Zur Verpflegung der Flüchtlinge in Aufnahmelagern werden dringend Caterer gesucht. Die öffentlichen Ausschreibungen sind interessante Beispiele, wie sich Willkommenskultur in Beamtendeutsch ausdrückt.
In einer Ausschreibung des Landesamtes für Ausländerangelegenheiten Schleswig-Holstein für eine Erstaufnahmeeinrichtung für 450 Asylsuchende in Kiel heißt es beispielsweise: "Aufgrund der unterschiedlichen untergebrachten Personen und Nationalitäten ist auf religiöse und ethnische Belange Rücksicht zu nehmen."

Der an der Ausschreibung interessierte Lieferant wird auf den angestrebten "humanen Vollzug des Aufenthaltsrechts" hingewiesen und die deutsche Willkommenskultur mit dem "Ziel einer gelungenen Integration für alle Aufzunehmenden". Auch Caterer sollen sich also an der Integration der Asylbewerber in Deutschland beteiligen.


In der Praxis heißt das zum Beispiel: Flexible Essenszeiten. Zwar sind die Zeiträume von je zwei Stunden für Frühstück, Mittag- und Abendessen von der Ersteinrichtung vorgegeben. Der Caterer muss aber dennoch beweglich bleiben: "In bestimmten Fällen sind variable Öffnungs- und Ausgabezeiten vorzusehen, um zum Beispiel den Vorgaben des Ramadan (islamischer Fastenmonat) gerecht zu werden."
Die Stadt Wiesbaden beispielsweise suchte für Notunterkünfte mit 700 sowie 300 Flüchtlingen zwei Cateringbetriebe, die täglich drei Mahlzeiten anliefern. Dabei dürften keine Produkte verwendet werden, die Alkohol oder Alkoholaromen enthalten, hieß es in der Anfrage. Und weiter: "Es müssen ausschließlich schweinefleischfreie Gerichte bereitgestellt werden. Dazu gehört auch der Verzicht auf Schweinefleischbestandteile in Bratenfett u.ä. Es ist auch darauf zu achten, dass die Speisen weitgehend laktosefrei sind."
Die Stadt Leipzig weist zudem darauf hin, dass auch frisches Obst zur Versorgung der Asylbewerber gehört. Aufgrund des meist hohen Anteils an Flüchtlingen muslimischen Glaubens sei bei den Mahlzeiten zudem kein Schweinefleisch zu verwenden, schreiben auch die Auftraggeber der sächsischen Großstadt. "Als 'Ersatz' ist Huhn, Rind, Truthahn und Fisch einzusetzen. Für bestimmte Ethnien und Personen ist auch eine fleischlose Option anzubieten."
http://www.welt.de/wirtschaft/articl...st-billig.html