TROTZ OMIKRON-WELLE
Europa macht sich locker
Omikron grassiert – und lässt überall in Europa die Corona-Infektionszahlen explodieren. Doch wegen der meist milden Verläufe und der vielerorts hohen Impfquoten lockern jetzt immer mehr Länder ihre Regeln.
▶︎ BILD gibt den Überblick, wer sich jetzt lockermacht.
Dänemark
Die Dänen müssen ab kommendem Dienstag (1. Februar) an den meisten Orten keine Masken mehr tragen oder ihre Impfnachweise vorzeigen.
Ministerpräsidentin Mette Freeriksen (44): „Wir sagen ‚Auf Wiedersehen‘ zu Einschränkungen und ‚Hallo‘ zu dem Leben, das wir vor Corona kannten.“ Die hohe Impfbereitschaft habe sich als „Superwaffe“ herausgestellt, so Frederiksen weiter.
Zuvor hatte die zuständige Experten-Kommission empfohlen, die meisten Beschränkungen auslaufen zu lassen. Trotz Mega-Inzidenz von 5000! Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Sieben-Tage-Inzidenz derzeit bei rund 1000.
England
England (Inzidenz 1021) hat am Donnerstag fast alle verbliebenen Maßnahmen aufgehoben!
Die konkreten Lockerungen:
▶︎ keine Maskenpflicht mehr in Innenräumen
▶︎ keine Kontrolle mehr von Impf- oder Testnachweisen bei Großveranstaltungen und in Clubs
▶︎ Homeoffice-Empfehlung wird aufgehoben
Allerdings muss man zumindest in London weiterhin in den öffentlichen Verkehrsmitteln Maske tragen. Auch einige Supermärkte rufen ihre Kunden weiterhin dazu auf.
Briten-Premier Boris Johnson (57) begründete die Entscheidung neben der hohen Booster-Quote auch damit, dass „Corona endemisch wird“. Heißt: Covid-19 führe ähnlich wie die Grippe zwar noch zu saisonalen Ausbrüchen – aber überlaste das Gesundheitssystem nicht.
Englands Konzept: Statt verordneter Pflichten wird jetzt auf Ratschläge und Empfehlungen gesetzt. Einzig positiv Getestete müssen sich weiterhin isolieren. Aber auch diese Maßnahme soll am 24. März fallen.
Österreich
Bei unserem südlichen Nachbarn Österreich (Inzidenz 2265) endet am Montag nach zwei Monaten der Knallhart-Lockdown für Ungeimpfte. Das kündigte Kanzler Karl Nehammer (49, ÖVP) am Mittwoch an.
Grund: Das Experten-Gremium hält die Maßnahme nicht mehr für sinnvoll. Unter anderem durften Ungeimpfte ihre Wohnung nur aus triftigen Gründen verlassen.
Trotz der hohen Infektionszahlen in der aktuellen Corona-Welle drohe keine Überlastung der Intensivkapazitäten in den Kliniken, hieß es vom Corona-Rat.
Trotzdem gilt weiterhin in vielen Bereichen – etwa beim Einkaufen – 2G. Dadurch dürfen Ungeimpfte weiterhin nur in Läden des täglichen Bedarfs wie Supermärkten oder Drogerien einkaufen.
Außerdem versprach Kanzler Nehammer: Sobald der Höhepunkt der aktuellen Corona-Welle erreicht sei, werde über eine Rücknahme weiterer Maßnahmen entschieden. Besonders umstritten ist die Sperrstunde in der Gastronomie ab 22 Uhr.
Holland
Auch in Holland (Inzidenz 2284) wurden die Maßnahmen in dieser Woche weiter zurückgefahren.
Die beschlossenen Maßnahmen:
► Geschäfte und Restaurants können in der Zeit von 5 bis 22 Uhr öffnen
► In Restaurants, Theatern und Kinos ist ein fester Sitzplatz erforderlich. Außerdem gilt 3G, es dürfen also nur Geimpfte, Genesene und Getestete rein.
► Fußballstadien dürfen wieder von Fans besucht werden. Auslastung: ein Drittel der normalen Kapazität. Bedeutet: In Hollands größtes Stadion, das vom Fußballverein Amsterdam, dürften bis zu 18 000 Fans rein.
► Wenn es möglich ist, sollen 1,5 Meter Abstand eingehalten werden. Zudem wird empfohlen, auch im Freien einen Mundschutz zu tragen. Zum Beispiel in belebten Einkaufsstraßen.
Ministerpräsident Mark Rutte (54): „Wir machen heute wieder einen großen Schritt. Lassen Sie uns dafür sorgen, dass sich die Niederlande weiter öffnen können. Wir haben uns für einen Geschäftsschluss von 22 Uhr entschieden. Wir haben die Hilferufe gehört und gehen ganz bewusst an Grenzen.“
Spanien
Spaniens (Inzidenz 1823) Regierung setzt sich dafür ein, dass Covid als endemische Krankheit eingestuft wird. Damit würde Corona de facto wie die Grippe behandelt: als Krankheit, mit deren saisonalen Ausbrüchen die Menschen leben können. Dieser Schritt sei „an der Zeit und notwendig“, sagte Gesundheitsministerin Carolina Darias (56) kürzlich.
Eine nationale Lockerungswelle folgte bisher nicht. Allerdings hat Katalonien – Inzidenz 3412 – in dieser Woche entschieden, die 3G-Regel (Zutritt nur für Geimpfte, Genesene und Getestete) etwa für Bars, Restaurants und Fitnessstudios abzuschaffen.
Begründung: Während der Omikron-Welle verliere das Impf-Zertifikat an Aussagekraft. Denn die neue Variante umgehe in vielen Fällen die Immunantwort, hieß es vom Experten-Rat der katalanischen Regierung.
Frankreich verschärft UND lockert
In Frankreich (Inzidenz 3756) gilt seit Montag für Menschen über 16 Jahren der Impfpass. Damit sind weite Bereiche des öffentlichen Lebens nur noch Geimpften und Genesenen zugänglich.
Ein negativer Corona-Test reicht seitdem nicht mehr aus, um in Cafés, Restaurants und Züge reinzukommen. Das französische Parlament hatte das Gesetz nach zwei Wochen heftiger Debatten Mitte Januar verabschiedet. Die Strafe für das Vorzeigen eines falschen Impfpasses wurde von 135 Euro auf 1000 Euro angehoben.
Allerdings gab es auch Lockerungen: Ab dem 2. Februar fällt die Maskenpflicht im Freien weg. Die Pflicht zu mindestens drei Tagen Homeoffice in der Woche wandelt sich in eine bloße Empfehlung. Außerdem sollen Discos wieder öffnen und Konzertveranstalter dürfen wieder Stehplätze anbieten.
Deutschland lässt Maßnahmen unverändert
In Deutschland hatten die Regierungschefs dagegen beim Corona-Gipfel am Montag beschlossen, die geltenden Maßnahmen beizubehalten.
„Selbstverständlich betrachten wir auch die Entwicklung in unseren Nachbarstaaten“, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Mittwoch.
Für Deutschland sei der Zeitpunkt für Lockerungen aber noch nicht gekommen. „In anderen Ländern mit einer anderen Impfquote mag das anders sein“, so der Sprecher weiter.........
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