O die ihr glaubt, gehorchet Allah und gehorchet dem Gesandten und denen, die Befehlsgewalt unter euch haben", so heißt es im Koran.
Meine Badezimmerlektüre mit dem Titel Mohammed beschäftigt sich mit diejenigen, die "Befehlsgehalt unter euch haben", oder wie es im Buch betitelt ist: "Die 'Inhaber der Befehlsgewalt'"

Die Sure 5 gehört zu demjenigen Teil des Korans, der in Medina geschrieben wurde.

Hans Jansen führt Beispiele von Ibn Ishaq auf und sagt, dass es die Aufforderung zur Gehorsam Gott und Mohammed gegenüber eine übliche Aufforderung war, die häufig wiederholt wurde:

Dagegen gibt es in einem Punkt einen merkwürdigen Unterschied. In der Vereinbarung von Medina [Ibn Ishaqs Haditherzählung] wird Gehorsam gegen Gott und Mohammed verlangt. Der Koran indes spircht zwar vom Gehorsam gegenüber Gott und seinem Gesandten (also Mohammed), fordert aber zudem Gehorsam gegenüber den "Inhabern der Befehlsgewalt", den sogenannten ulu al-amr minkum (Sure 4,59). Sowohl Kramers als auch Leemhuis übersetzen diesen Ausdruck mit "Obrigkeit". Es ist nicht klar, auf welche Obrigkeit der Koran mit diesen Worten verweist.

Die ägyptische Autorin Nawal al-Sa'dawi (geboren 1932) berichtet, sie habe in der Schule gelernt, dass mit diesen Worten ihre Eltern gemeint seien. Schon möglich. Aber offenbar hatte sich in der Zeit zwischen der Festlegung der Konstitution [Vereinbarung von Medina] und derjenigen dieser Koranverse etwas geändert. Es war eine Instanz hinzugekommen: die Inhaber der Befehlsgewalt.

Die Formel, die in der Vereinbarung verwendet wurde, "bei Meinungsverschiedenheiten Gehorsam gegenüber Gott und Mohammed", machte Mohammed faktisch zum absoluten Herrscher über Medina. (Seite 229-230)
Mohammed hätte nie "die Inhaber der Befehlsgewalt" von sich aus eingefügt, denn das wäre gegen sein eigenes Interesse gewesen. Viele Skeptiker verstanden diesen Vers nur so, dass auch nach Mohammeds Tod an den Koran gearbeitet wurde. Die Frage ist nur, wer. Jansen sagt, dass es sicher nicht die Kalifen waren, denn sie hätten nicht die Mehrzahl verwendet. Darüber hinaus hatten die Kalifen solche Korrekturen nicht nötig, denn sie hatten die Befehlsgewalt über die Heere. Er vermutet, dass die Urheber dieser Zeile eher die Rechts- und Schriftgelehrten waren, irgendwann zwischen 800 und 850.

Deshalb richtet sich der Verdacht auch eher auf die Schriftgelehrten. Suchten diese nach Befehlsgewalt? Es ist anzunehmen. Zudem waren (und sind) die islamischen Schriftsgelehrten eine Gemeinschaft, die von sich immer im Plural spricht und die im Prinzip unabhängig ist. Fortlaufend benötigten sie Argumente, um ihre öffentliche Autorität zu legitimieren.(Seite 231)

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