Die Bischöfe und ihr Hofstaat
Fürstliche Gehälter auf Steuerzahlers Kosten
An dieser Stelle eine ganz einfache Frage: Was verdienen Sie im Monat? Weniger als etwa 6.000,00 Euro im Monat? Dann gehören Sie zu der großen Schar von Steuerzahlern, die gemeinsam dafür zahlen "dürfen", dass wenigstens die katholischen Bischöfe und die evangelischen Landesbischöfe in unserem Land ein "angemessen-fürstliches" Salär bekommen. Die Gehälter von Bischöfen und Landesbischöfen bezahlt nämlich nicht etwa die Kirche – die bezahlt in nahezu allen Bundesländern der Staat! Ausnahmen sind nur die beiden Stadtstaaten Hamburg und Bremen. Bei ungefähr 8.000 Euro Grundgehalt beginnt das; Erz- und evangelische Landesbischöfe oder Kardinäle bekommen bis zu 12.000,00 Euro monatlich Grundgehalt, ab 2014 erstmals sogar teilweise über 12.000,00 Euro (Gehaltsstufe B 10 z. B. beim Kardinal von München und Freising und dem evangelischen Landesbischof von Bayern). Und das, obwohl sie mietfrei wohnen und über Dienstkarosse mit Chauffeur verfügen und noch weitere Zulagen erhalten.
Die Eminenzen fahren S-Klasse – der sie unterhaltende Steuerzahler fährt S-Bahn.
Für den Bischof und alle Pfarrer und Priester gilt: Nur der ihnen geschenkte Mietwert der Dienstresidenz bzw. Pfarrwohnung (der meist auch noch künstlich niedrig gehalten wird) muss als so genannter "geldwerter Vorteil" bei der späteren Einkommensteuerberechnung mit angerechnet werden. In die Arbeitslosenversicherung und Rentenversicherung zahlen die Kleriker nichts, und bei der Krankenversicherung bekommen sie entsprechend den Beamten 50 % Rabatt. Das heißt: Von ihrem Bruttogehalt bleibt ihnen weit mehr als den normalen Arbeitnehmern.
Eine äußerst lukrative Angelegenheit für die Kirchenführer ...
Das ist aber noch längst nicht alles: Die bereits genannten Bundesländer bezahlen auch noch Weihbischöfe, Dignitäre, Kanoniker, Domkapitulare, Oberkirchenräte, Dom-Mesner, Leiter von bischöflichen Knabenseminaren usw. – sogar das Brimborium wie den Weihrauch für die Dom-Messen bezahlt der Staat. Eben alles, was zu einem feudalen Hof-Staat (im Staate) gehört.
Allein das Bundesland Bayern zahlte im Jahr 2000 für derartige Zwecke die stolze Summe von rund 121 Millionen DM (62 Millionen Euro) allein an die sieben (!) katholischen Bistümer im Freistaat – von den "Jahresrenten für 7 Bischöfe/Erzbischöfe" und "60 Kanoniker" über "Dienstentschädigungen für 7 bischöfliche Sekretäre" und "Einkommensergänzungen der 15 Leiter und 33 Erzieher an den bischöflichen Priester- und Knabenseminaren" bis hin zu den "Beiträgen zum Sachbedarf der Domkirchen" (Carsten Frerk, Finanzen und Vermögen der Kirchen, Aschaffenburg 2002, S.104). Die evangelische Kirche Bayerns musste sich proporzmäßig mit knapp 40 Millionen DM (20,1 Millionen Euro) begnügen – weil die Protestanten gegenüber den Katholiken in der Unterzahl sind und sie nur einen Bischofssitz haben. Dafür hat man ihnen einen eigenen Posten für "Orgeln, Glocken, Uhren" eingerichtet – immerhin ca. 95.000 Euro im Jahr ...
10 Jahre später, im Jahr 2010, hatte sich daran noch immer nichts geändert. Spiegel-TV recherchierte: Obwohl die katholische Kirche in Bayern pro Jahr 1,2 Milliarden Euro an Kirchensteuer einnimmt, zahlt der Freistaat Bayern darüber hinaus laut Haushaltsplan: "Die Gehälter von sieben Erzbischöfe und Bischöfen, von 12 Weihbischöfen, 14 Dignitären, 60 Kanonikern, 12 Domvikaren, sieben Generalvikaren, sieben Ordinariats-Offiziaten, sieben Dom-Mesnern, 15 Direktoren und 33 Erziehern an bischöflichen Priester- und Knabenseminaren usw. usw." (8.6.2010;
http://www.spiegel.de/politik/deutsc...699422,00.html)
Und in den anderen Bundesländern ist es vergleichbar.
Im Verhältnis zu den Gesamt-Subventionen des Staates an die Kirchen sind solche Beträge eher "Kleinigkeiten". Aber sie zeigen das Prinzip: Hier werden, mitten in einer Demokratie, in schamloser Weise längst überholte Relikte aus feudaler Zeit konserviert. Eine Minderheit ohnehin betuchter und übermäßig umsorgter Kleriker lebt auf Kosten der zahlenden Mehrheit wie die Maden im Speck.
Und Jesus von Nazareth war ein einfacher Zimmermann, der wie seine Jünger von seiner Hände Arbeit lebte. Einem Mann, der ihm nachfolgen wollte, warnte er: "Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege" (Lukasevangelium 9, 57).
Bei den Kirchenfürsten gilt nicht nur hier das völlige Gegenteil: Als Kardinal, Bischof und Hochwürden ist man finanziell gleich mehrfach privilegiert und muss sich nicht um seinen Lebensunterhalt kümmern. Ja, man wird sogar für seine Gebete fürstlich vom Staat bezahlt. Da lässt´s sich natürlich leicht predigen: "Die Füchse haben Gruben ..."