So professionell schlagen Linksextreme zu
LKA besorgt über Zunahme von Gewalttaten in Sachsen
Dresden/Leipzig – Sachsen gilt als Hochburg Rechtsextremer. Doch beim Linksextremismus hat Leipzig in einigen Bereichen laut Experten inzwischen Zentren wie Berlin und Hamburg den Rang abgelaufen.
2020 wurden linksextremen Gewalttätern 231 Straftaten zugeordnet, rechtsextremen 75. „Linke Gewalt gibt es inzwischen drei Mal mehr. Das ist eine schlechte Entwicklung“, sagt Dirk Münster, Leiter des Polizeilichen Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrums. Dass die rechte Szene immer besser unter Kontrolle geraten ist, führt er vor allem auf den hohen Verfolgungsdruck der vergangenen Jahre zurück.
Die Vorgehensweise der Linksextremen
Die Attacken laufen meist filmreif ab. In der Regel besteht ein Kommando linksextremer Gewalttäter aus fünf Leuten. „Einer sichert, einer hält die Stoppuhr, einer führt das Kommando, und der Rest schlägt zu oder wirft die Brandsätze“, so Münster. Alles dauert nur ein paar Minuten. Und nachher ist die Spurenlage nicht gerade üppig.
Münster spricht von einem „lernenden Organismus“. „Sie werten unser Vorgehen und die Ermittlungsakten aus, versuchen eigene Fehler nicht noch einmal zu machen.“ Da gebe es Jurastudenten, die Akten lesen, und Leute, die technische Möglichkeiten der Polizei bei den Ermittlungen analysieren. Inzwischen werde am Tatort eine Art Chlorflüssigkeit versprüht, um DNA-Spuren und Geruchsspuren zu vernichten. Dann habe man bei der Spurensuche nur schlechte Karten.
„Sie schauen sich genau an, wie unser Einsatz gelaufen ist, und richten sich danach. Da werden regelrechte Arbeitszirkel gebildet. Das Vorgehen ist professionell“, schätzt der Leitende Kriminaldirektor ein. Auch wenn das Hauptaugenmerk weiter auf dem Rechtsextremismus im Freistaat liegt, sind die Experten im Landeskriminalamt beunruhigt. Die Dynamik bei Gewalttaten „politisch motivierter Kriminalität links“ - so die offizielle Bezeichnung - nimmt zu.
Politisch motivierte Gewaltdelikte stiegen im vergangen Jahr um 76 Prozent (2020: 366 Fälle, 2019: 208 Fälle). Mehr als die Hälfte dieser Fälle (63 Prozent) entfallen dabei auf linksextreme Hintergründe. Hier wurden u.a. auch zwei versuchte Tötungsdelikte erfasst.
So prügelte in der Silvesternacht 2019/2020 ein dunkel gekleideter Mob auf drei Polizisten ein. Es kam zu Tritten gegen die Köpfe zweier Beamter.
Täterprofil: jung, männlich, gebildet
Dirk Münster fasst das Durchschnittsprofil linksextremer Gewalttäter so zusammen: Männer zwischen 20 und 30 Jahren, gebildet, oft studentisches Milieu. Dass der Generalbundesanwalt in Karlsruhe gegen eine Studentin Lina E. aus Leipzig Anklage erhoben hat, falle ein wenig aus dem Rahmen.
Sie soll als Kopf einer Gruppe gezielt Akteure der rechtsextremen Szene überfallen und zusammengeschlagen haben. Vier Tatverdächtige sollen sich nun vor Gericht verantworten. Der Studentin wird konkret Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung, gemeinschaftliche, gefährliche Körperverletzung in vier Fällen, besonders schwerer Landfriedensbruchs, räuberischer Diebstahl, Sachbeschädigung und Urkundenfälschung vorgeworfen.
Trotz wachsender Fallzahlen will das LKA das Thema Linksextremismus nicht dramatisieren. Im sächsischen Verfassungsschutzbericht von 2019 wird die Szene auf 760 Leute beziffert, 415 gelten als gewaltbereit. Gegenüber den Vorjahren sind die Zahlen leicht rückläufig. „Anfangs standen wir wie vor einer Wand. Heute haben wir einen besseren Blick auf die Personen, die potenziell als Straftäter in Frage kommen“, berichtet Münster.....https://www.bild.de/regional/leipzig...1904.bild.html