Straßburg: Ein eigener Friedhof für Muslime

In Straßburg soll der erste städtisch verwaltete muslimische Friedhof in Frankreich entstehen. Bis 2010 soll der Friedhof auf einem zwei Hektar großen Gelände neben dem Südfriedhof fertig gestellt sein.



In Köln gibt es bereits einen Friedhof für Muslime. | Foto: ddp

"Der Islam ist nicht die Religion der Fremden: Ein eigener Friedhof ist deshalb legitimes Recht", sagt der Beigeordnete Olivier Bitz, zuständig für die Religionsgemeinschaften. Mit ihrem Wunsch nach einem eigenen Friedhof hatten die Muslime, mit zehn Prozent der Einwohner drittgrößte Glaubensgruppe, bislang bei keinem Oberbürgermeister Gehör gefunden. Der heutige Rathauschef Roland Ries dagegen nahm 2008 dieses Projekt sogar in sein Wahlprogramm auf.

"Für uns Muslime ist die Übereinkunft mit der Stadt eine große Befriedigung", sagt der Präsident des elsässischen Muslimrats, Driss Ayachour. In den meisten anderen französischen Regionen ist ein muslimischer Friedhof undenkbar: Frankreichs Verfassung sieht seit 1905 die strikte Trennung von Staat und Religion vor. Doch das Elsass und das lothringische Département Moselle – zwischen 1871 und 1918 deutsches Reichsland – haben diese Vorgabe nicht übernommen. Deshalb können hier Religionsgemeinschaften auch aus öffentlichen Kassen bezuschusst werden.

Seit 1973 bietet Straßburg muslimische Grabparzellen auf den kommunalen Friedhöfen an, die für die Zeit der ersten Einwanderungswelle der Muslime im Elsass ausreichten. Viele Familien brachten ihre Toten früher auch in ihr Herkunftsland zurück. "Wenn Muslime in der dritten Generation hier leben, wird der Wunsch größer, dort begraben zu werden, wo die Familie lebt", sagt Bitz.

Die schwierigsten Probleme, die in der jetzigen Übereinkunft gelöst wurden, gab es in der Frage, wo die sterblichen Überreste der Toten nach dem in Frankreich üblichen Auslaufen der Pacht bleiben sollen. Nach muslimischem Brauch dürfen Leichen exhumiert werden*. Deshalb waren die muslimischen Gräber auf den städtischen Friedhöfen bisher belassen worden – auch ohne Pacht.

Auf dem neuen Friedhof gibt es nun eine Pacht auf zunächst 35 Jahre, die um fünf oder zehn Jahre verlängert werden kann. Außerdem sichert die Stadt den Muslimen vertraglich zu, dass ihre Toten nicht eingeäschert werden, nach muslimischem Glaubensverständnis undenkbar.

Bis 2010 soll der Friedhof auf einem zwei Hektar großen Gelände neben dem Südfriedhof zwischen den Stadtteilen Meinau und Neuhof fertig gestellt sein. Dann ist wohl auch der Bau der 8,5 Millionen Euro teuren Moschee abgeschlossen, der sich seit 2006 immer wieder hinausgezögert hat.


http://www.badische-zeitung.de/elsas...-20894427.html

* Kommentar: Der Begründungszusammenhang der Qualitätsjournalisten scheint nicht sehr überzeugend. Ist da vielleicht ein "nicht" ausgelassen worden?