Weil er öffentlich mit Geheimunterlagen hantierte, wäre fast eine landesweite Razzia gegen das Terror-Netzwerk El Kaida geplatzt. Jetzt zieht der Chef der britischen Anti-Terror-Einheiten Konsequenzen.

Wenige Stunden nach der überstürzt angeordneten Razzia hat Bob Quick seinen Rücktritt erklärt. Wie der Londoner Bürgermeister Boris Johnson am Donnerstag mitteilte, nahm er den Rücktritt „mit Widerstreben“ an und setzte an Quicks Stelle John Yates als Chef der Anti-Terror-Einheit von Scotland Yard ein. Die Razzia am Mittwochabend wurde gegenüber der ursprünglichen Planung vorgezogen, weil Quick am Morgen mit detaillierten Anweisungen zu dem Einsatz fotografiert worden war. Festgenommen wurden zwölf Verdächtige.

Zugriff bei Tageslicht

Fotos von den Geheimunterlagen, die Quick bei sich trug, als er vom Premierminister Gordon Brown empfangen wurde, gingen rasch um die Welt. Daher sahen sich die Fahnder gezwungen, den Einsatz mit mehreren hundert Beamten umgehend anzuordnen. Zwar hatte das Verteidigungsministerium kurzfristig noch versucht, Medien von der Veröffentlichung des Fotos abzuhalten. Weil es aber vielen Zeitungen vorlag, entschlossen sich die Ermittler zu dem ungewöhnlichen Zugriff bei Tageslicht.

Das als geheim klassifizierte Dokument trug den Titel „Operation Pathway“ und beschrieb Untersuchungen des Geheimdienstes über einen von der El Kaida geplanten Angriff. Zugleich hieß es, dass elf Festnamen geplant seien. Zehn Verdächtige seien Pakistaner, einer britischer Staatsbürger.

„Gezielt auf seinen Kopf gezielt“

Innenministerin Jacqui Smith sagte, der Einsatz sei zwar „erfolgreich“ verlaufen, Quick habe aber gemerkt, dass seine Position „nicht zu halten war“. In den fotografierten Geheimunterlagen wurden elf Verdächtige aufgelistet, von denen zehn pakistanischer Herkunft sind und sich mit Studentenvisa in Großbritannien aufhalten. Der elfte Gesuchte ist demnach britischer Herkunft.

Bei der Razzia wurden nach offiziellen Angaben acht Gebäude in Merseyside, Manchester und Lancashire sowie an der Universität Liverpool durchsucht. Dabei spielten sich dramatische Szenen ab. Ein Student von der Universität Liverpool beobachtete, wie ein junger Verdächtiger am Boden lag und ein Polizist „anscheinend mit einer Schusswaffe direkt auf seinen Kopf zielte“. Nach Informationen der Londoner „Times“ ergaben die Ermittlungen vor dem Einsatz, dass auf einen Nachtclub und ein Einkaufszentrum in Manchester Anschläge verübt werden sollten.

Seit zwei Jahren „ernste“ Gefahr

Mit offizielle Angaben zu den Hintergründen der Razzien hielt sich die Polizei am Donnerstag weiter zurück. Die Verdächtigen wurden noch befragt. Nach unbestätigten Medienangaben hatten die Männer möglicherweise einen Nachtclub und ein Einkaufszentrum in Manchester als Ziel eines Anschlags im Auge, auch wenn die Tat wohl nicht unmittelbar bevorstand.

Die britischen Sicherheitskräfte lösten bereits mehrfach Terror-Fahndungen aus, seit im Juli 2005 bei Anschlägen in London 56 Menschen ums Leben kamen. Im Juni 2007 wurden in London und Glasgow Anschläge vereitelt. In Großbritannien wird die Terrorgefahr seit knapp zwei Jahren als „ernst“ eingestuft. Das bedeutet, dass Terroranschläge in der Zukunft sehr wahrscheinlich sind, aber nicht unmittelbar bevorstehen.


Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/...id_388707.html


Ich sage nur ..echt peinlich!!