Schwangere Freundin (20) ermordet, weil sie weiß ist?
Täter (21) musste seiner Mutter schwören, dass er keine weißen Frauen trifft
Neben ihrem Bett stand bereits ein fertiges kleines Babybettchen. Saga aus Örebro (Schweden) war im siebten Monat schwanger und freute sich so auf die Geburt ihres Sohnes. Die sollte sie jedoch nie erleben, nie ihr Kind kennenlernen. Der damals 21-jährige Vater ihres Kindes erwürgte sie. Der wahrscheinliche Grund: Seine Mutter lehnte sie als „Weiße“ ab. In einer SMS an ihrem Sohn heißt es: „Du bist nicht mehr mein Sohn.“ Saga wurde nur 20 Jahre alt.
Der Prozess gegen den heute 22-jährigen mutmaßlichen Täter begann am Mittwoch vor dem Amtsgericht in Örebro. Schon am ersten Prozesstag wurden unfassbare Einzelheiten bekannt.
21-Jähriger führte Doppelleben
Saga und der 21-Jährige hatten sich verliebt, Saga wurde schwanger. Der Kindsvater hatte jedoch ein Problem: Seine Eltern lehnten voreheliche Beziehungen völlig ab.
Außerdem sollte er mit nicht-muslimischen Frauen überhaupt nichts zu tun haben. Deshalb bettelte der Mann seine Freundin um eine Abtreibung an. Die gläubige Christin lehnte ab. Sie freute sich auf ihr Baby und bot ihm sogar an, das Kind allein großzuziehen.
Staatsanwältin Elisabeth Anderson vor Gericht:
„Untersuchungen haben gezeigt, dass er damals googelte. Es gab Suchbegriffe wie ‚kann ein ungeborenes Kind durch Tritte sterben?‘ oder ‚stirbt ein Embryo durch Gewalt?‘“
Die somalische Mutter des Kindsvaters war sehr streng mit ihrem Sohn. So musste er immer wieder bei Gott schwören, dass er „keine weißen Frauen“ trifft. Er schwor – und machte dennoch, was er wollte. Er führte ein regelrechtes Doppelleben.
Zu Hause war er der brave Muslim, unterwegs der lebenslustige junge Mann mit Freundinnen.
Saga erkannte sein Dilemma und wollte mit ihm brechen. Er sollte sich nicht um das Kind kümmern müssen. Aber auch das wollte er nicht – im Gegenteil. Er blieb bei Saga, schmiedete sogar Zukunftspläne mit ihr. Er wollte bei ihr einziehen und mit ihr eine „richtige Familie“ gründen.
Seine strenge Mutter hatte jedoch ihre Ahnungen. Einmal schrieb ihr ein Bekannter, dass das Auto ihres Sohnes vor Sagas Haus geparkt sei. Sie schickte ihrem Sohn umgehend eine SMS: „Komm sofort nach Haus. Oder du bist nicht mehr mein Sohn! Ich bin Muslima und Somali.“
In einer anderen SMS schrieb sie ihrem Sohn „Hör auf, mit nagaha cadaanka herumzuhängen.“ „Nagaha Cadaanka“ ist der somalische Begriff für „weiße Frauen“. Sie benutzte diesen Begriff, obwohl die übrige Kommunikation auf Schwedisch verlief.
Sagas letzte SMS: „Das Baby spricht mit mir“
Am 28. April wollte er seiner Familie endlich reinen Wein einschenken, denn in der Woche darauf wollte er bei Saga einziehen. Er hatte Angst, aber Saga schrieb ihm: „Liebling, sie werden dich lieben, egal, was du tust. Du bist doch ihr Sohn.“ Und etwas später: „Es wird schon gut gehen, Babe.“ Er antworte nicht mehr.
Kurz nach Mitternacht schrieb Saga noch einmal: „Babe, warum antwortest du nicht?“
Am 29. April, es war 18 Minuten nach Mitternacht, dann die allerletzte SMS von Saga: „Das Baby spricht mit mir!“
► Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass der junge Mann nur wenige Minuten später in die Wohnung kam und Saga mit der Stromleitung ihrer Nachttischlampe erwürgte. Dann verließ er die Wohnung wieder. Als Saga an diesem Tag auf keine Nachrichten antwortete, kam ihre Mutter und schaute nach. Sie fand die Leiche ihrer hochschwangeren Tochter auf dem Boden nahe dem Kinderbettchen.
Die Obduktion zeigte, dass das ungeborene Kind – ein Junge – bereits 44 cm groß war und 1,7 Kilogramm wog.
Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass es sich bei der Tat um einen Mord handelt, mit dem der 21-Jährige seine „Ehre“ wiederherstellen wollte. Ob das juristisch haltbar ist, wird der Prozess zeigen. So hat die Mutter des Täters zwar angedroht, die Verbindung mit ihm abzubrechen, ihn aber nie zu dieser Tat aufgefordert. Stattdessen sollte er zu einem „Erziehungsurlaub“ nach Somalia geschickt werden.
Staatsanwältin Elisabeth Anderson: „Es gibt keine Beweise dafür, dass sie direkt darum gebeten haben, Saga zu töten. Er erzählte seiner Familie nie von Saga oder dem Baby. Aber der mutmaßliche Täter wuchs mit einer Ehrennorm auf, und ihm wurde gesagt, dass es für ihn nicht in Ordnung sei, eine weiße Frau zu treffen. Er soll eine Frau aus der gleichen Kultur treffen. Wenn er das nicht tue, würde man ihn aus der Familie ausschließen.“
Der Angeklagte weist alle Anschuldigungen zurück. „Ich habe sie geliebt. Ich hätte das nie getan.“ Allerdings sprechen alle Beweise gegen ihn. So fand man DNS-Spuren unter Sagas Fingernägel und keine einzige fremde DNS in Sagas Wohnung.
Sagas Familie weinend im Gericht
Sagas Angehörige waren am ersten Prozesstag anwesend. Immer wieder hörte man die Mutter weinen und schluchzen. Die Familie will, dass Sagas Foto öffentlich gezeigt wird, sie soll kein anonymes Opfer sein und mehr als eine „weitere Ziffer in der Statistik.“ Die Öffentlichkeit soll wissen, was für ein Mensch Saga war.
Sagas Vater: „Sie war sehr ruhig und sehr lieb. Sie sprach nicht viel und ging gerne in die Kirche. Sie trug immer eine kleine Goldkette mit einem Kreuz. Saga hatte wenige, aber sehr enge Freunde. Und eine große Familie.“
Es ist eine Prozessdauer von zwei Monaten eingeplant.
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