Integration oder Parallelgesellschaft?

MANNHEIM.. Die Stadt Mannheim will einen muslimischen Kindergarten in einem Problemviertel einrichten. Doch nicht alle Kommunalpolitiker halten dies für sinnvoll. Eine Entscheidung des Gemeinderates steht noch aus. Die Verwaltung unter SPD-Oberbürgermeister Peter Kurz will mit der Tagesstätte vor allem türkische Familien erreichen, die bislang städtische oder christliche Angebote meiden. Der Trägerverein "Muslimischer Kindergarten" sieht mit dem Projekt Chancen, den Weg zur deutschen Sprache zu ebnen. Obwohl muslimischer Glaube gelehrt wird, soll in dem Kindergarten nur Deutsch gesprochen werden.

Die Grünen in Mannheim befürworten die Idee. Allerdings sei der Standort schlecht gewählt, da im Stadtteil Jungbusch sehr viele Türken wohnten, und es sei zu befürchten, dass nur Kinder mit Migrationshintergrund angesprochen werden. Von Integration könne dann nicht mehr die Rede sein. Dagegen lehnt der Kreisverband der Jungen Union die Schaffung einer muslimischen Betreuungseinrichtung kategorisch ab. Nikolas Löbel betont: Ein Kindergarten, der von der Deutsch-Türkischen Gesellschaft als Dachorganisation geführt werden würde, stellt für ihn eine Resignation der Stadtverwaltung in Sachen Integrationsbemühungen dar. "Dieses Modell fördert geradezu die Parallelgesellschaft", so Löbel.

Ganz ähnlich äußert sich der Mannheimer Caritasverband. Es bestehe die Gefahr, dass in einem von einer türkischen Vereinigung getragenen Kindergarten eine Sprachgruppe unter sich bleibe.

Auf der anderen Seite steht der Chef der SPD-Gemeinderatsfraktion, Stefan Fulst-Blei. Er findet das Projekt positiv, weil hier die Muslime ihren Beitrag zu ihrer Integration leisten wollten. Er hält es für fatal, wenn man ihnen die Tür vor der Nase zuschlagen würde: Integration sei auch bei den Kleinsten kein Selbstläufer.
KOTZ