WZB-Studie
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Muslime und Schwarze auf dem Arbeitsmarkt am stärksten benachteiligt
Eine Studie zeigt, wie stark die Diskriminierung bei der Jobsuche je nach Herkunft variiert. Entscheidend sei die von Arbeitgebern wahrgenommene "kulturelle Distanz".
Auf dem deutschen Arbeitsmarkt werden Bewerberinnen und Bewerber mit muslimischen oder afrikanischen Wurzeln stark benachteiligt – auch wenn sie in Deutschland geboren sind. Das geht aus einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) hervor.
Demnach hängt die Diskriminierung bei der Jobsuche vor allem vom Herkunftsland der Bewerber und ihrer Vorfahren ab. Menschen, deren Eltern aus europäischen oder ostasiatischen Ländern stammten, würden kaum benachteiligt. Dagegen hätten Menschen mit Wurzeln in Afrika oder in muslimischen Staaten deutlich schlechtere Chancen.
Nach eigenen Angaben verschickte das Forscherteam für die Erhebung zwischen 2014 und 2016 mehr als 6.000 fiktive Bewerbungen auf reale Stellenausschreibungen in acht Ausbildungsberufen. Variiert wurden in den Bewerbungen das Herkunftsland, das äußere Erscheinungsbild und die Religionszugehörigkeit, aber auch Merkmale wie Geschlecht oder Notendurchschnitt.
Spanier mit leichtem Vorteil
Bei gleicher Qualifikation seien 51 Prozent der Bewerbungen von Menschen mit Migrationshintergrund positiv beantwortet worden, bei Bewerberinnen und Bewerbern ohne Migrationshintergrund 60 Prozent. Die Erkenntnisse der Studie erlaubten den Schluss, dass Bewerber aus manchen Herkunftsländern erheblicher Arbeitsmarktdiskriminierung ausgesetzt seien. Die Chancen anderer Gruppen würden sich dagegen nicht wesentlich von denen der Bewerber ohne Migrationshintergrund unterscheiden: Spanische Bewerberinnen oder Bewerber würden bei der Jobvergabe gegenüber Kandidaten aus Deutschland sogar bevorzugt.
Als Hauptgrund für die Diskriminierung nennen die Autorinnen und Autoren der Studie kulturelle Distanz: Arbeitgeber würden ihre Entscheidungen weniger auf Unterschiede in der Qualifikation stützen als auf Werte, die sie mit der zugehörigen Gruppe des Bewerbers verbänden. Bewerber mit Migrationshintergrund würden nur dann benachteiligt, wenn die kulturellen Werte der Menschen im Herkunftsland stark von Wertvorstellungen in Deutschland abwichen. Auch die Diskriminierung von Schwarzen und Muslimen lasse sich über diese Wertunterschiede erklären.
"Unsere Befunde zeigen, dass es vor allem die kulturelle Dimension der Einwanderung ist, die Ungleichheiten erzeugt", erklärten die Autoren Ruud Koopmans, Susanne Veit und Ruta Yemane. "Insbesondere in Zeiten des demografischen Wandels, in denen Unternehmen händeringend nach Fachkräften und Auszubildenden suchen, sollte es aber im Interesse aller sein, das Potenzial an qualifizierten Bewerbern in Deutschland voll auszuschöpfen und allen Menschen eine faire Chance auf einen Arbeitsplatz zu geben – unabhängig davon, welchen Namen sie tragen und ob ihre Eltern einst aus einem anderen Land zugewandert sind."
https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-...slime-jobsuche