Sexualunterricht auch für Muslime Pflicht

Financial Times Deutschland

von Angelika Dehmel (Berlin)

[...] Eine Studie im Auftrag der Konferenz ergab, dass sieben Prozent der muslimischen Schülerinnen nicht am gemeinsamen Schwimmunterricht von Jungen und Mädchen teilnehmen, zehn Prozent fahren zudem nicht auf Klassenfahrten mit. Schäuble hatte die Konferenz 2006 ins Leben gerufen, um die Integration der Muslime in Deutschland zu verbessern.

Die Empfehlungen der Islamkonferenz zum Umgang mit solchen Konflikten seien wegweisend. "Wir haben eine Fülle von genauen Empfehlungen bekommen", sagte Schäuble. So besteht beim Schwimmunterricht auch für muslimische Mädchen grundsätzlich Teilnahmepflicht, heißt es im Zwischenresümee. In den Empfehlungen spielt dabei die Koedukation, also der gemeinsame Unterricht von Jungen und Mädchen, eine große Rolle. Mädchen mit Beginn der Pubertät könnten im Einzelfall vom Unterricht befreit werden, wenn der Sportunterricht im Hinblick auf die religiösen Bekleidungsvorschriften zu einen Gewissenskonflikt führt.

Die Schulen sind dazu angehalten, den Sportunterricht so zu organisieren, dass es reine Mädchen- oder Jungengruppen gibt. Beim Sexualunterricht jedoch besteht kein Anspruch auf Befreiung - allerdings sollten Schulen auf "das natürliche Schamgefühl" der Kinder Rücksicht nehmen.

Der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK), Mecklenburg- Vorpommerns Minister Henry Tesch (CDU), will die Teilnahme an Sport-, Schwimm- und Sexualunterricht sowie Klassenfahrten auf die KMK-Tagesordnung im Herbst setzen. Die muslimischen Teilnehmer forderten außerdem eine gezieltere Unterstützung für Schulen mit einer hohen Anzahl muslimischer Schüler, unter anderem durch entsprechende Lehrkräfte.
Innenminister Schäuble wertet die von ihm initiierte Islamkonferenz als Erfolg
Viele Wege könnten zum Ziel eines Religionsunterrichts für muslimische Kinder führen, sagte Schäuble. Der Staat habe die Pflicht zur Ermöglichung von Bekenntnisunterricht. Solange die islamischen Organisationen die Anforderungen der Verfassung nicht erfüllten, sei Religionskunde eine Alternative. Der Innenminister sprach sich für staatliche Lehrkräfte für islamische Religion aus. Wichtig sei zudem die Einrichtung islamischer Theologie an Hochschulen. [...]

Schäuble [...] räumte aber auch ein, dass die Konferenz nicht in allen Punkten zu einer Einigung gekommen sei. So verweigerte der Islamrat dem Resümee zur inneren Sicherheit seine Unterschrift. Der Vorsitzende Ali Kizilkaya sagte, er wolle damit verhindern, dass ein Generalverdacht gegen Muslime entstehe. Islamische Organisationen sollten dem Entwurf zufolge ihre Einnahmen auch aus dem Ausland offenlegen.

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