Berlin -
Nach dem Mord an einem 40 Jahre alten Mann am Freitag im Kleinen Tiergarten ist am Samstagabend Haftbefehl gegen einen 49 Jahre alten Tschetschenen erlassen worden. Der Vorwurf: Mord aus Heimtücke.
Ermittelt wird derzeit „in alle Richtungen". Das bedeuten unter anderem, dass die Polizei einen Zusammenhang der Tat mit Drogenkriminalität prüft. Allerdings erhärtet sich auch der Verdacht, dass die Tat einen islamistischen Hintergrund hat.
Denn bei dem Ermordeten handelt es sich nach Informationen der Berliner Zeitung um den Georgier Zelimkhan K.. Der 40-Jährige war nach Berichten georgischer Medien in früheren Jahren Mitarbeiter des georgischen Innenministeriums und soll Verbindungen zum Geheimdienst des Landes gehabt haben.
Gefechte mit Islamisten im Jahr 2012
Möglicherweise steht der Mord von Moabit im Zusammenhang mit einer Auseinandersetzung vor sieben Jahren in Georgien: Ende August 2012 hatten islamistische Aufständische aus Dagestan in der georgischen Lopota-Schlucht mehrere Bewohner als Geiseln genommen. Tagelang lieferten sie sich Gefechte mit georgischen Spezialkräften. Dabei starben 14 Menschen, darunter auch drei Angehörige georgischer Spezialkräfte.
Der jetzt Ermordete gehörte der Anti-Terror-Abteilung des georgischen Innenministeriums an und soll Verbindungen zum Geheimdienst gehabt haben. Er stammte aus dem nahe gelegenen Pankisi-Tal, war dort gut vernetzt. Während der Gefechte trat er als Unterhändler des Ministeriums mit den Islamisten auf. Er hatte wohl einen guten Draht zu ihnen, weil er selbst im Tschetschenien-Krieg auf Seite der Rebellen gegen die Russen gekämpt.
Galt er für die deutschen Behörden als islamistischer "Gefährder"? Gleiches könnte auch für den als tatverdächtig festgenommenen Tschetschenen gelten: im Umfeld des Tatorts gibt es mehrere Moscheen und Treffpunkte, wo Islamisten aus dem Kaukasus zusammenkommen.
Mit dabei war der Drahtzieher des Anschlags auf den Flughafen Istanbul
Zu der Gruppe aus der Lopota-Schlucht gehörte auch der tschetschenische Islamist Achmed Tschatajew, der nach der Lopata-Schlucht festgenommen wurde, aber von einem Gericht in Tiflis freigesprochen wurde.
Dieser schloss sich der Terrororganisation „Islamischer Staat“ an und gilt als Drahtzieher des Anschlags auf den Istanbuler Flughafen 2016, bei dem 45 Menschen getötet wurden. Als wenig später georgische Spezialkräfte sein Haus stürmten, sprengte er sich in die Luft.
Drei Jahre nach den Gefechten wurde auf den am Freitag in Berlin Ermordeten ein Mordanschlag verübt, berichten georgische Medien. 2015 habe ein Mann versucht, ihn zu erschießen, ihn aber nur verwundet. Bereits 2009 habe es einen Versuch gegeben, ihn zu vergiften.
https://www.berliner-zeitung.de/berl...ssen--33059368