Seit den 80er Jahren besteht in Deutschland Einigkeit, dass der Mord an den Juden ein einzigartiges Verbrechen war. Jetzt wird dieser Konsens von links aufgekündigt: Wer so denke, befördere Rassismus....Einmal im Monat erscheint die Mitarbeiterzeitschrift des Auswärtigen Amtes „intern AA“. Sie geht an alle aktiven und ehemaligen Diplomaten des Hauses, an die deutschen Konsulate sowie an Interessierte in den Bundestagsfraktionen der Parteien.......Auf Seite acht stieß ich beim Blättern auf das Bild eines Straßenschilds in Berlin, das den Namen von George Floyd zeigt, des Schwarzen, der in Minneapolis im Würgegriff eines Polizeibeamten starb. Jemand hatte den ursprünglichen Namen überklebt, sodass es so aussah, als gäbe es jetzt in der Hauptstadt eine Straße, die an Floyd erinnert.
Ein kleines Schild, wie es manche Straßenschilder zur Erklärung tragen und das man bei der Umwidmungsaktion hatte stehen lassen, verriet, wessen Name ersetzt worden war: Es war der Name von Bernhard Weiß, dem jüdischen Vizepolizeipräsidenten, der von Joseph Goebbels als „Isidor Weiß“ geschmäht wurde und der sich nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nur durch großes Glück ins Exil hatte retten können.
Beim Mord an den Juden fallen im linksbürgerlichen Milieu die Hemmungen
Es gibt 9500 Straßen in Berlin. Es finden sich darunter Könige, Kirchenfürsten und Generäle als Namensgeber, auch Kaiser Wilhelm und die Hohenzollern haben bis heute ihren Platz im Gedenken der Stadt. Es hätte also viele Möglichkeiten gegeben, eine Straße in George-Floyd-Straße umzubenennen.
Warum wählt man ausgerechnet den Namen eines Mannes, der wie kaum ein anderer von den Nazis gehasst wurde, um ihn zu überkleben? Und warum findet das ohne jeden Kommentar seinen Eingang in die Mitarbeiterzeitschrift des Auswärtigen Amtes, also des Ministeriums, an dessen Spitze ein Mann steht, der von sich selbst sagt, dass er wegen Auschwitz in die Politik gegangen sei?
Weil genau das so gewollt ist. Das Bild ist ein Symbol, ein Zeichen. An die Stelle des Juden tritt die Person of Color, das ist die Botschaft.....
Jetzt heißt es, der Glaube an die Singularität des Judenmordes sei eine deutsche Zwangsvorstellung.
Wer darauf besteht, dass der Holocaust einzigartig sei, der denke provinziell, so lautet das Verdikt. Ja, schlimmer noch: Er leiste dem Rassismus Vorschub, weil er die Debatte um koloniale Verbrechen abwehre.
„Nachdrücklich lehnen wir die Monopolisierung von Unterdrückungserzählungen durch Staaten wie Deutschland ab, die historisch Unterdrücker waren“, heißt es in einer Erklärung, die 1500 Künstler und Künstlerinnen unterzeichnet haben. „Wir lehnen die Vorstellung ab, dass die Leiden und Traumata von Opfern politischer und historischer Gewalt gemessen und in eine Rangfolge gebracht werden können.“
Deutlicher kann man es nicht sagen: Lange genug haben die Juden das Gedenken monopolisiert, jetzt sollen sie sich gefälligst mal hinten anstellen. Der Holocaust war schlimm. Aber das Leid der Schwarzen war mindestens genauso schlimm.
Es gab schon einmal jemanden, der die Singularität der Judenvernichtung infrage stellte. Der Name des Mannes war Ernst Nolte. Seine Interventionen, dass der Gulag, also der Mord der Bolschewiki an den Revolutionsfeinden, ursprünglicher gewesen sei als der Holocaust, führten zu einer der schärfsten Debatten der Nachkriegszeit. Als die Sache entschieden war, galt Nolte als Geächteter....
Irgendwann gibt es auch keine Täter und Opfer mehr, weil jeder Mensch irgendwie schuldig ist
Dass die Juden im Opfergedenken den ersten Platz einnehmen, war in Teilen des migrantischen Milieus immer schon ein Ärgernis. Der Satz, dass die Muslime die Juden von heute seien, ist nicht nur so dahingesagt. Angesichts des manifesten Antisemitismus in der muslimischen Welt könnte man es als Fortschritt betrachten, wenn sich der Aggressor mit dem Objekt seiner Aggression identifiziert. Aber so ist das selbstverständlich nicht gemeint. Erstrebenswert erscheint allein der mit der Pogromgeschichte verbundene Opferstatus.....Kaum ein Deutscher hat Vorfahren, die einen Fuß nach Namibia oder Tansania gesetzt haben. Das koloniale Erbe Deutschlands ist relativ überschaubar. Man kann natürlich behaupten, dass Verantwortung unabhängig von der konkreten historischen Schuld besteht. Aber wer die Erinnerungskultur in dieser Weise globalisiert, landet in der Abstraktion. Dann gibt es irgendwann auch keine Täter und Opfer mehr, weil jeder Mensch irgendwie schuldig ist.....
https://www.focus.de/politik/deutsch..._13198851.html