Eigentlich ist in Cottbus ja alles in Ordnung. Es gibt sogar einen syrischen Arzt, der mit Sprachprüfungen in Deutschland anerkannt wurde und in Cottbus arbeitet.
Zitat:
Bis vor drei Wochen war alles gut
Eine ganz normale Stadt: Blick auf die Spremberger Straße, eine Fußgängerpromenade in Cottbus. Viele Einwohner beschwören ihre Nachbarn, sich von einzelnen Gewaltvorfällen nicht verunsichern zu lassen. Sie hoffen auf eine schnelle Rückkehr zum guten Miteinander.
Zitat:
Cottbus (MOZ) Einige wenige Gewaltvorfälle, aber größtmögliche Unruhe – in Cottbus ist seit etwa drei Wochen nichts mehr, wie es war. Bewohner appellieren an ihre Nachbarn, aber auch an Leute von außerhalb, sich nicht verrückt machen zu lassen.
Zitat:
Er wäre so gern zu der Demonstration an diesem Sonnabend gegangen. Unter dem Motto „Leben ohne Hass“ haben in der Stadt lebende Flüchtlinge zu einem Treffen des friedlichen Miteinanders aufgerufen. Leider kann der junge Mann nicht dabei sein. Er leistet nämlich zur gleichen Zeit Dienst an den Cottbusern. Alaa Saeed Aldarf ist Assistenzarzt im örtlichen Klinikum.
Zitat:
Der 31-Jährige lebt gern in der Stadt, viele Kollegen sind längst zu Freunden geworden. Er geht in Cafés und auch mal auf eine Party. „Cottbus ist eine völlig normale Stadt. Als Arzt nehmen mich sowieso alle ernst, aber auch in der Stadt gab es nie Probleme“, erzählt er.
Zitat:
Der Chirurg ist im September 2015 aus Syrien nach Deutschland geflüchtet, machte in Berlin Sprachkurse und Arztprüfungen, dann verschickte er Bewerbungen und aus Cottbus kam schon einen Tag später ein Rückruf. Inzwischen ist er seit anderthalb Jahren hier. „Das Team und der Kontakt mit den Patienten – alles super, keine Vorurteile.“
Arztprüfungen, muß man hier die Kollegen von dieser Zeitung korrigieren, gibt es für diese ausländischen Ärzte leider keine. Es gibt nur einen praxisorientierten Sprachtest als Eignungstest.
Zitat:
Seit ein paar Wochen haben sich die Dinge aber verändert. Überfälle, Schlägereien, Messerattacken – insgesamt kaum eine Handvoll an der Zahl. Und völlig unklar, wer den berühmten ersten Stein warf – Flüchtlinge oder Neonazis? Aber die Emotionen schaukelten sich plötzlich hoch. „Partys meide ich zur Zeit“, sagt der Arzt. „Ich will nicht erleben, wie böse Worte fallen, wenn jemand zu viel getrunken hat.“ Erstmals überhaupt in seiner Zeit in Cottbus hat er in den vergangenen Tagen auf der Straße böse Blicke gespürt. Und auch eine Beschimpfung vernommen.
Zitat:
Will man mit deutschen Cottbusern über das Zusammenleben vor der jetzigen Krisensituation sprechen, also über den Normalfall, sind manche peinlich berührt. „Was soll ich denn jetzt sagen? Ist doch selbstverständlich, dass wir ein gutes Miteinander haben. Das ist doch nichts Besonderes“, erzählt die Leiterin eines Kindergartens, in den nicht nur Mädchen und Jungen aus anderen Ländern gehen, sondern auch Menschen verschiedener Nationen beschäftigt sind.
Zitat:
Hört man sich um, so hatten die meisten längst Kontakt zu Zugewanderten, oft auf so unspektakuläre Art, dass sie sich kaum erinnern. In der Arzt-Praxis, im Schnell-Restaurant, am Arbeitsplatz, wo auch immer. So ist das in einer internationalen Stadt, die Cottbus schon durch seine Universität seit langem ist.
Zitat:
In den Erzählungen über die Vergangenheit ist längst nicht alles eitel Sonnenschein. Aber wie sich die Geschichte seit wenigen Wochen auch mit medialer Unterstützung verselbständigt hat, können viele nicht fassen. „Wenn jetzt ein junger deutscher Mann in eine Fernsehkamera sagt, dass er sich abends aus Angst vor den Flüchtlingen nicht mehr aus dem Haus traut, dann nehme ich ihm das nicht ab. So ist die Situation nicht“, sagt ein 50 Jahre alter Unternehmer aus der Stadt.
Zitat:
Auch Saleh Knaiher ist geschockt vom Stimmungsumschwung in seiner neuen Heimat. „Bis vor drei Wochen war alles gut.“ Der 30 Jahre alte Syrer macht in Cottbus eine Ausbildung zum Erzieher. Seit zwei Jahren ist er in der Stadt, mit seinem kleinen Sohn und seiner Frau, die er nachholen konnte. „Eine ruhige Stadt mit netten, hilfsbereiten Menschen“, so hat er Cottbus kennengelernt.
Zitat:
In seiner Berufsschulklasse sind außer ihm nur Deutsche. „Sie unterstützen mich, wo sie nur können“, berichtet Saleh Knaiher. Auch von älteren Einwohnern der Stadt hat er viel Hilfe erhalten. „Wir dürfen nicht akzeptieren, dass einige sich ein Ende des guten Miteinanders wünschen“, appelliert er an seine Nachbarn. Deshalb geht er heute zu der Demo gegen Hass. „Ich hoffe, dass auch viele Deutsche kommen.“ Zu den Gewaltvorfällen sagt er: „Es gibt unter den Flüchtlingen Leute, die falsche Dinge tun. Sie müssen zur Verantwortung gezogen werden. Aber es sind Einzelfälle.“ Man dürfe nicht eine ganze Gruppe dafür verantwortlich machen.
Zitat:
Im Moment fühlt sich Saleh Knaiher unwohl in der Stadt: „Wenn sich die Stimmung weiter verschlechtert, muss ich mir über einen Umzug Gedanken machen.“
Die Gedanken von Alaa Saeed Aldarf gehen erst einmal nur bis zum heutigen Sonnabend und seinem Dienst in der Notaufnahme des Cottbuser Krankenhauses. An dem Tag findet nämlich neben der Demonstration gegen Hass noch eine weitere Veranstaltung statt. Das flüchtlingsfeindliche Bündnis „Zukunft Heimat“ hat ebenfalls eine Demonstration angemeldet. „Ich hoffe, dass ich einen ruhigen Dienst erlebe“, sagt der Cottbuser Arzt.
https://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1635657/
Ein sehr subjektiv aufgebauter Stimmungsartikel.
Na, und erst seit 3 Wochen. Schon im Mai 2017 weiß die Presse zu berichten:
Zitat:
Cottbus: Syrer stechen auf Party-People ein
Cottbus – In der Innenstadt ist es zu einer Prügelei zwischen Teilnehmern eines Junggesellenabschieds und mehreren syrischen Männern gekommen.
Dabei erlitten fünf Deutsche (28 – 33) Schnitt- und Stichverletzungen. Als die alarmierte Polizei eintraf, war die syrische Gruppe bereits verschwunden. Der Hintergrund des Streits ist unklar. Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU): „Ich bin erschüttert über eine derart aggressive und brutale Auseinandersetzung mit fünf Verletzten.“
http://www.bild.de/bildlive/2017/19-...8984.bild.html