Oberstenfeld - Die Proteste in Oberstenfeld halten an, auch nach dem Verzicht der türkisch-islamischen Gemeinde auf das fast 18 Meter hohe Minarett. Der geplante Moscheebau entzweit die Bürgerschaft. Wie sieht es in anderen Kommunen aus? Eppingen berichtet von guten Erfahrungen mit der muslimischen Glaubensgemeinschaft. In Neckarsulm hatte der Kreisvorstand der Jungen Union Bedenken wegen Minarett und „Internat“. Die Moschee wird im Herbst fertig.
Koexistenz
Ursprünglich war das Minarett der Fatih-Moschee in der Heilbronner Goppeltstraße höher geplant als der Kirchturm der evangelischen Kirche - nur ein Steinwurf von den muslimischen Gebetsräumen entfernt. Die islamische Gemeinde speckte die Pläne nach Protesten der Protestanten ab. Nun ist das Minarett der größten Moschee in Heilbronn niedriger. Die vielen Jahre der Nachbarschaft mit der jetzt griechisch-orthodoxen Gemeinde, die das evangelische Gotteshaus kaufte, kann man als friedliche Koexistenz beschreiben. Ein Problem ist rund um die Fatih-Moschee bis heute ungelöst: „Das Parkplatzproblem“, sagt Rathaussprecher Christian Britzke. Viele Brummis mit ausländischem Kennzeichen blockieren Stellplätze. Das führt zu brenzligen Situation, wenn die Kinder aus dem evangelischen Kindergarten in der Goppeltstraße nach Hause gehen.
Schritt zurück
„Wir haben einen Schritt zurück gemacht, damit es Frieden gibt“, sagt Mustafa Kodal, Vorsitzender der türkisch-islamischen Union in Oberstenfeld - also kein Turm. „Ich habe gespürt, das Minarett ist der Stachel im Fleisch“, so beschreibt Bürgermeister Reinhard Rosner die aufgewühlte Stimmung im Ort. Verschärft durch Flugblätter der christlichen Gruppierung „Herberge“ und Verlautbarungen der Jungen Union Bottwartal zur vermeintlichen „Großmoschee“.
1996 flammten auch Diskussionen in Eppingen über die Höhe des Minaretts der türkisch-islamischen Gemeinde auf. Der Rat erlaubte 18 Meter. Seit 1998 beten bis zu 1000 Muslime in der Mevlana-Moschee. Sönke Brenner, Pressesprecher der Stadt, berichtet von einer guten Zusammenarbeit: „Die haben sich sehr gut integriert.“ Positiv stellt Brenner Feste wie das Fastenbrechen heraus: „Sie öffnen sich wirklich.“ Moschee-Sprecher Murat Lekesiz ist zufrieden: „Wir haben einen guten Kontakt zur Stadt.“
Erst die Junge Union hatte nach Ansicht von Neckarsulms Pressesprecher Andreas Bracht 2006 den Moscheebau in Frage gestellt, nicht die Bürger. Der damalige OB Volker Blust giftete: „Stimmungsmache“. Derzeit ist das rund sechs Millionen Euro teure Glaubenszentrum mit dem nicht begehbaren Minarett in Bau. Es gebe keine kontroversen Diskussionen mehr, so Bracht.
Integration
„Wir setzen voll auf Integration“, sagt Gundelsheims Bürgermeisterin Heike Schokatz über die gute Beziehung zum türkischen Kulturverein. Seit 2006 wird das neue türkisch-islamische Kulturhaus genutzt. Der Verein lade Gäste zum Fastenbrechen ein, sei beim Stadtfest präsent, veranstalte einen Tag der offenen Tür.
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