Zu diesem Zeitpunkt hatte sie gerade ihre Tochter zur Welt gebracht und konnte selbst nicht arbeiten gehen. "Das war eine schwere Zeit", sagt Selina R. "doch wir konnten einfach nicht mehr die Miete zahlen, und eines Tages kam der Brief, in dem wir aufgefordert wurden, sofort auszuziehen."
Wohnungssuche blieb erfolglos
Die Gemeinde March half für sechs Monate bei der Mietzahlung. In dieser Zeit trennte sich Selina R. von ihrem Mann und suchte ein neues Zuhause für sich, ihre Tochter und ihren Sohn, der bereits unterwegs war. Doch die Suche blieb ohne Erfolg. Und weil keine freie Sozialwohnung in der March zur Verfügung stand, wurde die junge Mutter von der Gemeinde in Container Nummer fünf untergebracht.
Das war im April 2015. "Ich weiß noch, als ich den Container zum ersten Mal gesehen habe, da war er fast leer. Nur ein Bett, ein Schrank und ein Tisch standen drin, und ich habe mich gefragt, wie das funktionieren soll?", sagt Selina R., die auf einem halben Sofa sitzt. Umgeben von Wäsche, Spielzeug und Decken.
Zu Dritt in einem Container
Der hintere Teil des Containers wird vollständig durch ein Bett ausgefüllt, in dem Selina R. mit ihrem 13 Monate alten Sohn schläft. Daneben steht ein kleines Kinderbett für das zweieinhalbjährige Mädchen. Eine Kommode trennt den Schlafbereich von der kleinen Sitzecke im vorderen Teil. Ein vollgepackter Schrank nimmt die linke Containerseite ein. Hier lagert Selina R. neben Kleidern, Bettwäsche und Windeln auch Lebensmittel.
"In der Küche habe ich zwar ein kleines Regal, aber Sachen, die dort stehen, sieht man nie mehr wieder", sagt Selina R., die für sich und ihre Kinder in der Containerküche kocht.
Auch das Thema Bad ist ein Problem.
"Eigentlich wurde ausgemacht, dass ich für mich und meine Kinder eine eigene Toilette bekomme, einfach aus hygienischen Gründen", sagt die 25-Jährige. "Leider halten sich die Anderen nicht an diese Vereinbarung, ich finde dort regelmäßig Zigarettenstummel."
"Anfangs hatte ich schon Vorurteile, aber die haben sich schnell in Luft aufgelöst." <cite>Selina R.</cite>
Die Anderen, das sind Flüchtlinge aus Eritrea und Serbien, Paare und Alleinstehende. Andere Familien leben hier nicht. "Anfangs hatte ich schon Vorurteile, aber die haben sich schnell in Luft aufgelöst. Alle, die hier wohnen, sind sehr nett und herzlich.
Ich wünschte nur, sie würden sich an den Putzplan halten", sagt die junge Mutter.
Ein weiterer Punkt macht ihr Sorgen: der Zigarettenkonsum in den Containern. "Meine Kinderärztin hat mich schon gefragt, wie viele Packungen ich täglich rauche, dabei bin ich Nichtraucherin", sagt Selina R. Das Problem sei, "dass alle anderen rauchen, und zwar überall, obwohl sie wissen, dass es nicht erlaubt ist".
Keine Unterstützung von der Gemeinde
Seit Selina R. in Container Nummer fünf einzog, sucht sie nach einer neuen Wohnung. Bisher ohne Erfolg. Unterstützung von der Gemeinde erhalte sie bei der Suche – im Gegensatz zu den Flüchtlingsfamilien – nicht. "Im August haben zwei Frauen hier Kinder zur Welt gebracht, für die wurden von der Gemeinde Wohnungen organisiert", sagt die junge Mutter. "Mir wird dagegen gesagt, dass ich froh sein kann, ein Dach über dem Kopf zu haben. Um alles andere muss ich mich selber kümmern."
Das größte Problem bei der Wohnungssuche sind für Selina R. die Vorurteile. "Vermieter denken, dass ich mit meinen Kindern im Container wohne, weil ich keine Miete zahlen kann, doch das stimmt nicht", sagt die 25-Jährige. "Ich zahle auch hier 500 Euro Miete im Monat." Der Betrag ergibt sich aus einer Pro-Kopf-Pauschale. Die Kinder zählen zusammen als eine Person. "Mein größter Wunsch ist es, dass uns jemand eine Chance gibt und wir eine kleine Wohnung finden. Mittlerweile ist es mir auch völlig egal wo."
Die Kinder haben sich an das Leben im Container gewöhnt
Sie ergänzt:
"Hauptsache, die Kinder haben ein eigenes Zimmer und ich muss nicht jedes Mal ein Desinfektionsspray mit ins Bad nehmen, wenn sie auf die Toilette müssen." Die Kinder bekommen von alle dem nichts mit. Sie haben sich an das Leben im Container gewöhnt. "Wenn wir bei Freunden sind, hat meine Tochter schon gefragt, ob wir nachher wieder nach Hause ins Zimmer gehen", sagt R., "da musste ich wirklich schlucken. Ich will nicht, dass meine Kinder diesen Container als ihr Zuhause sehen. Sie haben ein schöneres Zuhause verdient, deshalb werde ich weiter suchen."
Wie geht die Gemeinde damit um?
Die Anlage, so erklärt Hauptamtsleiter Joachim Heinrich, gelte auch als Obdachlosenunterkunft. Und Frau Selina R. mit ihren zwei Kindern sei ein Fall von Obdachlosigkeit. Seit Oktober 2014, als sie noch in der Holzhauser Wohnung lebte, die ihr gekündigt wurde. Um die drohende Obdachlosigkeit abzuwenden, wies sie die Gemeinde in diese Wohnung ein, was für maximal sechs Monate zulässig war, wobei March die Miete übernahm (
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