noch ermittelt: „Es besteht aber kein dringender Verdacht, dass die Frau wie eine Gefangene behandelt wurde.“ Im Haftbefehl wird dem Mann des Weiteren zur Last gelegt, dass er seine beiden Kinder misshandelt haben soll - einen sechs Jahre alten Jungen und ein vierjähriges Mädchen, so Nickolai.
Der Staatsanwalt sagte, die 27-Jährige habe sich nach einem Urlaub in der Türkei selbst an die Polizei in Dillingen gewandt. Mehr Informationen zu dem Fall wollte Nickolai jedoch nicht veröffentlichen. Denn: Die Polizei ermittelt derzeit noch - auch gegen drei Verwandte des 30-Jährigen.
Der 2. Vorsitzende des türkisch-islamischen Vereins, Durak Aytan, kennt den mutmaßlichen Täter. Dass der Mann seine Frau verprügelt haben soll, das habe er nicht gewusst: „Sonst hätten wir gleich etwas unternommen.“ Die 27-Jährige hat Aytan nie in der Moschee gesehen - den 30-Jährigen, seine Kinder und deren Großvater dagegen schon. Der Mann habe immer wieder am Freitagsgebet teilgenommen. Und manchmal sei er auch in die Moschee gekommen, um Fußballspiele anzuschauen. Ehrenamtlich engagiert habe sich der 30-Jährige dagegen nicht. Und auch strenggläubig sei der Türke nicht, meint Aytan.
Frauen gleichgestellt
Der 2. Vorsitzende der türkisch-islamischen Gemeinde verurteilt die Tat zutiefst. „Ein normaler Mensch macht so etwas nicht. Aber Verrückte gibt es in jedem Volk.“ Aytan verweist auf Fälle in der Vergangenheit, in denen Angehörige anderer Nationen ihre Kinder eingesperrt und misshandelt hatten. Er betont, dass im Islam die Frauen gleichberechtigt seien. In der Moschee gebe es sogar einen Frauentag - jeden Montag treffen sich dort die weiblichen Mitglieder des Vereins. Zudem lernen die Frauen in der Moschee auch Deutsch.
Wieso die 27-Jährige viereinhalb Jahre lang ihr Martyrium ertragen musste, darüber kann Aytan nur Vermutungen anstellen. Er glaubt, dass das mutmaßliche Opfer wohl aus einem türkischen Dorf stammt, die deutschen Gesetze nicht gekannt habe und ihm vielleicht ständig gedroht worden sei.
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