Baerbock beginnt mit der Behauptung, sie käme aus Brandenburg – absurderweise als "Region um Berlin" bezeichnet. Vielleicht kannte sie nicht den englischen Begriff für Bundesland (federal state).
Tatsächlich stammt die 40-jährige Politikerin aus "einem Dorf in der Nähe von Hannover". Erst 2005 zog sie nach Potsdam und trat dort den Grünen bei. Vielleicht meinte sie mit "ich komme aus" ("I come from"), woher sie am Tag selbst angereist ist.
"Mein Großvater kämpfte dort im Winter 1945 an diesem Fluss, an dieser Grenze."
An diesem Satz sind mehrere Punkte fragwürdig. Baerbock bezieht sich auf die Grenze zwischen den Städten Frankfurt/Oder und Słubice (Polen). Die Rote Armee begann am 16. April 1945 den Angriff auf Frankfurt/Oder – der Beginn der Schlacht um die Seelower Höhen. Das war demnach im Frühling 1945. Oder soll Baerbocks Großvater im "Winter 1945" dort gekämpft haben, sprich ab Dezember 1945 – als Werwolf oder Saboteur?
Die Grünen-Politikerin formuliert explizit, ihr Großvater habe "an diesem Fluss, an dieser Grenze" gekämpft. Allerdings markierte die Oder bis zum Kriegsende 1945 keineswegs eine Grenze, sondern floss durch Frankfurt/Oder innerhalb der Mark Brandenburg. Verbindlich wurde die Oder als Grenze zwischen der sowjetischen Besatzungszone in Deutschland erst durch das Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945. Völkerrechtlich anerkannt wurde der Grenzverlauf entlang der Oder-Neiße-Grenze zwischen der DDR und der VR Polen im Görlitzer Abkommen vom 6. Juli 1950. Die BRD erkannte diesen Grenzverlauf erst mit dem Warschauer Vertrag am 7. Dezember 1970 gegenüber der VR Polen an. Durch aufmerksamen Geschichtsunterricht oder Wikipedia hätte so ein Bock nicht geschossen werden können......."Die Wiedervereinigung Europas"?
"… als der Außenminister Joschka Fischer und sein polnischer Amtskollege erneut die Wiedervereinigung Europas feierten."
Hier wird man stutzig. Nicht nur, dass Fischer und Cimoszewicz anscheinend "erneut" gefeiert haben – das mögen sie vielleicht schon viele Mal gemacht haben, vielleicht auch aus demselben Anlass. Aber was soll die "Wiedervereinigung Europas" sein? "Wieder" impliziert eine bereits bestehende Vereinigung, die danach getrennt wurde, um auf ein Neues besiegelt zu werden. Es soll laut Baerbock also a) bereits eine Einigung Europas gegeben haben; b) soll diese nach einer Trennung "wieder" geschlossen worden sein, sodass die beiden Außenminister diesen Anlass für eine Sause nutzen konnten.
Man könnte schon staunen über die Kategorie Europa und wie dieser Kontinent, dessen politischen und geographischen Grenzen keineswegs konsensfähig sind in den öffentlichen Diskursen, wohl vereint werden konnte. Die Römer haben es einst versucht, genauso Napoleon und auch die deutschen Faschisten hatten einen Plan zur Neuordnung des europäischen Kontinents – Vorläufer dessen waren die Pläne des Wilhelminischen Reichs für ein deutschgeprägtes "Mitteleuropa". Baerbock wird sich doch nicht auf eines dieser Konzepte berufen – zumal all diese letztlich gescheitert sind und wohl kaum von einer "Wiedervereinigung" die Rede sein könnte?.......Ohne Hitlers Schnurrbart und ohne Baerbocks Großvater, der für das Großdeutsche Reich kämpfte, hätte es keine EU gegeben.......In jedem anderen Fall müsste man dezidiert argumentieren, wie genau Baerbocks Großvater beigetragen haben soll, ein Europa "in Frieden" und "auch in Freundschaft" zu ermöglichen. An anderer Stelle berichtete die Grünen-Politikerin wie ebendieser Großvater sich laut Welt "im September 1939 als Wehrmachtsoldat aus ganz anderen Gründen Polen näherte". Er hat also von Beginn an den Angriffskrieg des faschistischen Deutschlands mitgetragen zur Unterwerfung Europas unter die deutsche Herrschaft, zur Versklavung und Vernichtung der slawischen Völker. Glaubt man Baerbocks Darstellung hat ebendieser Großvater noch im Winter 1945 für Hitlers Reich gekämpft – bis zum Endsieg oder Untergang.
Bei allem Schmunzeln der Grünen-Parteivorsitzenden und womöglich wohlwollender Erinnerung – die Wehrmacht, inklusive des Baerbock-Großvaters, machte keinen freundschaftlichen Ausflug nach Polen. Sie wurden zum Morden geschickt. Und auch an besagter Brücke stand Opa Baerbock nicht nur als stiller Zeuge der Geschichte, sondern sollte möglichst viele Sowjetsoldaten erschießen, darunter auch Europäer wie Russen, Ukrainer, Letten, Litauer, Esten, Weißrussen. Wie sollen diese Handlungen des Großvaters dazu beigetragen haben, Frieden und Freundschaft in Europa zu fördern? Auf wessen Schultern sieht sich die Grünen-Kanzlerkandidatin?....
https://de.rt.com/meinung/117986-bae...o%C3%9Fvaters/