Hauptbeschuldigter soll nicht geschlagen haben
Wende im Fall des auf dem Berliner Alexanderplatz zu Tode geprügelten Jonny K.: Der bisher als Hauptbeschuldigter geltende soll die Verletzungen des 20-Jährigen nicht verursacht haben.
Im Fall des am Berliner Alexanderplatz im vergangenen Herbst zu Tode geprügelten Jonny K. wird wohl bereits Mitte Januar Anklage gegen die Beschuldigten erhoben. Dies erfuhr die "Berliner Morgenpost" aus Ermittlerkreisen.
Zudem scheint sich in dem Fall eine Wende anzubahnen: So soll der bisher als Hauptbeschuldigter geltende Onur U. (21) die folgenschweren Verletzungen des 20-Jährigen nicht selbst verursacht haben.
Zwar sei die Situation laut Angaben eines Ermittler durch sein Handeln entstanden, auch soll er den Begleiter von Jonny K. mit einem "Hagel von Schlägen eingedeckt" haben. Jonny K. selbst habe er nach bisherigen Erkenntnissen allerdings gar nicht berührt.
Der 21-Jährige, früher Amateurboxer und Neffe eines bekannten Profiboxers, hält sich immer noch in der Türkei auf. Jonny K., Sohn einer Thailänderin und und eines Deutschen, wurde am 14. Oktober unweit des Alexanderplatzes in Berlin-Mitte attackiert, weil er seinem Freund helfen wollte.
Verprügelter wurde reanimiert
Der Notarzt reanimierte den Verprügelten noch, der dann einen Tag später in der Klinik starb. Die Ermittler gehen davon aus, dass der in die Türkei geflüchtete Onur U. sich kurz vor Prozessbeginn stellen wird. Damit hätte er die Zeit der Untersuchungshaft für sich verkürzt. Zudem könne er bei guter juristischer Verteidigung mit einer Bewährungsstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung – begangen an dem Begleiter von Jonny K. – rechnen.
Für dem Tod an K. kämen demnach zwei Verdächtige in Betracht. Frühere Aussagen von Freunden des Verstorbenen, wonach alle sechs Männer im Kreis um das Opfer gestanden und zugetreten hätten, lassen sich nach Informationen dieser Zeitung nicht halten.
"Letztlich ist es so, dass ein junger Mann zu Tode geprügelt wurde, weil er einem Freund helfen wollte. Es wird geringe Strafen geben, und das nicht einmal für alle Beteiligten", so ein Kriminalbeamter. "Das ist unerträglich und leider nicht das deutliche Signal an Gewalttäter, die jeden Tag die Straßen dieser Stadt unsicher machen."
http://www.welt.de/vermischtes/weltg...gen-haben.html