Schwuler Muslim auf
Woke-Festival unerwünscht!
Erst Ausladung per Finte, dann öffentliche Diffamierung +++ „Soura Film Festival“ wird mit Steuergeldern gefördert
Irritation über Berliner Film-Festival.
Das Berliner „Soura Film Festival“ will einen sogenannten Safe Space, also einen „sicheren Raum“, für Homosexuelle, Frauen und Migranten schaffen – trickste aber, damit ein schwuler Muslim fernbleibt. Schlimmer: Seine Organisation wurde auf dem Festival verunglimpft.
Offenbarer Grund: Tugay Saraç (24) arbeitet für die Frauenrechtlerin Seyran Ateş (58), die sich gegen Islamismus einsetzt.
Auf dem Filmfestival sollte am Freitagabend die Dokumentation „Seyran Ateş: Sex, Revolution and Islam“ gezeigt werden, in der die Entstehung der von Ateş gegründeten Ibn-Rushd-Goethe-Moschee gezeigt wird.
Die Moschee ist eine der ersten weltweit, in der Männer und Frauen nebeneinander beten können, kein Kopftuchzwang herrscht und in der Homosexuelle sowie Queers willkommen sind. Saraç sollte anschließend mit dem Publikum über den Film und den liberalen Islam diskutieren.
Doch daraus wurde nichts.
Denn: Der Student wurde per Quasi-Ausladung gewarnt, es gebe „Beschwerden“ und „Drohungen“ gegen ihn und Ateş’ Organisation (Schriftverkehr liegt BILD vor).
Da Ateş regelmäßig wegen Anfeindungen von Islamisten unter Polizeischutz steht, ging der Student davon aus, dass seine Sicherheit gefährdet sei – und sagte seine Teilnahme ab.
Doch das stimmte so nicht.
„Drohungen“ kamen von Sponsoren, nicht von Islamisten
Der Hintergrund war ein anderer. Erst auf Nachfrage – und nachdem der Film schon angelaufen war – gab ein Mitarbeiter des Festivals zu, dass die Drohungen nicht von Islamisten geäußert worden waren, sondern von Sponsoren des Kulturzentrums Oyoun, in dem das Festival stattfindet. Man habe Angst, dass Oyoun seine Sponsoren verliere, wenn Saraç auf die Bühne komme, hieß es.
Es fließen Fördergelder des Berliner Senats
Brisant: Das Oyoun ist eine Einrichtung des Berliner Senats und wurde im Jahr 2021 mit 940 000 Euro unterstützt. Das Soura Film Festival wurde für die Jahre 2021 und 2022 mit 42 000 Euro aus öffentlichen Mitteln finanziert.
Doch damit nicht genug.
Während Saraç in dem Glauben gelassen wurde, dass er von Islamisten bedroht wird, lasen die Festivalbetreiber vor der Filmvorführung eine Stellungnahme vor, in der die Organisatoren die Feministin Seyran Ateş als „islamophob“ diffamierten.
Diffamierung mit dem Vorwurf der „Islamophobie“
Zuschauer Nico W. saß an besagtem Abend im Publikum und erzählt auf BILD-Anfrage: „Eine Frau kam vor der Filmvorführung auf die Bühne und las im Namen der Kulturorganisation Oyoun und dem Festival eine schriftliche Stellungnahme vor. Man sei zwar solidarisch im Kampf um die Rechte von Frauen und LGBTQs innerhalb des Islam, wolle sich aber von den islamophoben Ansichten von Seyran Ateş distanzieren und ihr keine Plattform geben. Deswegen habe man die Diskussion mit Tugay Saraç abgesagt.“
Der Dokumentarfilm „Seyran Ateş: Sex, Revolution and Islam“ wurde trotzdem auf dem Festival gezeigt. Nicht nur das: Auf Social Media schmückten sich die Veranstalter sogar damit, dass die Vorstellung ausverkauft war.
Tugay Saraç ist von den Vorgängen schockiert. Auf BILD-Anfrage sagte er: „Wir wurden vom Festival ferngehalten, nur damit Oyoun und das Soura Film Fest ungestört unsere Namen in den Schmutz ziehen können. So funktioniert keine kritische und kontroverse Debatte in einer demokratischen Gesellschaft. Mit dem Vorwurf der ,Islamophobie‘, der im Statement geäußert wurde, schmeißen die Veranstalter uns, genau wie es auch Radikale tun, aus dem Islam raus. Das nehmen wir als Muslime und Musliminnen nicht hin.“
Oyoun bestreitet Drohungen, bereut Filmaufführung
Auf BILD-Anfrage hieß es von Oyoun, dass es keine Drohungen gegeben habe. Zu dem fragwürdigen Umgang mit dem jungen Muslim wollte sich die Kultureinrichtung nicht äußern. Stattdessen verweist die Kultureinrichtungen auf eine Stellungnahme, die von dem Festival und Oyoun am Montag veröffentlicht wurde.
▶︎ Man bedaure es, „dass es letztendlich zu der Vorführung des Films kam“, da man einer „einseitigen Darstellung kein Sprachrohr leihen“ wolle. Die Stellungnahme, in der Ateş als „islamophob“ bezeichnet wurde, sei nötig gewesen, um die Vorführung zu „kontextualisieren“ und sich von Ateş zu distanzieren.
Denn: Die liberale Muslimin habe eine Einladung der österreichischen Partei FPÖ angenommen und setze sich für ein Kopftuchverbot ein, was nicht mit dem „Weltbild von Offenheit, Demokratie, Glaubensfreiheit und Gleichstellung“ der Organisationen zusammenpasse. Man setze sich „für eine antirassistische, intersektionale und inklusive Gesellschaft ein“.
Ateş: Billig, mich als rechts zu erklären
Brisant: Der Stellungnahme fügten die Veranstalter eine Liste mit Zeitungsartikeln und Publikationen hinzu, in denen Ateş als „islamophob“ diffamiert wird. Darunter befindet sich ein „Fact Sheet“ der Bridge Initiative der Georgetown University. Die Initiative steht in der Kritik, da sie Islam-Kritiker, Wissenschaftler und säkulare Muslime, die sich gegen muslimischen Extremismus aussprechen, als rechtsextrem brandmarkt.
Ateş sagt zu BILD: „Erdogan hat unsere Moschee und mich zu Gülen-Anhängern erklärt, weil ich vor Gülen-Leuten Vorträge gehalten und einen Preis akzeptiert habe. Man hat mich zur PKK-Anhängerin erklärt, weil ich mich für die Sache der Kurden einsetze. Die Al-Azhar-Fatwa-Behörde hat uns zu Nicht-Muslimen erklärt, ebenso haben die Mullahs des IZH eine Presseerklärung herausgegeben, dass wir Islamfeinde sind. Es ist mehr als billig, wenn mich Leute aus einem linken Spektrum wegen eines Vortrags über den ,politischen Islam‘ vor der FPÖ-Akademie zu einer rechten Person erklären.“
Ateş: „Ich bin Muslimin und habe das Recht, mich zu einer Kleiderordnung innerhalb meiner Religion kritisch zu äußern. Das tue ich, weil ich meine Religion liebe und sie für liberal und plural genug halte, dass sie Pluralität und Diversität aushält.“
Der Berliner Senat wollte sich auf BILD-Anfrage zur Kultureinrichtung nicht äußern, da sie „in ihrer Programmatik grundsätzlich frei“ seien und „eigenständig agieren“.
https://www.bild.de/politik/inland/p...9586.bild.html