ZDF: Nun sagt Ihre designierte neue Parteivorsitzende "GroKo ist Mist". Und sie meint damit eher den Schaden für das Parteiensystem, für die Gesellschaft insgesamt. Ist denn aus Ihrer Sicht nicht auch ein schnelles Ende der Großen Koalition der bessere Weg?
Kühnert: Wir machen das nicht um unserer selbst willen, auch wenn uns das manchmal unterstellt wird. Ich bin mit den Jusos nicht gegen die Große Koalition gewesen, weil es der SPD schlecht geht. Sondern, wie Sie gerade richtig sagen, weil wir das für die Demokratie auf Dauer schwierig finden. So ist es auch im Moment. Einfach nur raus, raus, raus zu sagen, löst aber noch kein Problem, weil man ja ein paar Fragen beantworten muss.
ZDF: Aber ein Teil Ihrer Organisationen, die aus Bayern, haben ja gesagt: "Am Nikolaus ist GroKo aus."
Kühnert: Ja, manchmal muss man Politik mit ein paar Sätzen zuspitzen. Aber wir haben einen Beschluss bei den Jusos gefasst, dass unsere Positionen unsere Position bleibt. Wir sind keine Anhänger der Großen Koalition, wir wollen sie auch nicht bis zum Ende durchziehen. Aber wir verlangen der neuen Spitze, und das war zu einem Zeitpunkt, als wir noch nicht wussten, wer es wird, nicht ab, in einer Schrittfolge A, B, C da rauszugehen. Weil wir schon wissen, dass Politik auch ein gewisses logisches Handeln erfordert. Und dass da draußen 82 Millionen Deutsche sitzen, die erwarten, dass man mit ihrem täglichen Leben und den Rahmenbedingungen auch pfleglich umgeht. Pfleglich heißt nicht eine Regierung, die sichtbar an Rückhalt verliert, auf Teufel komm raus am Leben zu halten. Aber es heißt eben schon, klug vorzugehen. Und das heißt, wir warten jetzt unseren Parteitag erstmal ab.
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