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  1. #1

    Honduras und Hitler

    In der Welt schrieb Christian Lüth kürzlich in seinem Artikel Warum Europa und UN bei Honduras falsch liegen gegen OAS, EU und Vereinte Nationen an:

    Wenn ein entmachteter Staatspräsident vom Militär seines Landes im Schlafanzug in einer Nacht- und Nebelaktion ins Ausland geflogen wird und eine halbe Stunde später auf allen Fernsehkanälen in diesem Aufzug erscheint, weckt das natürlich Erinnerungen an Militärputsche. Dies erst recht, wenn der Vorwurf eines Staatsstreichs durch die Militärs erhoben wird. Bestärkt wird das Bild durch die Tatsache, dass der neue Machthaber am nächsten Tag eine Nachrichtensperre verhängt, die Militärs lobt und sich mit ihnen in Siegerpose ablichten lässt.

    Das lässt in der Ferne keinen Zweifel daran aufkommen, dass es sich um einen gewaltsamen Staatsstreich durch rechte Militärs in Honduras handeln muss. Wozu noch genauer hinsehen, wozu weitere Fragen stellen? Der gestürzte Präsident muss sofort wieder ins Amt zurückkehren, Demokratie muss wiederhergestellt werden; ein Skandal, dass derlei überhaupt noch möglich ist!

    Schade nur, dass kaum jemand am 28. Juni und in den Tagen danach einmal genauer nachgefragt hat. Dann wäre nämlich aufgefallen, dass dieser „Militärputsch“ von rechtmäßig gewählten Volksvertretern, den Abgeordneten des Nationalparlaments und des Obersten Gerichtshofes angeordnet wurde – und zwar mit einer parlamentarischen Mehrheit von 124 zu vier Stimmen – über die Fraktionsgrenzen hinweg. Eine weitere Tatsache, die sicherlich nicht dem Bild eines Militärputsches entspricht, ist ein gegen den gestürzten Präsidenten ausgestellter Haftbefehl, der aus mehreren laufenden Gerichtsverfahren resultiert. Wie passt das nun alles zusammen?
    Hitlers Nationale Revolution im Frühjahr 1933 hätte auch nur durch ein beherztes Eingreifen der Reichswehr erstickt werden können und es wäre ja auch beinahe dazu gekommen. Von außen betrachtet hätte das dann natürlich wie ein Putsch gegen die Demokratie ausgesehen und es wäre sogar auch einer gewesen! Dennoch wäre Deutschland und der Welt so manches erspart geblieben, wenn damals eine Militärregierung übergangsweise an die Macht gekommen wäre. Im Ausland wäre freilich kaum jemand in der Lage gewesen, das alles zu überblicken und die Fäden dann richtig zu entheddern. So stellte sich etwa die Londoner Times am Tag nach dem Hitler Reichskanzler geworden war in ihrem Kommentar klar auf dessen Seite.

    Deshalb traue ich Internationalen Organisationen auch nicht zu, daß sie die jetzige Situation in Honduras richtig bewerten können. Derartige Organisationen haben immer auch eine gewisse Eigendynamik, die sich dann häufig in einer von eigenen Interessen geleiteten, einseitigen Sichtweise niederschlägt.
    Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich,
    sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören.
    Wir zerstören damit Gedanken und alles Hohe, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes,
    und nehmen gefangen alles Denken in den Gehorsam gegen Christus.
    (2. Kor. 10, 4-5)

  2. #2

    AW: Honduras und Hitler

    Dies ist auch meine Meinung.

  3. #3
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    11

    AW: Honduras und Hitler

    Selbst bei der taz scheint man jetzt darueber nachzudenken, wer hinter dem Putsch-Geschreie steckt.
    http://www.taz.de/1/politik/amerika/...rschauer-pakt/

  4. #4
    Registriert seit
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    11

    AW: Honduras und Hitler

    Das schreibt einer aus Honduras:


    Aktuelle Nachrichten aus dem Busch
    Ich lebe in Honduras – gerne - und bin mit meiner kleinen ‚Bananen-Republik’ inzwischen fest verwachsen. Natur und Menschen oeffnen - poco a poco – immer wieder ein Stueckchen mehr – die Augen fuer das Wesentliche.
    Nachbarn und Arbeiter haben mich vieles gelehrt: Dass man z.B. keinen Luxus braucht, um Spass am Leben und Zufriedenheit zu empfinden oder auch, dass ZEIT, die relaxt z.B. mit Familie und Freunden verbracht wird, ganz offensichtlich ebenso gesund und fit erhaelt, wie anderenorts staatlich verordnete, teure, ‚vor’sorgende Arztbesuche... Aber das ist ein anderes Thema...

    Im Moment gehts hier vor Ort ums’ Eingemachte
    Unser Mel, seines Zeichens Praesident, wurde vergangenen Sonntag zwangsentsorgt - im Pyjama ab nach Costa Rica!
    Ich finde es aeusserst bemerkenswert – und wieder lerne ich dazu - dass ausgerechnet Honduras - dieser in vieler Hinsicht tatsaechlich ungebildete Klecks auf der Weltkarte - nicht nur den eigentlichen Sinn von ‚Republik’ und ‚Demokratie’ ganz rein und unverdreht verstanden hat, sondern auch noch die Courage hat, diese Volksherrschaft-Theorie - zackzack und ohne jedes Federlesen - unverbluemt in die Tat umzusetzen; trotz Benimm-Ordern und Sanktionsandrohungen vom Rest der Welt!

    Aber was ist eigentlich passiert?
    Mel Zelaya von der liberalen ‚roten’ Partei PLH (http://de.wikipedia.org/wiki/Mel_Zelaya) wurde Ende 2005 demokratisch zum Praesidenten gewaehlt. Er machte jede Menge Versprechungen, die angeblich vor allem dem ueberwiegend armen Teil der Bevoelkerung in HN zugute kommen sollten.
    Seine Rolle als scheinheiliger Neo-Robin-Hood hielt er allerdings nicht lange durch; schon seit Jahren ist es ein (bitter) belaecheltes, offenes Geheimnis, dass ‚unser Mel’ in erster Linie in seine eigene Tasche wirtschaftet, kaeuflich ist, seinen Status als Grossgrundbesitzer ausbaut und - laut Augenzeugenberichten - jede Menge Wert auf seine Drogenplantagen inkl. eigener Landebahn legt...
    Richtiggehend sauer gemacht hat er Kollegen und Herde aber spaetestens, als er Honduras letztes Jahr ins ALBA-Buendnis (http://de.wikipedia.org/wiki/Bolivar...C3%BCr_Amerika) an die Seite von Hugo Chavez drueckte. Soviel zur Vorgeschichte.

    Letzten Sonntag war das Fass dann voll und das Latino-Temperament lief ueber
    Mr. President wollte vor der kommenden Wahl im November naemlich noch ganz wacker - im selbstherrlichen Alleingang und gegen herrschendes Gesetz - eine Verfassungsaenderung in die Wege leiten, die es ihm ermoeglichen sollte, eine 2. (3., 4., 5.???) Amtszeit anzutreten, was in HN bis dato fuer das Praesidenten-Amt nicht moeglich ist.
    Kongress, oberster Gerichtshof und das Militaer (das als ausfuehrendes Organ zu diesem Gesetzesbruch dienen sollte!) verweigerten die Mitarbeit, woraufhin Zelaya den Armee-Chef entliess, der einen Tag spaeter vom Obersten Gericht aber wieder eingesetzt wurde.
    An dem Versuch, sein Vorhaben dennoch durchzufuehren, wurde Mel dann (unblutig) gehindert und letztlich mit Hilfe des Militaers schlicht und ergreifend vor die Tuer gesetzt. Thats it. Mein persoenliches Gefuehl dazu: KORREKT.

    Mit dieser meiner Meinung stehe ich nicht alleine da
    Seit Tagen finden Demos im ganzen Land statt – vor allem GEGEN Zelaya - sogar in meinem Doerfchen El Pino an der Rio Coloradito-Bruecke. Und nach La Ceiba gabs kein Durchkommen, weil der Highway sozusagen von Volkeswille samt Plakatwald verstopft war. Die Zeitungen aller Colour berichten mit Ganzseitenfotos und zig Kommentaren: Die ueberwiegende Mehrheit der Honduraner will diesen Praesidenten nicht mehr – es herrscht (die wahrlich begruendete) Angst vor einer ‚roten Diktatur’ nach Hugo Chavez’ Konzept, der sich uebrigens mit kleinen und groesseren ‚Geschenken’ kuerzlich in ganz HN bemerkbar machte. Aber: Honduras – das sagen die Honduraner - soll demokratisch sein und bleiben!

    Tja, und das ist der Punkt, um den es inzwischen eigentlich geht und den die sg. 1.Welt mit Druck samt Diplomaten-Abzug einfordert: Wenn schon, denn schon... Wenn schon Demokratie, dann aber auch bitteschoen richtig: Naemlich gesittet, ordentlich, brav und auch Punkt fuer Punkt gesetzestreu - und das schliesst Verschleppungen im Bademantel nun mal aus ;-)... was ja auch richtig ist... eigentlich - theoretisch – philosophisch – formaljuristisch...
    Aber wie siehts in der Praxis aus, im ganz normalen Leben? Wird ein skrupelloser Macht-Mensch, der sich selber ueber dem Gesetz waehnt und auch so handelt und dessen Macho-Stolz aeusserst empfindlich gebeugt wurde, nicht noch sehr viel Unheil anrichten, wenn ihm das Zurueckkommen und Weiterregieren nur ‚aus Prinzip’ erlaubt wird? Muss der hn. Koerper – um es mal bildlich auszudruecken – wirklich erstmal vor Gericht gehen, um den Eiterpickel Mel aus seinem Fleisch schneiden zu duerfen?

    Ich denke: Nein! Und das denken die meisten Honduraner ebenfalls! Zelaya hat sein wahres Gesicht gezeigt und dafuer wurde er fruehzeitig abgesetzt.- auf eine nicht ganz salonfaehige Art, zugegeben. Mit einem ‚Militaer-Putsch’ hat das aber rein GAR NICHTS zu tun. Ich moechte fast sagen im Gegenteil, denn das honduranische Militaer war Helfer des Volkeswillen! Es sitzt jetzt kein General auf dem Praesidenten-Stuhl in Tegus, sondern der Vize von Senor Zelaya.

    Und noch was
    Ungewoehnliche Probleme erfordern manchmal eben auch ungewoehnliche Loesungen - plus natuerlich den Mut diese auch durchzusetzen! Haetten diverse Voelker im letzten Jahrhundert ihre nicht geeigneten Fuehrer genauso fruehzeitig in Langzeit-Urlaub geschickt wie Honduras das mit Mel getan hat, dann waere der Welt viel Schmerz und Leid erspart geblieben!
    Und wer weiss: Vielleicht pochen die Regierungen der s.g 1.Welt und der OAS Laender – inkl. Erpressungen wie Handelssanktionen / Honduras wird fuer seine Handlungsweise vielleicht sogar hungern muessen! - nur deshalb auf der Rueckkehr von Zelaya, weil sie das honduranische Beispiel fuer sich selber fuerchten...

    Ich bin stolz auf mein kleines, grossartig mutiges Honduras!
    http://www.carookee.com/forum/Auswan...9.0.01105.html

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