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Mittelalter und frühe Neuzeit http://upload.wikimedia.org/wikipedi...px-Templar.jpg http://bits.wikimedia.org/static-1.2...gnify-clip.png
Templer küsst Kleriker von hinten (Manuskript-Illustration, ca. 1350)
Bis zum 13. Jahrhundert war Sodomie in den meisten Ländern Europas nicht strafbar, sondern lediglich eine von vielen Sünden in den kirchlichen
Bußbüchern. Das änderte sich jedoch im Rahmen der
Kreuzzugspropaganda gegen den
Islam, die den Begriff der Sodomie politisierte.
Mohammed, der „Feind der Natur“, habe die Sünde der Sodomiter unter seinen Leuten popularisiert, hieß es in den zeitgenössischen Pamphleten. Die
Sarazenen würden Bischöfe vergewaltigen und christliche Knaben für ihre fleischlichen Begierden missbrauchen. Nur wenig später gehörte die Sodomie auch zu den Standardvorwürfen gegen die
Häretiker, so dass
ketzern im
Mittelhochdeutschen zum Synonym für „sodomitisch verkehren“ wurde. (Gleiches geschah in Frankreich mit
bougrerie und in England mit
buggery, die sich beide vom Namen der
Bogomilensekte ableiten.)
Im Rahmen dieser Hetze wandelte sich zwischen 1250 und 1300 die Sodomie von einer zwar sündigen, aber meist völlig legalen Praxis zu einer Handlung, die fast überall in Europa mit der
Todesstrafe belegt wurde. Sie war jedoch weiterhin vor allem ein Mittel der Denunziation und der politischen Intrige, wie im Fall der Ermordung von König
Eduard II. oder der Zerschlagung des
Templerordens. Darüber hinaus wurde sie in der Regel nur geahndet, wenn eine Handlung den sozialen Frieden empfindlich gestört hatte, z. B. bei einer Vergewaltigung oder der Sodomitisierung von Kindern. Die Gerichte beschäftigten sich in der Realität viel öfter mit Fällen von außerehelichem
Geschlechtsverkehr zwischen einem Mann und einer Frau als mit gleichgeschlechtlichen Handlungen unter Männern, bargen Letztere doch wenigstens nicht die Gefahr des
illegitimen Nachwuchses.
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