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Hunderte Opfer bei Kämpfen mit Islamisten in Nigeria

Blutige Gewalt in Nigeria: Islamisten wollen im Norden des Landes einen islamischen Gottesstaat errichten - seit Tagen liefern sich die Extremisten heftige Gefechte mit der Armee. Mehr als 300 Menschen kamen bei den Auseinandersetzungen ums Leben - Tausende sind auf der Flucht.
Maiduguri - Die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Islamisten und der Armee im Norden Nigerias dauern seit vier Tagen an - in der Nacht zu Donnerstag kam es erneut zu Kämpfen. Bis zum Morgen war in der Islamisten-Hochburg Maiduguri nach Augenzeugenberichten Maschinengewehrfeuer zu hören. Wenige Stunden zuvor hatte die Armee Tausende Soldaten Verstärkung in die Region geschickt. Bei den Gefechten wurden seit Sonntag mehr als 300 Menschen getötet.


Reporter der Nachrichtenagentur AP berichteten, vor dem Hauptquartier einer islamistischen Sekte in Maiduguri lägen hundert Leichen. Nach Aussage eines Militärkommandeurs ist der stellvertretende Sektenführer unter den Toten, der Chef der Islamisten sei mit 300 seiner Anhänger geflohen. Die islamistische Sekte fühlt sich den afghanischen Taliban verbunden und kämpft für einen islamischen Gottesstaat im Norden Nigerias. Am Mittwochabend hatte die nigerianische Armee erklärt, die Islamisten seien aus Maiduguri vertrieben worden. "Wir haben ihre Enklave eingenommen", sagte der für die Operation zuständige Armeekommandeur Ben Ahonotu. Die Islamisten seien auf der Flucht. "Wir verfolgen sie."
Auch Einwohner berichteten, dass die nigerianischen "Taliban" auf der Flucht seien.



Mehr als tausend Menschen sind vor den jüngsten Kämpfen geflüchtet. Damit stieg die Zahl der Flüchtlinge auf insgesamt etwa 4000, wie Hilfsorganisationen mitteilten. Die seit Tagen andauernden Kämpf begannen nach Angaben von Reportern, als islamistische Kämpfer mehrere Polizeistationen angriffen. Präsident Umaru Yar'Adua wies dies jedoch zurück und erklärte, die Angriffe seien von den Sicherheitskräften ausgegangen, die die Lage unter Kontrolle hätten. Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte sich am Mittwoch besorgt über die Gewalt geäußert. Seit zwölf der 36 Bundesstaaten Nigerias 1999 mit der Einführung des islamischen Rechts, der Scharia, begonnen haben, kommt es immer wieder vereinzelt zu Gewalttaten. Über die Hintergründe der jüngsten Angriffswelle ist jedoch bislang nur wenig bekannt.