Besser ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende?
43 Tage lang dauerte der Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan um die umstrittene Region Bergkarabach, die völkerrechtlich auf aserbaidschanischem Territorium liegt, jedoch seit 1994 mit armenischer Unterstützung als „Republik Arzach“ besetzt wurde.
Am Montagabend einigten sich die Konfliktparteien unter Vermittlung Russlands auf einen 9-Punkte-Plan zur Beendigung der Feindseligkeiten – doch dieser Plan kommt einer Kapitulation Armenien und seines Verbündeten, der selbst ernannten „Republik Arzach“, gleich.
Binnen 20 Tagen muss Armenien nach und nach seine Truppen aus Bergkarabach abziehen und die Kontrolle über etwa 80 Prozent des Gebietes an die Armee Aserbaidschans übergeben. Die letzten 20 Prozent des zu Aserbaidschan gehörenden Gebietes werden weiterhin von armenischen Beamten verwaltet, jedoch von knapp 2 000 russischen „Friedenshüter“-Soldaten bewacht.
Dazu wird ein etwa zehn Kilometer langer und fünf Kilometer breiter Korridor zwischen Armenien und dem kleinen Rest von Bergkarabach eingerichtet, der ebenfalls von russischen Soldaten bewacht werden soll und das vorerst für fünf Jahre.
Armenien hatte den Waffenstillstands-Vertrag mit diesen vernichtenden Bedingungen unterschrieben, nachdem Aserbaidschans Armee am Tag zuvor bis auf zwei Kilometer an die selbsternannte Hauptstadt von Bergkarabach – Stepanakert – herangerückt war und ein blutiger Häuserkampf um die letzten von Armenien gehaltenen Städte und Gebiete drohte.
In Aserbaidschan feierten die Menschen bereits in der Nacht und am Morgen den Sieg über Erzfeind Armenien. Diktator Ilham Alijew twitterte stolz: „Dies ist ein historischer Tag. Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um Bergkarabach wird beendet.“ Der Vertrag stelle „die Kapitulation Armeniens dar. Dieser Vertrag beendet die jahrelange Besetzung. Die Vereinbarung ist unser ruhmreicher Sieg!
Aserbaidschan hatte Krieg lange geplant
Am 27. September hatte Aserbaidschan eine groß angelegte Offensive gegen die Region Bergkarabach gestartet. Offiziell als Reaktion, „auf die ersten Schüsse, Artilleriefeuer, das von Armenien ausging“, so Diktator Alijew.
Mittlerweile ist aber klar: Aserbaidschan hatte den Angriff von langer Hand vorbereitet. Dafür wurden massig Kampfdrohnen eingekauft, im Sommer mit der Türkei Kriegsspiele absolviert und bereits seit Anfang September syrische Söldner durch den Hauptverbündeten Türkei angeworben.
Die 43 Tage Krieg zwischen den beiden Ländern offenbaren eine blutige Bilanz.
► Die armenische geführten Streitkräfte der „Republik Arzach“ räumten mehr als 1 300 tote Soldaten ein. Insider glauben, dass die tatsächliche Zahl drei- bis viermal so hoch sein könnte. Videos angreifender türkischer und israelischer Drohnen auf Seiten Aserbaidschans lassen ein wahres Massaker unter den Truppen Bergkarabachs und Armeniens vermuten.
► Aserbaidschan gab offiziell keine Opferzahlen unter seinen Truppen bekannt. Doch Beobachter rechnen mit mehreren Hundert Toten auf der Seite des aserbaidschanischen Militärs.
► Laut den Vereinten Nationen starben zudem mindestens 91 Zivilisten auf aserbaidschanischer Seite und 54 auf armenischer. Insgesamt 700 Zivilisten wurden zudem verletzt.
Bergkarabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Daraufhin folgte von 1992 bis 1994 ein Krieg mit 30 000 Toten. Hunderttausende Aserbaidschaner wurden damals vertrieben und ihre Städte und Dörfer – nach der Vertreibung – dem Erdboden gleich gemacht.....
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