Behörde versucht Migrantenkinder mit Bußgeldern zum Schwimmunterricht zu zwingen - Doch diese zeigen nicht immer Wirkung

Für die meisten Hamburger Schüler ist es bloßer Sport oder ein harmloser Ausflug in der Klassengemeinschaft. Doch manche strenggläubige Muslime sehen ihre religiösen Vorstellungen verletzt, wenn sie ihre Töchter zum Schulschwimmen oder auf Klassenfahrt schicken sollen. An Schulen mit vielen Kindern aus muslimischen Familien gibt es darum regelmäßig Streit. Dabei ist die Rechtslage eigentlich klar: Die Teilnahme am Schulschwimmen und an Klassenfahrten gehört laut Schulgesetz zur Schulpflicht und muss von den Schulen durchgesetzt werden. Dennoch weigern sich immer wieder Eltern, ihre Kinder mitzuschicken. Mittlerweile verhängt die Hamburger Schulbehörde sogar Zwangsgelder, um die Teilnahme der Kinder zu erzwingen. Doch diese zeigen nicht immer Wirkung.
An der Fritz-Köhne-Schule in Rothenburgsort ist das Problem bekannt. Regelmäßig kommt es hier vor, dass Eltern ihren Kindern die Teilnahme am Schwimmunterricht oder der Klassenfahrt verbieten. "Von 40 Schülern gibt es drei oder vier, bei denen man nachfassen muss", sagt Schulleiter Ingo Wulf. Er führt Gespräche, spricht Ermahnungen aus und gibt den Fall, wenn nichts fruchtet, an die Rechtsabteilung der Schulbehörde weiter. So war es auch bei der afghanischen Familie, die sich vor einem Jahr weigerte, die achtjährige Tochter am Schwimmen teilhaben zu lassen. Schließlich wurde ein Zwangsgeld von 250 Euro verhängt. Am Schwimmunterricht nahm das Mädchen trotzdem nicht teil. Ob das Zwangsgeld bezahlt wurde, weiß Wulf nicht, denn er erhielt keine Rückmeldung.
Bleibenden Eindruck hinterließ die Geldbuße jedenfalls nicht. Denn seit kurzem steht erneut Schwimmen auf dem Lehrplan, und die Eltern weigern sich abermals, die mittlerweile Neunjährige mitzuschicken. Die Mutter hat deutlich gemacht, dass sie nicht kompromissbereit ist - zur Not nehme sie eine Geldbuße in Kauf. Sie erklärte dem Schulleiter die deutschen Besatzer in Afghanistan passten sich der dortigen Kultur auch nicht an. "Eine Nachdenklichkeit erzeugt man da nicht", sagt Wulf. Nun wird wieder die Rechtsabteilung aktiv.
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