Entropie – Verfall – Dekadenz

[der wache Michel]

Amerikanische Konservative sind bekannt dafür, „less government“ zu fordern, den Demokraten werfen sie vor, mehr Staatseingriffe zu wollen. Dabei geht es nicht primär um Wirtschaft, sondern auch allgemein um soziale Fürsorge, Vorschriften, staatliche Hilfen.
Sie meinen, die Selbstverantwortlichkeit der Menschen würde durch Regierungseingriffe geschwächt. Gerne warnt man vor dem „Nanny state“. Recht haben sie eigentlich.
Doch warum die Debatte? Woher kommt das Dilemma?
Begreifen wir nicht gerade hier in Deutschland, mit den ganzen Debatten um mehr Privilegien für die Jugendämter, um verhungernde Kinder zu verhindern, Essensvorschriften, um Überfettung zu lindern, all die Überwachung, Steuerung, Planung, Vorschreibung, Sozialarbeiter, Ämter – ist es nicht tatsächlich so, dass die Leute sich ohne diese staatlichen Eingriffe tatsächlich nicht zu helfen wüssten?
Damit haben wir aber einen sich selbst verstärkenden Prozess: Menschen verlieren Selbstverantwortlichkeit, Staat springt ein, Menschen verlieren noch mehr Selbstverantwortlichkeit…
Darin spiegelt sich das grundlegende Prinzip des Verfalls wider: Alles Künstliche in der Welt, also auch menschliche Kultur, tendiert, wenn nicht durch ständige Anstrengung daran gehindert, dazu, mit der Zeit in den Naturzustand zu verfallen. Wenn von Wissen über Sitten bis Infrastruktur nicht alles menschlich Geschaffene stetig durch Energie, Aufwand, Arbeit, Mühe, Plackerei im Stande gehalten wird, verfällt es zwangsläufig. Würden wir alle für ein paar Jahre in den Tiefschlaf fallen, würden dichte Wälder die ehemaligen Ackerflächen und Dörfer überziehen. So ist es mit allem Kulturellen.
Nun haben also in den Industrieländern die Menschen aufgehört, pingelig an der Instanderhaltung ihres kulturellen Fundus zu arbeiten. Von traditionellen Rezepten bis zum Erziehungswesen ist alles mehr oder weniger der „Befreiung“ vom „Muff von tausend Jahren“ zum Opfer gefallen – nicht nur in Deutschland, wie gesagt. Damit wurde dieses Prinzip, dass ständig mit erheblichem Aufwand bestehende Strukturen, bestehendes Wissen, bestehende Normen, aufrechterhalten und an kommende Generationen weitergegeben werden, aufgegeben.
Damit unterliegen diese Bereiche nun ebenfalls dem natürlichen Gesetz der Entropie – alles strebt, sich selbst überlassen, dem Chaos entgegen.
Weil dieser Wille zur Aufrechterhaltung innerhalb der Gesellschaft aufgehört hat, zu existieren, sieht sich nun der Staat in Bedrängnis, einzugreifen.
Und damit haben wir oben genanntes Dilemma: Der Staat will etwas aufhalten, was er mit seinen Eingriffen verstärkt!
Dieser Abwärtsspirale zu entkommen, wenn sie einmal eingeleitet wurde, ist die wohl schwierigste Aufgabe des modernen Sozialstaats. Das Problem ist, dass es gewissen Leuten nicht ungelegen kommt, wenn die Macht des Staates immer weiter reicht, und Behörden und Ämter weiter aufgebläht werden. Daher ist von deren Seite auch keine Trendumkehr zu erwarten. Dass sich die Thematik in einem Wahlprogramm einer Partei niederschlägt, die durch öffentliche Kommunikation das Problembewusstsein weckt und große Wählermassen hinter sich bringt, ist momentan nicht absehbar. Die einzige Hoffnung, die wohl mittelfristig bleibt, ist, dass die finanziellen Mittel zur Aufrechterhaltung des um sich greifenden Fürsorge- und Kontrollapparates nicht mehr zur Verfügung stehen werden, und Menschen ihre Selbstverantwortlichkeit gezwungenermaßen wieder in die Hand nehmen müssen werden.
Spürnase: Haiduk
http://kassandra2030.wordpress.com/2...fall-dekadenz/

[Grüne Fee]

Zustimmung.

Das ist im Kleinen so, Stichwort: eigene vier Wände in Ordnung halten, wie auch im Großen. Dazu kommt noch, dass es offenbar ansteckend ist. Ist eine Ecke in einem Ort erst mal vermüllt, kommt noch mehr Müll dazu, zum Beispiel beim Sperrmüll ist das gut zu beobachten. Wird das nicht weggeräumt, wird im Umfeld das eine oder andere Fahrrad geklaut, Scheiben eingeschmissen, Autos zerkratzt usw. Dies wiederum zieht bestimmte Leute geradezu magisch an, die sich in diesem Müll ganz wohlfühlen und dort ihre Zeit verbringen, um noch mehr zu zerstören. Dann noch ein leerstehendes Haus oder ein Ladengeschäft, in welches eingebrochen werden kann...únd voilá! Ein ganzes Viertel verkommt.

Tja, und warum sind die Leute so destruktiv? Warum können manche Leute sich noch nicht mal dazu aufraffen, die eigene Wohnung in einem bewohnbaren Zustand zu halten, Staub zu wischen, Fenster zu putzen und andere Kleinigkeiten?

Ich habe keine Ahnung. Aber diese Gleichgültigkeit sich selbst, seinem eigenen Umfeld und der Gesellschaft insgesamt gegenüber nimmt ständig zu. Viele wollen keine Verantwortung übernehmen, weder für sich selbst, geschweige denn für die Gesellschaft.

Das dann ausgerechnet der Staat mit hunderten Vorschriften was zu retten versucht, macht es den Leuten noch leichter, nichts zu tun - mit den Vorschriften gibt der Bürger auch gleich die Verantwortung ab - und seine Selbstständigkeit, eigenständiges Denken dito. Dafür plappert der gemeine Bürger dann nach, was die Politiker, Wissenschaftler, Soziologen von sich geben.

Besser kann es für den Staat doch gar nicht laufen. Ein Volk ohne Gehirn ist eine leicht formbare und kontrollierbare Masse.

[Savoye]

Sie meinen, die Selbstverantwortlichkeit der Menschen würde durch Regierungseingriffe geschwächt. Gerne warnt man vor dem „Nanny state“.

eine treffende Bezeichnung!

Menschen verlieren Selbstverantwortlichkeit, Staat springt ein, Menschen verlieren noch mehr Selbstverantwortlichkeit…

Die DDR ist ein Lehrbeispiel dafür.

Die einzige Hoffnung, die wohl mittelfristig bleibt, ist, dass die finanziellen Mittel zur Aufrechterhaltung des um sich greifenden Fürsorge- und Kontrollapparates nicht mehr zur Verfügung stehen werden, und Menschen ihre Selbstverantwortlichkeit gezwungenermaßen wieder in die Hand nehmen müssen werden.

Ja, die finanziellen Mittel sollten nicht mehr hierfür zur Verfügung stehen. Und woher stammen diese denn? Jeder, der Geld auf sein Konto bei der Bank bezahlt, dessen Geld wird von der Bank in Staatsanleihen investiert, um damit die Bankzinsen und den Lebensunterhalt der Bankbeamten bestreiten zu können. Hier müsste ein Umdenken bei allen einsetzen, in dem sie kein Geld mehr auf dem Bankkonto liegen lassen! Denn dann wäre der Staat rasch pleite, weil er kein Geld für Kredite mehr als Nachschub bekäme. Weil aber alle Arbeitenden ihr Geld immer bei den Banken anlegen, und die deutsche Regierung sich immer genug Geld bei den Banken ausleihen kann, wird sich auch nie etwas ändern können, bis es nicht zur Kernschmelze des Finanzsystems gekommen ist.


Ich kenne selber Personen, die seit Jahren und vermutlich für den Rest ihres Lebens von Sozialleistungen des Staates leben werden. Ich kann bei Ihnen auch nach Jahren, in denen ich sie kennen, keinerlei Anzeichen feststellen, dass sie jemals etwas lernen würden, um in eine feste Arbeitsanstellung mit normalem Gehalt kommen zu können. Sie sind mit damit sehr zufrieden, wenn sie immer Geld vom Staat auf ihrem Konto vorfinden, ohne sich anstrengen zu müssen. Und damit stecken sie auch andere an, die ebenso überlegen, mit der Arbeit aufzuhören. Der Auslöser ist dann meistens eine Kündigung durch den Arbeitgeber oder ein Preisverfall bei einem Selbständigen. Als Option wird die Unterstützung durch den Steuerzahler für den Rest ihres Lebens in Erwägung gezogen, ohne dass sich diese Personen dabei irgenwie schlecht fühlen würden, obwohl sie doch den anderen, die noch arbeiten, und der zukünftigen Generation auf der Tasche liegen.

Wenn jemand bereits längere Zeit, etwa 3 Jahre, auf Kosten des Staates gelebt hat, dann generiert er geistig. Häufig wird er psychologische und andere medizinische Dienste auf Krankenschein in Anspruch nehmen. Er wird gar nicht mehr in der Lage sein, jemals wieder für sich selber sorgen zu können, und er will es auch nicht. Er wählt die Links-/Grün-/SPD-Parteien und erwartet sich Solidarität durch die anderen. Die Politiker dieser Parteien werden ihn stets in Schutz nehmen, sollte jemand böswillig behaupten, diese Personen wären arbeitsunwillig. Die Politiker sorgen unter dem Begriff "soziale Gerechtigkeit" dafür, dass die Fleißigen und Arbeitsamen immer mehr belastet werden und kräftige Gehaltseinbußen hinnehmen müssen, während sich die passiven Mitbürger noch mehr Geld vom Staat fürs Nichtstun erwarten dürfen. Mit dem Mindestgehalt von 1000 Euro wird gewährleistet, dass selbst ein Idiotenjob, der keinerlei Ausbildung erfordert, noch gut bezahlt werden muss. Jede Initiative, alle Dauerarbeitslosen und Sozialempfänger für Arbeiten und Umschulungen heranzuziehen, wird sofort im Keim erstickt.

Der deutsche Mensch von heute denkt nicht an Tüchtigkeit und Fleiß, sondern träumt von einem Sozialsicherungssystem, das ihm ein schönes Leben auch dann ermöglicht, wenn er arbeitslos ist oder in Rente geht. Und solange er arbeitet, will er eine geregelte Arbeitszeit von weniger als 40 Stunden und hohen Löhnen haben, wobei die Arbeit auch nicht allzu anstrengend sein darf und mit einem Kündigungsschutz abgesichert sein muss. Alles andere interessiert ihn nicht weiter. Er wählt jene Parteien, die ihm genau dies alles versprechen und er glaubt tatsächlich, dass der Glaube alleine ausreicht, damit dieses Wunschdenken für immer die Wirklichkeit bleiben wird. Der Staat bemüht sich nun, ihm alle Sorgen und Nöte wegzunehmen. Alle Personen, die es wagen, auf irgendwelche Gefahren hinzuweisen, werden schleunigst aus der Politik entfernt. Erst nach einem Wirtschaftsdebakel wird erklärt, dass man dieses leider nicht hätte vorausahnen können und dass man aber ohnehin längst wieder alles im Griff habe und sich bald ein spürbarer Aufschwung einstellen werde. Die Menschen werden diesem Beschwichtigen solange Glauben schenken, bis der totale wirtschaftliche Kollaps eingetreten ist. Und danach werden wieder Schuldige gesucht und die Parteien, die es verbockt haben, werden wieder als alleiniger Garant für Sicherheit und Ordnung dastehen.