.....Seit 13 Jahren versucht der Berliner Unternehmer Kurt Krieger (Möbel Höffner, Möbel Walter, Möbel Kraft) in Pankow Wohnungen und Gewerbegebäude zu errichten. Seitdem legt man ihm Steine in den Weg.
Krieger erwarb 2009 das Gelände des ehemaligen Rangier- und Güterbahnhofs (34 Hektar) zwischen den S-Bahnhöfen Pankow und Heinersdorf.
Zuerst wollte er neben Wohnungen ein Einkaufszentrum bauen. Das wurde vom damaligen Bausenator Michael Müller (SPD) verhindert. Senat und Bezirksamt zwangen Krieger zu immer neuen Zugeständnissen: Er sollte auf eigene Rechnung Schulen und Kindertagesstätten bauen, ein Erholungsgebiet anlegen und 30 Prozent der Wohnungen für Sozialmieter reservieren.
Krieger erklärte sich mit allem einverstanden, bauen darf er dennoch nicht. Denn zwischen den alten Bahngleisen leben kleine Kreuzkröten, die nach Brandenburg umgesiedelt werden müssen. Gegen die Umsiedlung klagt der Naturschutzbund (Nabu). Und also werden 2000 Wohnungen, zwei Kindertagesstätten, zwei Schulen, ein Möbelhaus und sämtliche Gewerbegebäude nicht gebaut. Eine Gesamtinvestition von rund einer Milliarde Euro bleibt liegen. Arbeitsplätze, Umsatz, Steuereinnahmen – alles futsch.
Am letzten Mittwoch appellierte Krieger an die Regierende Bürgermeisterin Giffey (SPD), ein Machtwort zu sprechen. Sie hat den Wohnunmgsbau zur „Chefinnensache“ gemacht. Jetzt sind wir gespannt, ob die Chefin durchgreift oder eine zahnlose Tigerin bleibt.
Und Pankow ist nicht der einzige Fall, der zur Chefinnensache werden sollte. Überall in Berlin wird Wohnungsbau verhindert. Zum Beispiel auch in Charlottenburg auf einem ehemaligen Eisenbahngrundstück am Bahnhof Westkreuz (Holtzendorffstraße, 16 Hektar). Hier wollte ein Investor 900 Wohnungen bauen, nur auf einem Fünftel der Fläche, den Rest wollte er in einen Park verwandeln.
Aber auch dieses Fünftel der Bebauung war der rot-rot-grünen Mehrheit im Bezirk zu viel, es gibt kein Baurecht, das ganze Areal soll eine „Frischluftschneise“ bleiben. „Wir wünschen uns an dieser Stelle echten zusätzlichen Freiraum für die Bürgerinnen und Bürger“, sagt Baustadtrat Fabian Schmitz-Grethlein (SPD). Das kann sein, aber vielleicht wünschen sich die Bürgerinnen und Bürger ja auch eine Wohnung in der sie wohnen können. Und was ist denn wichtiger, wenn beides fehlt: ein „Freiraum“ oder ein Dach über dem Kopf?
Schön, dass Frau Giffey den Wohnungsbau zur Chefinnensache macht. Doch das reicht nicht aus, wir müssen umdenken: Wenn wir neue Wohnungen brauchen, dann können wir es nicht allen recht machen. Dann gibt es eben mal einen Park weniger und dann muss die Kröte weichen.
Es hätte nie eine Stadt in dieser Welt gebaut werden können, wenn dafür nicht Nachteile gegenüber dem natürlichen Zustand in Kauf genommen worden wären. Der Naturschutz muss sich mit den Interessen der Menschen die Waage halten. Sonst blockiert er alles, macht den Neubau unmöglich und führt zur Wohnungsnot. Wollen wir das?
https://www.bz-berlin.de/berlin/kolu...cht-bauen-kann